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Isis

Isis

Titel: Isis
Autoren: Brigitte Riebe
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hätte er auf der Stelle auf Basa eingeschlagen. Es gelang ihm aber, den Impuls rechtzeitig zu unterdrücken. Hier war die Möglichkeit, den Spuk so rasch wie möglich zu beenden. Die Lösung, nach der er so lange vergeblich gesucht hatte, lag direkt vor ihm.
    »Ein durchaus interessantes Angebot«, sagte er, noch immer zum Fenster gewandt. »Aber natürlich müsste alles unter uns bleiben.«
    »Kein Wort wird jemals über meine Lippen kommen«, beteuerte Basa, offensichtlich hin- und hergerissen zwischen Angst und leise aufkeimender Freude. »Das schwöre ich dir!« Immerhin hatte Montemhet ihn angehört. Immerhin schien der Stadtfürst sich ernsthaft mit dem Angebot zu beschäftigen! Vielleicht war ja doch nicht alles verloren, und das Schlimmste ließ sich noch abwenden. »Du kannst dich auf mich verlassen. Eher sterbe ich, bevor ich dich verraten würde!«
    »Setz dich!«, verlangte Montemhet und drehte sich langsam wieder zu Basa um. »Und beginne am besten ganz von vorne.
    Ich möchte alles genau wissen.«
     
    oooo
     
    Inzwischen wusste Pacher, wo Meret wohnte, wie sie ihre Tage verbrachte, wann sie zum Einkaufen auf den Markt ging. Er beobachtete, dass sie sich oft mit einer Frau von auffallender Schönheit traf, aber sein Interesse war jetzt nicht auf Schönheit gerichtet. Manchmal kam auch ein junger Mann dazu, ein Schreiber, wie seine Utensilien erkennen ließen, offenbar der Freund oder gar der Bräutigam der unbekannten Schönen.
    Schließlich brachte er in Erfahrung, dass die drei heimlich eine Hochzeitsfeier vorbereiteten. Dass Meret heiraten würde, konnte er sich kaum vorstellen, wenngleich er ihr das Gelübde, von dem sie gesprochen hatte, nie recht abnahm.
    Welche Rolle spielte sie also dabei?
    Beinahe bedauerte Pacher, dass er das vermutlich niemals erfahren würde, denn der Termin der Hochzeit schien ihm der bestmögliche Zeitpunkt, um endlich zu bekommen, wonach er sich so lange gesehnt hatte: Genugtuung.
    Seine Anzeige über den gestohlenen Goldreifen lag längst bei der Polizei. Und er hatte sich den Hinweis erlaubt, dass eben diese Hochzeitsfeier eine günstige Gelegenheit sein würde, die freche Diebin zu fassen.
    Jetzt blieb ihm nur eines übrig: abzuwarten und der perfekt eingefädelten Intrige ihren Lauf zu lassen.
     
    oooo
     
    »Du bist die schönste aller Bräute!«, flüsterte Meret, als Isis neben Anu ihr Elternhaus betrat. Ein Kranz aus blauen und weißen Blüten ließ ihre Augen schimmern. Um ihren Hals hing eine Silberkette, das Hochzeitsgeschenk ihres Bräutigams.
    »Und ich bin der glücklichste Mann der Welt!«, sagte Anu, der seinen Blick nicht von Isis lassen konnte. »Mein ganzes Leben habe ich mich nach diesem Tag gesehnt. Ich kann noch immer nicht ganz glauben, dass ich nicht nur träume!«
    »Träum ruhig weiter!«, sagte Isis lächelnd. »Das ist es nämlich, was ich so an dir mag.«
    Beide kosteten von dem Salzgebäck, das Meret ihnen reichte, dann gaben sie sich die Hände über einem Teller, auf dem ein Skarabäus abgebildet war.
    »Du bist mein Gatte.«
    »Du bist meine Gattin.«
    Sie sagten die Worte so innig, als wären sie ein Gebet. Aus ihren Gesichtern strahlte das Glück, das sie gemeinsam gefunden hatten.
    Meret hatte mit den Frauen der Steinmetzen ein Festmahl vorbereitet, zu dem nach und nach immer mehr Gäste kamen, darunter auch einige von Anus Schreiberkollegen. Zu gebratenen Tauben und Enten wurden Wein und selbst gebrautes Bier aufgetragen, und die Stimmung war fröhlich und ausgelassen.
    »Ich habe es ihm immer noch nicht gesagt«, gestand Meret, als sie mit Isis die Krüge nachfüllte.
    »Weshalb? Anu würde sich freuen, dich als Schwester zu bekommen. Du musst es ihm endlich sagen!«
    »Ich weiß. Aber nicht heute. Heute ist euer Tag«, sagte Meret. »Ich wünschte nur, es gäbe nicht Khays schreckliche Drohung. Hast du ihn wieder einmal gesehen?«
    »Seit Tagen nicht mehr«, sagte Isis. »Er ist der Arbeit in der Tempelwerkstatt einfach fern geblieben. Keiner weiß, wo er steckt. Sie werden ihn bald rauswerfen, wenn er so weitermacht.«
    »Und Anu?«, fragte Meret. »Wie hat er reagiert, als du ihm von Khays Drohung erzählt hast?«
    »Anu glaubt es natürlich nicht. Sein großer Bruder — für ihn ist Khay noch immer eine Art Held. Er hat ihn angebetet, seit er denken kann. Wahrscheinlich würde er Khay noch verteidigen, während der ihm schon die Gurgel zudrückt.«
    »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Meret. »Besonders du.«
    »Das werden
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