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Isartod

Isartod

Titel: Isartod
Autoren: Harry Kämmerer
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Kennwort. Dosi schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. Sie probierte es noch mal. Jetzt die ersten Buchstaben großgeschrieben. Bing! Angemeldet. Sie war ungeduldig. Ließ sich den belegten Speicher zeigen. Knapp vier Gigabyte. Sie öffnete den Bürocontainer und fand schnell, was sie suchte: eine Spindel mit DVD s. Sie schob eine ins Laufwerk und zog die Ordner in das Fenster des Brennprogramms. Sechs Minuten dreiundzwanzig. Nervös beobachtete sie, wie sich der Balken auf dem Bildschirm füllte. Als endlich das erlösende Pling ertönte, waren ihre Nerven aufs Äußerste gespannt. Sie zog die noch warme DVD aus dem Laufwerk und steckte sie in die Schürze. Fuhr den Computer runter und verließ das Wohngebäude.
    Fanfarenklang lockte sie auf die Wiese hinter der Burg. Dort wurde bei Fackelschein ein Turnier ausgetragen. Sie erkannte Steinle und Katrin Patzer auf der Tribüne, daneben eine Reihe von Menschen, denen man ansah, dass sie wichtig waren. Einen kannte sie, den Wirtschaftsminister. Und eine ganze Reihe Araber in wallenden Gewändern. Zwei Ritter in voller Rüstung donnerten auf Pferden aufeinander zu. Die Lanze des einen Ritters zersplitterte am Brustpanzer des anderen. Abgang. Hoher Bogen. Dreistes Scheppern. Applaus.
    »Harte Jungs, Doris, nicht?«
    Erschrocken sah sie Mader ins Gesicht. Er sah so ganz anders aus als sonst mit der weiten Samtmütze und der weißen Feder auf dem Haupt. »Mader, gut, dass Sie da sind! Ich hab Sie schon überall gesucht. Warum gehen Sie nicht ans Handy?«
    »Wäre hier zu auffällig. Ich dachte, ich behalte mal Patzer und seine Freunde im Auge. Wo ist Hummel?«
    »Das frage ich mich auch. Bei der Band ist er nicht. Ich such ihn seit einer Stunde. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich hab ein komisches Gefühl.«
    ERKENNTNIS (21:48)
    Hummel kam wieder zu Bewusstsein. Er wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Stellte sich bewusstlos. Spürte die Ledergurte an Hand- und Fußgelenken. Den ziehenden Schmerz im Körper. Erkenntnis: So war die Isarlady ums Leben gekommen! Hummel konzentrierte sich ganz auf sein Innerstes und sah sich als Märtyrer sterben. Sollte der nächste Schmerz doch kommen! Er konnte noch viel mehr ertragen! Vorsichtig öffnete er die Augen. Alles schwarz. Was war passiert? Er hatte nur das gleißende Licht gesehen, als sein Kopf auf die Tischplatte knallte. Mit den Fingerspitzen tastete er nach den Ledergurten um seine Handgelenke. Das Leder schnitt tief ins Fleisch. »Ich liege auf einer verdammten Streckbank, und niemand weiß, wo ich bin.«
    Hummel war eigentlich genau da, wo er sich immer hin imaginiert hatte: als einsamer Cop in aussichtsloser Lage, aus der er sich mit einem grandiosen Trick befreit. Wie ein Superheld. In der Armbanduhr die Kapsel mit Säure. Die das Leder seiner Riemen verätzt und … Nein. Er war eben kein Superheld, und seine Situation war aussichtslos. Schlechte Kombi.
    Er hörte Geräusche. Jemand war da draußen. Die Tür öffnete sich. Ein Mann im Gegenlicht. Nur ein Schattenriss. Ratsch! Todesangst durchflutete Hummel. Klebeband wurde ihm auf die Augen gedrückt. Jakkos Stimme: »Fo. Rauchpaufe vorbei. Forry, Hupfi, hat ein biffen gedauert.«
    »Ich, ich, es, es tut …«
    »Fnautfe!«
    Jakko löste die Fesseln an Händen und Füßen und fixierte ihm mit Klebeband die Hände auf dem Rücken. »Komm!« Jakko zog ihn von der Bank und hinter sich her, die Treppen hoch. Irgendwann waren sie an der frischen Luft. Hummel hätte heulen können. So schmeckt das Leben! Jakko stieß ihn. Er landete hart auf Blech. Auto. Er ließ sich von Jakko auf den Beifahrersitz bugsieren. Hummels Hoffnungen schwanden wieder, dass er hier lebend rauskommen würde. Bestimmt würde Jakko ihm an einem einsamen Ort das Hirn rauspusten. Jakko startete durch und donnerte davon.
    DER DEAL (22:31)
    Bei diesem Job hatte Peter ein komisches Gefühl. Normalerweise arbeiteten sie nachts und an einsamen Orten, wo sie niemand störte. Das hier war wie auf dem Präsentierteller. Und ihre Chefin Elena von Mondo 6 hat ihnen eingeschärft: »Dass geht mir keiner kaputt!« O-Ton. »Aber bringt mir Geld endlich.« Sie hatte schon recht. Irgendwer musste schließlich für Olga bezahlen. Und dieser Irgendwer war Patzer, der standesgemäße Nachfolger des Grafen. In dieser illustren Gesellschaft war er bestimmt sehr kooperativ. Nicht dass die Araber eine schlechten Eindruck von ihren Geschäftspartnern bekamen …
    Mit leichter Sorge sah Peter zu seinem Kollegen.
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