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Isartod

Isartod

Titel: Isartod
Autoren: Harry Kämmerer
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Leonid war ein echter Bulldozer. Zwei Meter, drei Zentner Lebendgewicht. Massiv. Haut kalkweiß und mit Wodka gesättigt. Ein Unikat.
    Und ziemlich emotional. In diesem Mittelalterkostüm mit den roten Strümpfen sah er allerdings reichlich beknackt aus. Aber immer noch bedrohlich.
    Sie hatten Einladungen. Ganz offiziell. Elena hatte hier vier Mädels am Start. Es dauerte nicht lange, bis sie Patzer erblickt hatten, in seinem schneeweißen Aufzug. Sie warteten einen Moment ab, bis er allein war. Peter sprach ihn an: »Dr. Patzer, wir hätten da was zu bereden mit Ihnen.«
    Patzer musterte die beiden von oben bis unten. Bei Leonids Anblick zuckten seine Nasenflügel nervös. Auch Leonid nahm Witterung auf.
    »Kennen wir uns?«, fragte Patzer.
    »Wir kommen wegen Olga. Unserem Mädel. Das uns ihr werter Herr Schwiegervater nicht zurückgebracht hat.«
    Patzers Stirn legte sich in Falten. »Jungs, was wollt ihr? Die Kohle für die Nutte hab ich euch doch schon gegeben.«
    Das Wort »Nutte« brachte Farbe in Leonids weißes Gesicht.
    »Ruhig, Großer!«, sagte Peter. Er wandte sich wieder an Patzer. »Was soll das heißen?«
    Patzer schwante jetzt Böses. »Ja scheiße, der Typ war gar nicht von euch.« Er schnaufte auf. »Ich wusste, dass irgendwann jemand wegen der Nutte aufkreuzt, ich dachte, das war der Typ vorhin. Verdammt!«
    »Chefin will 100 000«, zischte Leonid. »Gibst du uns, und ich vergess das mit Nutte!«
    Patzer lachte auf. »Ich hab dem Typen 200 000 gegeben!«
    »Wo ist der?«, fragte Peter.
    Patzer grinste. »Jungs, ich sag euch, wo er ist. Ihr holt euch das Geld und liefert die 100 000 bei eurer Chefin ab. Der Rest ist für euch. Und den Typen schickt ihr über den Jordan. Das ist der Deal.«
    TONNENSCHWER (22:57)
    Dosi und Mader hatten überall nach Hummel gesucht. Dosis schlechtes Gewissen wog Tonnen. Mader war ganz ruhig. Äußerlich. Innerlich bebte er. Sein Bauch sagte ihm, dass etwas passiert war. »Ich bin kurz davor, hier eine Hundertschaft antanzen zu lassen, Doris. Ich dachte, Sie beide machen das hier gemeinsam.«
    »Ja, ich weiß. Ich mach mir ja selbst Vorwürfe.«
    Er sah sie ernst an. »Das Kopftuch, das kenn ich …?«
    »Hummels Halstuch. Er hat es mir geliehen. Wegen der roten Haare.«
    »Geben Sie mir das Tuch. Ich hab eine Idee.«
    Sie öffnete den Knoten und gab ihm das Tuch. Er nahm es und ging zum Wirtschaftsgebäude hinüber. Die Haushälterin öffnete. Bajazzo schwenzelte zwischen ihren Beinen. Mader lächelte und ging in die Knie. »Bajazzo, du bist doch ein Polizeihund.« Bajazzo sah sein Herrchen ernst an. »Bajazzo, pass auf, du kennst doch Hummel, oder?« Bajazzo sah sein Herrchen ernst an. »Also, wir suchen Hummel. Das hier ist sein Halstuch. Schnupper mal.« Bajazzo schnupperte und blickte direkt zu Dosi. »Nein, Bajazzo, sie hat es nur ausgeliehen. Schnupper noch mal. Hummel!« Bajazzo schnupperte noch mal und sah sein Herrchen ernst an. »Okay, geht’s los?«, fragte Mader.
    Bajazzo lief auf den Burghof hinaus. Mader und Dosi hatten Mühe, ihm durch die Menschen zu folgen. Bajazzo lief planlos umher. Wenn sein Herrchen sich einbildete, dass er in diesem Orkan von Gerüchen irgendwas finden könnte … Am Eingang zum Burgsaal erschnüffelte er tatsächlich etwas. Ein Rest Ochsensemmel, den er, schwups , verschwinden ließ. Nur um sicherzugehen. Er kratzte an der schweren Holztür. Mader und Dosi waren zur Stelle.
    Mader drückte die Klinke. Abgeschlossen.
    »Moment«, sagte Dosi und zog das Schlüsselbund heraus.
    MONEY MAKES THE WORLD … (23:01)
    Hummel wachte auf, und ihm tat alles weh, aber zu seinem Erstaunen waren seine Hände frei. Mit einem Ruck riss er sich das Klebeband von den Augen. Eine lange Sekunde, bis der Schmerz nachließ. Sein Kopf! Jakko hatte ihm eins über die Rübe gegeben, aber er war eindeutig am Leben. Er sah sich um. Saß auf einer Picknickbank in einer Parkbucht an einer gottverlassenen Landstraße. Jetzt sah er den Aktenkoffer auf dem Fahrersitz. Er öffnete ihn. Im Mondlicht konnte er es deutlich sehen: voll mit Fünfzig-Euro-Scheinen. Schweigegeld? Bündelweise Fünfziger. Er wog ein Bündel in der Hand und überschlug den Betrag. Mindestens 200 000 Euro! Was hatte er schon gesehen? Männer in Kutten, sonst nichts.
    Take the money and run!
    Quatsch. Er war Polizist!
    Was sollte er hier draußen in der Pampa? Mit einem Koffer voller Geld. Die konnten ihn hier doch nicht einfach so abgestellt haben. Er sah zwei Scheinwerfer näher kommen.
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