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Isartod

Isartod

Titel: Isartod
Autoren: Harry Kämmerer
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Rolltreppe hoch. Ausgang Ludwig Beck. Durch die Arkaden. Sparkassenstraße, Ledererstraße, Orlandostraße. Beinahe hätte er den Mann aus dem Blick verloren. Zu viel Ablenkung hier, selbst um elf Uhr vormittags, wenn die Busladungen noch nicht angerollt waren. Die bizarren Schaufenster der Andenkenläden: Germanenkrüge, T-Shirts mit FC -Bayern- oder Hofbräu-Logo, Wolpertinger.
    Der Mann verschwand im Hofbräuhaus. Ein Tourist? Nein, der Mann sah aus wie jemand, der gerade aus dem Urlaub kam und sich nun die erste Maß Bier nach langen Entbehrungen genehmigen wollte. Hummel folgte ihm in die Schwemme. Zu dieser Uhrzeit war er noch nie hier gewesen. Die Bierhalle war angenehm kühl. Die vielen freien Tische, die Kellner, die beim Ausschank mit ihren Kaffeehaferln standen und plauderten. Noch keine Massenabfertigung. Hummel sah, wie sich der Mann an einen Ecktisch in der Nähe des Eingangs setzte, und suchte sich selbst einen Platz hinter einer Säule.
    »Was darf’s sein?«, fragte ihn der Kellner.
    Hummel blickte gar nicht auf und sagt nur: »Eine Maß.«
    Als die Maß vor ihm stand und er einen kräftigen Schluck nahm, fiel ihm ein, dass er ja im Dienst war und im Büro nicht Bescheid gegeben hatte. Halb so schlimm, Mader hatte ja Urlaub. Und die Arbeit eines Polizeibeamten fing nicht erst im Büro an. Der Mann mit der Säge hatte einen gesegneten Appetit. Die Bauernpfanne, die ihm serviert wurde, vernichtete er in wenigen Minuten. Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.
    Hummel war zu aufgeregt, um etwas zu essen. Das Bier stieg ihm zu Kopf. Plötzlich stand der Mann auf und verschwand in Richtung Toilette. Sein Buch lag auf dem Tisch. Die Jacke auf dem Rollkoffer. Kein Kellner weit und breit. Hummel huschte zu dem Tisch und wollte die Brieftasche mit dem Ausweis herausziehen. In dem Moment klingelte das Handy in der Jacke des Mannes. Ein Zeichen! Hummel zog das Handy heraus. Drückte grün. »Ja?«
    »Hallo, wer spricht da?«
    »Dosi?«, zischte Hummel.
    »Hummel, bist du das?«
    »Kommt ins Hofbräuhaus, schnell!« Er steckte das Handy zurück und sauste zu seinem Platz. Was war das? Was war hier los? Dosi? Hatte ihm das Bier das Gehirn rausgepustet? Eine Maß, und er hatte Halluzinationen.
    Genauso ging es Dosi. Auch ohne Bier. Fassungslos starrte sie den Notizzettel an, den Katrin ihr gegeben hat.
    EN DÉTAIL
    Na klar, könnte man jetzt noch im Detail berichten.
    Wie unsere Helden Franz bei seiner zweiten Maß Bier festnahmen und schließlich seine geheime Atelierwohnung fanden, die nur wenige Meter vom Paradise Lost entfernt war, das die Polizei so komplett auseinandergenommen hatte. Manchmal lag das Gute doch so nah. Was für Bilder da noch standen. Da kam noch eine Menge Arbeit auf sie zu. Wie die Spurensicherung im Handumdrehen rausfand, dass Franz sein Messerset zweckentfremdet hatte. Wie Franz beharrlich über seine Motive schwieg und über die Hintermänner. Wie Hummel und Franz sich über den Mann mit der Säge unterhielten, ohne dass Franz ein Wort dazu sagte, warum er sich diese Morde zum Vorbild genommen hatte. Dass es ein tolles Buch war, darüber waren sich Hummel und er jedenfalls einig. Wie Mader sich bei Hummel entschuldigte, weil er dessen Krimitheorie so abwegig fand. Und wie Hummel verschwieg, dass Dosi die Handynummer des Killers hatte. Weil er ihr Stress mit Mader ersparen wollte und Zankl offenbar doch recht hatte: Dosi drehte ihr ganz eigenes Ding. Warum auch nicht. Machte er ja auch. Und am Ende hatten sie doch noch was rausgekriegt.
    Man könnte auch noch berichten, wie Steinle sich mit Verve in die Verteidigung von Franz warf und bewies, wie sehr ihm das Handwerk und die Kunst am Herzen lagen. Freddi war übrigens fein raus, denn Franz hielt dicht. Familienehre.
    Wie Patzer dann doch in Erklärungsnöte geriet, weil seine Frau nun nicht mehr mit Gewissheit sagen konnte, ob er in der Todesnacht des alten Haslbeck wirklich nach Mitternacht zu Hause war. Die Kripo band Katrin Patzer natürlich nicht auf die Nase, dass Haslbeck nachweislich schon am frühen Abend ums Leben gekommen war. Und wie Mader dann doch eine Haussuchung bei Patzer erwirkte und die Polizei genug dubioses Material fand, dass es zumindest für Untersuchungshaft reichte.
    Oder wie Patzer ziemlich enttäuscht war von Steinle, der ihn da nicht sofort rausholte und seiner Meinung nach auf Zeit spielte. Wie es ihm aber trotzdem in der U-Haft nicht schlecht ging – einmal Chef, immer Chef. Und da er so viel Wissenswertes
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