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Isartod

Isartod

Titel: Isartod
Autoren: Harry Kämmerer
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antworten: Gut sieht es aus. Sehr gut. Sogar hervorragend. Nicht nur, dass alle Baumaterialien schadstoffgeprüft sind, kein Tropenholz verwendet wird und das Hotel und die Wellnesseinrichtungen mit modernster Solartechnik versorgt werden. Nein, wir werden einem Großteil der überdachten Isar als besonders geschützter Biosphäre höchste Beachtung zukommen lassen. Wir werden mit größter Sorfalt das schützen und pflegen, was die Menschen suchen und in ISARIA finden: den Kontakt zur unberührten Natur. Nur ohne deren Gefahren.
    Wir werden mit dem Hotel keinen riesigen Betonbunker ins Isartal setzen, sondern unter Achtung des Denkmalschutzes die historische Burg Waldeck ausbauen und deren ungenutzte Wirtschaftstrakte einer neuen Bestimmung zuführen, sie behutsam erweitern und somit auch einem Stück bayerischer Heimat neuen Glanz verleihen.
    ISARIA ist ein Projekt ohne jegliche staatliche Fördermittel. Die Finanzierung ist komplett frei und belastet keinerlei Budgets, die sich aus Steuermitteln speisen.Unsere arabischen Geschäftsfreunde warten nur noch auf grünes Licht, dann können wir beginnen. Hierfür müssen Sie die politischen Rahmenbedingungen schaffen. Bei der Realisation können Sie sich dann ganz auf mich verlassen.
    Ich zähle auf Sie! Herzlichen Dank.«
    Tosender Applaus. Theoretisch. Die Realität war ein bisschen profaner. Zeugen der fulminanten Rede von Dr. Patzer von Patzer Invest waren nur die Einrichtungsgegenstände seines Arbeitszimmers in seiner Grünwalder Villa. Die Rede vor wichtigen Vertretern aus Politik und Wirtschaft musste er in den nächsten Tagen in der Staatskanzlei halten. Großer Bahnhof. Patzer schnaufte durch. Überlegte. Ein bisschen dick aufgetragen war das schon, oder? Real gewordener Traum erlesenster Wellnesskonzepte, geschützte Biosphäre. Aber Rhetorik war die halbe Miete. Das verstehen die Politiker. Und wenn sich die Umweltheinis wieder querstellen? Dann musste er eben größere Kaliber auffahren und in die Kiste mit den bösen Tricks greifen. Warum war das alles so ein Kampf? Ist mal jemand bereit, Arbeitsplätze zu schaffen und richtig viel zu investieren, sehen alle nur die Probleme. Und es geht dabei um keinen einzigen Cent Steuergeld! Die Scheichs aus Abu Dhabi sind ganz scharf drauf, ihre überflüssigen Ölmillionen rüberzuschieben, um sich nicht länger mit dem eher durchschnittlichen Luxus der Münchner Traditionshotels zufriedengeben zu müssen. Die Kohle liegt bereit, ein Riesengeschäft. Nur ein Haken. Nein, zwei. Ein Teil des Grundstücks gehörte Eduard von Haslbeck. Und Burg Waldeck natürlich auch. Ein weiterer Teil des Gebiets gehörte den Bayerischen Staatsforsten. Das eine bedingt das andere. Willigt der alte Haslbeck endlich ein, dass seine Burg und der Hangwald bebaut werden, werdensich seine politischen Freunde auch nicht länger sperren. Vor allem, weil die Staatsforsten dringend Geld brauchen. Leider liegt Haslbeck viel am unverfälschten Erhalt seiner bayerischen Heimat. Micky-Maus-Romantik. Findet Patzer. Irgendwann musste es sich doch auszahlen, dass er Haslbecks Tochter Katrin geehelicht hat. Ohne sein Geld wäre der werte Graf mit seiner Burg schon längst pleite. Patzers Lebensmaxime lautete: Wer zahlt, schafft an.
    Gedankenverloren blätterte Patzer durch seine Unterlagen. Wunderbare 3-D-Animationen. Die würden ihm in München noch ein Denkmal setzen, wenn das Ding gebaut ist. Und er wird mehr Geld scheffeln, als er ausgeben kann. Er klappte die Präsentationsmappe zu und verließ sein Arbeitszimmer.
    RING FREI!
    Nach einer von Mader schnell herbeigeführten Pressekonferenz am frühen Abend, in der auch die hervorragenden Präparationskünste von Dr. Fleischer ausgiebig gewürdigt wurden, war die Presse mit dem Bild der Wasserleiche versorgt. Am nächsten Tag würde es in allen Zeitungen sein. Ring frei!
    LONESOME TONIGHT
    Mader stand auf dem Balkon und sah nachdenklich auf die Quiddestraße hinaus. Auf den nahen Ostpark verstellten ihm die großen Wohnblocks den Blick. Aufgemotzte Autos röhrten durch die Nacht. Mader lutschte einen Brühwürfel. Die Wasserleiche. Was steckte dahinter?
    Zankl wollte seine Frau heute eigentlich mit der Unterwäsche von Nuit Noire beglücken. Wurde aber bös ausgebremst. Auf dem Küchentisch hatte ein Zettel gelegen: »Bin beim Hormonyoga. Bussi, Conny.« Tja, da konnte einem schon die Lust vergehen. Dann halt nicht. Er würde den Abend mit einem Bier vor der Glotze verbringen. Eurosports. Auf dem
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