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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln
Autoren: Michael Gerwien
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bei dem Monika immer ihre Salate und Tomaten holte. Erstens kannte er außer Rudi niemanden hier näher und zweitens war der gemütliche Niederbayer das personifizierte Tagblatt der Markthallen. Er wusste über so gut wie alles und jeden hier Bescheid.
    »Servus, Max. Was machst du denn noch so spät hier? Und dann auch noch ganz alleine und in so feschen Gummistiefeln. Kommst du vom Angeln? Ist die Monika krank?« Der grauhaarige Obsthändler betrachtete ihn erstaunt und amüsiert zugleich.
    »Nein, Rudi. Ich war nicht beim Angeln. Und mit Moni ist alles in Ordnung. Die kommt morgen wieder. Ich bin aus einem traurigen Anlass hier. Du kennst doch Giovanni? Vom ›Da Giovanni‹, gleich beim Tierpark.«
    »Logisch kenn ich den Giovanni. Wieso?«
    »Er ist tot. Er wurde heute Vormittag in seinem Restaurant erschlagen.« Max machte ein finsteres Gesicht.
    »Was sagst du da? Er war doch heute Morgen noch bei mir und hat Tomaten gekauft. Giovanni tot? Das gibt es doch gar nicht. Aber warum?« Rudi kratzte sich am Hinterkopf und sah ihn ungläubig an.
    »Das wüsste ich auch gerne. Deshalb bin ich hier. Es kann nämlich gut sein, dass ihm jemand von hier aus nachgefahren ist. Und vielleicht waren es sogar dieselben Burschen, die ihn gestern Abend bedroht haben. Zwei junge Italiener. Der eine von ihnen hatte einen Baseballschläger dabei. Klingelt da was bei dir?«
    »Also, eigentlich nicht …«
    »Schade. Dann werde ich mich mal weiter umhören.« Max schickte sich an zu gehen.
    »Warte mal, Max …«, Rudi legte seine Stirn in Falten.
    »Baseballschläger … Doch. Da gibt es zwei solche Chaoten. Die Lucabrüder. Der eine von denen hat immer so ein Ding dabei. Die könnten das gewesen sein. Ein paar recht wilde Gesellen aus Sizilien, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen. Sie arbeiten drüben in der Blumenhalle. Bei ihrer Mutter, der Theresa. Aber einen Mord traue ich denen, ehrlich gesagt, nicht zu.« Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Es kann auch Totschlag im Streit gewesen sein, Rudi. Auf jeden Fall klingt das schon mal ziemlich vielversprechend. Sag mal, hast du zufällig ein Handtuch oder etwas in der Art für mich? Ich würde mir den Kopf gerne etwas abtrocknen, bevor ich noch eine Hirnhautentzündung bekomme. Meine Kapuze ist leider undicht.«
    »Ja freilich. Reicht dir das?« Der Obsthändler wickelte einen guten Meter Papier von einer Küchenrolle und reichte es dem nassen Exkommissar.
    »Das reicht gut, Rudi«, bedankte der sich und rubbelte etliche kleine weiße Fetzen und Kügelchen in seine Haare. »Und diese Theresa. Kannst du mir sagen, wie ich zu der komme?«
    »Karl bringt dich hin, Max … Giovanni tot … Verdammt. Das Leben kann manchmal ganz schön kurz sein. Ja, da legst dich nieder. Servus, Max. Grüße an Monika.« Rudi begann nachdenklich, ein paar herumstehende leere Obstkisten aufeinanderzustapeln.
    »Alles klar. Richte ich aus. Servus, Rudi«, verabschiedete sich Max.
    Dann lief er eilig Rudis Verkaufshelfer Karl hinterher, der bereits den halben Weg zum Ausgang zurückgelegt hatte. Zieht euch warm an, Burschen, sagte er sich. Ich erwische euch, und dann wandert ihr für den Rest eures Lebens in den Bau.

5
     
     
    »Was? Giovanni ist umgebracht worden? Sag, dass das nicht wahr ist, Moni! Ich dachte immer, bei uns im Münchner Süden geht es so friedlich zu, wie sonst nirgends auf der Welt.« Anneliese Rothmüller schlug erschrocken die Hände vors Gesicht.
    »Das dachte ich bisher auch immer. Aber wie du siehst, macht das Böse selbst vor der schönsten Isaridylle nicht halt.« Monika schenkte beiden Kaffee ein.
    Ihre beste Freundin war vor ein paar Minuten mit zwei Stücken Erdbeerkuchen bei ihr aufgetaucht, um ihr nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren. Sie hatte natürlich gewusst, dass Monika heute ihren Ruhetag hatte und zu einem Kuchen beim Nachmittagskaffee bestimmt nicht nein sagen würde. Also war sie, wie so oft, ohne sich vorher anzumelden, einfach auf gut Glück hereingeschneit. Jetzt saßen sie zu zweit an Monikas kleinem weißen Küchentisch und tauschten Neuigkeiten aus.
    »Mein Gott. Bei diesen Krimis im Fernsehen zittert man schon immer mit. Aber wenn dann so ein echtes Verbrechen in der Nachbarschaft stattfindet, bekommt man richtig Angst. Weiß man denn schon, wer es getan hat? Gibt es eine Spur?«
    »Bis jetzt noch nicht. Max hört sich gerade auf dem Großmarkt um. Und Franzi weiß natürlich auch Bescheid.«
    »Nicht zu fassen.« Anneliese spießte
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