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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln
Autoren: Michael Gerwien
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lag dann Giovanni vor mir. Ohne sich zu bewegen.« Sie schluchzte kurz laut auf. »Dann rief ich um Hilfe. Aber niemand hat mich gehört. Bis ihr endlich gekommen seid.« Völlig erschöpft schloss sie die Augen.
    »Du hast also niemanden gesehen oder erkennen können?«
    »Nein, Monika. Ich weiß überhaupt nichts. Nur, dass mein Giovanni tot ist.« Clara begann hemmungslos zu weinen.
    Monika beugte sich über sie und nahm sie in den Arm. Ihre Freundin schien wirklich nichts gesehen zu haben. Verflixt. Das würde Max und Franz die Arbeit nicht gerade erleichtern.

4
     
     
    »Was sagst du? Sie waren in der Großmarkthalle Obst und Gemüse einkaufen und sind dann in ihr Restaurant zurückgefahren?« Max stand telefonierend auf der kleinen Kiesstraße neben dem Isarkanal. Nur noch eine knappe Viertelstunde von seiner Wohnung entfernt. Franz war mit seinen Leuten und der Spurensicherung im ›Da Giovanni‹ geblieben und hatte versprochen, ihm sofort Bescheid zu geben, sobald er etwas über den Mord in Erfahrung gebracht hätte.
    »Genau!«, antwortete Monika.
    »Und Clara hat den oder die Täter nicht erkannt?«, fragte er weiter.
    »So ist es. Sie hat einen völligen Blackout wegen ihrer Gehirnerschütterung. Aber vielleicht hat sie den Schlag auf ihren Kopf ja auch von hinten bekommen.«
    »Ja, wer weiß? Alles ist möglich. Danke, Moni. Dann schau ich doch gleich mal dort vorbei. In der Großmarkthalle, meine ich.« Gott sei Dank liegt sie nur fünf Minuten von hier. Bin schon gespannt, was ich da herausfinde. Vielleicht ist den beiden von dort aus jemand gefolgt.
    »Okay. Kommst du danach zu mir?«
    »Nein, ich muss erst mal nach Hause und nachschauen, ob Post da ist. Und umziehen muss ich mich auch unbedingt. Meine Klamotten sind schon ganz feucht. Trotz deines Regencapes. Ich glaube, es ist undicht. Nicht, dass ich mir noch eine gesalzene Erkältung hole. Wir sehen uns dann heute Abend.«
    »Alles klar, Max. Viel Glück. Bis dann.« Monika legte auf.
    Max legte ebenfalls auf, steckte sein Handy in die Hosentasche zurück und zog schnell die schmale Plastikkapuze von Monikas Cape wieder über, die er zum Telefonieren vom Kopf gestreift hatte. Selbst wenn sie undicht war, würde sie ihn wenigstens einigermaßen vor der größten Nässe und den damit verbundenen Krankheiten schützen. Denn genau betrachtet war es doch so. Der Frühling zeigte sich zurzeit zwar bereits ab und an in vielversprechendem Gewand, aber die Luft war immer noch reichlich kühl. Gerade hier unten in den Isarauen. Und der Regen tat sein Übriges. Ruck zuck hatte man da den schönsten Schnupfen an der Backe.
    Giovanni war nicht mehr da. Er konnte es immer noch nicht fassen. Mit wem sollte er jetzt über Kunst und Politik diskutieren? Wer sollte in Zukunft die Tore für den FC Kneipenluft schießen? Giovanni war ein begnadeter Stürmer gewesen. Den Maradonna vom Tierpark hatte ihn jeder nur genannt. Und wer würde Max in Zukunft auf seine kleinen Konzerte begleiten? Klar hatte er auch noch andere Freunde und Bekannte. Keine Frage. Franz zum Beispiel war sein ältester Freund seit Schulzeiten. Und später hatten sie sogar auch noch den gleichen Job bei der Münchner Kripo gehabt. Viele Jahre davon in derselben Abteilung. Bis diese Geschichte passiert war, wegen der Max gehen musste. Diese Sache, über die er mit niemandem reden durfte. Ja, der Franz. Ein Supertyp und ein sehr guter Freund. Auf jeden Fall. Logisch. Aber seine Freundschaft mit Giovanni war trotzdem immer etwas Besonderes gewesen. Und jetzt war sie vorbei. Endgültig. Wut und Trauer stiegen in ihm auf. Na wartet, ihr Mistkerle, schwor er sich. Ich kriege euch und dann Gnade euch Gott. Wer auch immer meinen Kumpel erschlagen hat, wird dafür büßen. Versprochen. Zieht euch schon mal warm an.
    Als er bald darauf im Großmarkt ankam, strebte er sogleich auf Halle 1 mit Obst und Gemüse zu. Obwohl das Hauptgeschäft um diese Zeit längst vorbei war, fanden sich dort immer noch die schönsten exotischen Früchte neben einheimischen Kartoffeln, Zwiebeln, Kohlrabi und Bohnen. Bunte Salatköpfe, verschiedenste Tomaten, Äpfel, Kirschen, Erdbeeren, Gurken und feinste Kräuter. Alles, was das Herz eines Kochs oder einer Köchin begehrt, lag fein säuberlich in aufgestapelten Steigen draußen und drinnen die Gänge entlang aufgereiht. Normalerweise konnte er sich für das riesige Angebot immer begeistern. Heute hatte er keine Augen dafür.
    Er steuerte direkt den Stand vom alten Rudi an,
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