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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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geliebt hatte …
    „Stimmt etwas nicht, Parakhuzerim?“ Er runzelte die Stirn, streckte die Hand aus, um sie zu berühren, zögerte dann, die Finger dicht über ihrer Haut. „Seid Ihr krank?“
    Sie strich mit den Fingerspitzen auf dem blaugrünen Stoff entlang, der ihre Oberschenkel bedeckte. Vorsichtig sagte sie: „Dies ist das Zimmer der alten Königin, nicht wahr?“
    Er nahm ihre zitternden Finger in einen warmen, sanften Griff. „Die Königin ist tot, die Königin lebt.“
    „Warum haben sie mich in ihr Bett gesteckt?“ Sie ließ ihre Hand ruhig in der seinen liegen; ein harter, kalter Klumpen unter ihrem Herzen schmolz langsam durch den freundschaftlichen Kontakt. „Ich bin keine Nayid.“
    „Auf gewisse Art.“ Er zögerte, als widerstrebe es ihm fortzufahren.
    „Ich verstehe nicht.“ Aber die Muskeln in ihrem linken Oberschenkel zuckten schmerzhaft.
    Er ließ ihre Hand fallen und zog den Umriß der Wunde nach. Sie konnte die Wärme seiner Fingerspitzen durch die Seide hindurch spüren. „Ihr seid Parakhuzerim“, sagte er ruhig. „Die Hüterin der Saat.“
    Sie schüttelte sich. Die Woge entwurzelter Angst verursachte ihr Übelkeit, erweckte ein Bedürfnis davonzulaufen. Weit und schnell. „Erzähl es mir“, sagte sie drängend.
    Er zögerte. Dann legte er eine Hand über eine ihrer Brüste. „Du bist ein Säugetier. Eure Jungen werden aus eurem Körper geboren.“
    Bei dieser unerwarteten Berührung reagierte ihr Körper explosiv. Ein dünner Schweißfilm brach überall auf ihrer Haut aus, und ein leeres Verlangen erfüllte sie, dann rissen seine Worte sie aus ihrem Vergessen. Geboren. Sie formte das Wort mit ihren Lippen. Geboren. Knirschte mit den Zähnen, preßte die Augen zusammen. Sharl. Mein Baby. Mein Sohn. Sie hob die Hände und ließ sie zurückfallen. Leer. Es gab nichts für sie, das sie halten konnten.
    Migru fuhr mit seinen Fingern leicht über ihr verzerrtes Gesicht. Wortlos streichelte er die angespannten, zitternden Muskeln. Nach einer Minute legte er sich auf das Bett zurück; zog sie herunter neben sich. Selbst in ihrem Elend spürte sie, wie seine zärtlichen Finger Spuren von Hitze auf ihrem Körper hinterließen. Wieder einmal überraschte sie ihr Körper mit seiner begierigen Reaktion auf Zärtlichkeiten.
    Sie preßte sich an ihn, flüsterte eindringlich … Bitte … bitte … bitte … Migru … ich brauche … Aber sie konnte die Worte nicht aussprechen … Er gehörte einer anderen Spezies an. In dem schrecklichen, brennenden Bedürfnis ihres Körpers war eine Störung, eine durch Mark und Bein gehende Fremdenfurcht, die sie ungeheuer erschreckte, ihr aber den Mund versiegelte.
    Aber Migru schien dies zu wissen. Seine Zärtlichkeiten wurden eindeutiger sexuell. Aleytys schloß die Augen und ließ ihren hungrigen Körper die Kontrolle übernehmen.

 
3
     
    Herrlich entspannt, in einer halbbewußten Euphorie schwebend, seufzte Aleytys und streckte sich. Ein einzelner Ton erklang kurz, ein reiner, lieblicher Klang, der die gedämpfte Nachtstille des dunklen Raumes durchbrach. Überrascht tastete Aleytys mit zitternden Fingern nach dem Kopf. Die glatten, metallischen Fäden des Diadems waren nicht materialisiert, aber sie hörte ein zweites Rieseln von Tönen, kaum lauter als ein Flüstern.
    Sie zog die Hand herunter und lag zu Vorhängen hochstarrend da; Vorhänge, mehr zu erraten, als zu sehen. Neben sich konnte sie das leise Einatmen des schlafenden Nayid hören. Impulsiv berührte sie die glatte Haut an seiner Schulter; das Gefühl der warmen Haut bestärkte den Frieden in ihr. Sie schloß die Augen. „Nun“, hauchte sie. „Da bist du ja wieder.“ Belustigung und Verwirrung waren fast zu gleichen Teilen in ihr vermischt.
    Ein Bild entstand hinter ihren Augen. Sie fand sich in einen auf Hochglanz polierten weißen Raum sehend; Akzente aus rostfreiem Stahl. Mehrere Nichtmenschen, in fleckenloses Weiß gehüllt, schwärmten um den nackten Körper einer Frau herum, der mit dem Gesicht nach unten auf einem schmalen Stahltisch ausgestreckt lag. Ihre Haut war ein blasses Gold, das in dem herkunftslosen Licht zu leuchten schien. Ihr rotes Haar floß in einem glänzenden Wasserfall über das Ende des Tisches.
    Der graue, runzelige Sophont hob einen gummiartigen Tentakel, ein Skalpell funkelte silberne Schlaglichter, als er die Haut direkt unter ihrem linken Schulterblatt aufschlitzte. Ein zweiter Tentakel setzte eine kleine Scheibe exakt in die Wunde ein. Abrupt
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