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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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„Sieht so aus, als würde ich auf Nakivas warten. Soll ich ihm sagen, daß du abreist?“
    „Er wird fragen, nehme ich an. In Ordnung. Sag es ihm. Ich werde ihn nicht sehen.“ Sie nahm die Juwelenkiste auf, trat in den Lift und ließ sich ins Schiff befördern.
    Als Aleytys in die Schleuse trat, war Aamunkoitta eine kleine, einsame Gestalt.
    An Bord des Schiffes … Sie geht an den neugierigen Augen des blassen Mannes und des Katzenmannes vorbei. Sie geht den engen, schäbigen Korridor entlang, die Füße gleiten geräuschlos über den schwammigen, gummiartigen Bodenbelag. In einen sterilen, schmalen Raum hinein …
    „Das ist die Kabine des Zweiten. Er wird nach dem Handel hereinkommen, um seine Sachen zusammenzupacken.“
    Aleytys schaute sich in dem leeren Raum um. „Zeig mir, wie man diesen Ort bedient.“
    „Du kennst keine Klappkojen?“
    „Ich bin erst auf zwei Schiffen gereist, einmal als Gast, einmal als Gefangene. Meine Erfahrung ist begrenzt.“
    „Es macht dir nichts aus, Unwissenheit einzugestehen?“
    „Unwissenheit ist eine leicht zu heilende Krankheit.“
    Er guckte mit den Schultern. „Hier. Die Liegen.“ Er zog die übereinander angebrachten Kojen aus der Wand, die untere zuerst, dann die obere, zeigte ihr, wie man sie öffnete und schloß … Wasserbecken … Dusche … Toilette … Aufbewahrungsorte für Besitztümer …
    „Das wär’s.“
    „Danke.“ Sie blickte sich um. „Darf ich beim Start zu euch auf die Brücke kommen? Ich werde euch nicht im Weg stehen.“
    „Warum?“
    „Ich habe das Gefühl …“ Sie schritt unruhig in der kleinen Kabine umher. „Ich habe das Gefühl, daß ich gebraucht werde. Irgendwie.“
    „Gebraucht!“ Er schnaubte ungläubig. „Du weißt nichts über Schiffe.“
    „Aber ich weiß, daß es dumm ist, meine Vorahnungen zu ignorieren.“
    Wieder musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Also gut, ich werde einen Platz für dich freimachen.“
    „Danke.“
    In der Türöffnung blieb er stehen, zögerte, es widerstrebte ihm eigenartig, sie zu verlassen. „Brauchst du noch etwas?“
    „Nein. Nicht jetzt. Solltest du dich nicht besser auf die Hiiri vorbereiten? Sie kommen.“
    Er runzelte die Stirn. „Du fühlst dich unbehaglich in meiner Gegenwart?“
    „Nein.“ Sie lächelte, hob die Hände. „Warum sollte ich? Aber ich kenne dich nicht.“
    „Du hast meine Gefühle gelesen.“
    „Kennen ist mehr als das. Ich fühle dein Interesse an mir, du bist von mir als Frau angezogen.“
    Er zupfte an seinen Augenbrauen. „Katrat! Du bist eine verdammt unbequeme Frau.“
    „Ja.“ Sie seufzte. „Phorea, ich finde dich auch interessant, aber ich bin noch nicht soweit, mich wieder an einen Mann zu binden. Ich habe gerade eine …“ Ihre Stimme zitterte, die Augen füllten sich mit Tränen, sie konnte wieder weinen, sanft, traurig; sie weinte um den toten Burash. „Mein Geliebter ist gestorben, und es wird eine Weile dauern, bis ich mich nach einem anderen sehne. Ich brauche eine Trauerzeit. Verstehst du?“
    „Nein.“ Er sprach ein wenig kalt. „Laß die Toten tot sein, laß sie zurück, klammere dich nicht an den vermoderten Leichnam.“
    „Das tue ich nicht.“ Sie seufzte. „Aber ich kann Gefühle nicht so schnell an- und ausschalten.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Wir werden in einer oder zwei Stunden starten. Ich komme und hole dich.“
    „Danke.“ Sie zog die untere Koje wieder heraus und setzte sich. „Ich werde mich hier ausruhen. Gute Geschäfte.“
    Er nickte kühl und verschwand.

 
29
     
    Das Schiff löste sich von der Welt, glitt in die Höhe, jagte, von den Schatten verborgen, an der Zwielichtzone entlang und schoß dann in den tieferen Raum davon; die schwer arbeitenden Generatoren peitschten es so schnell wie möglich dem Übertritts-Punkt entgegen. Anfangs verlief der Flug glatt, Routine, nicht aufregend. Dann bimmelte wiederholt eine Glocke, der scharfe Ton eine Warnung, die Adrenalin durch ihre Adern schießen ließ, den Magen zu einem harten Klumpen verknotete. Aleytys erhob sich von ihrem Sitz auf dem Bodenbelag, stellte sich hinter den Piloten. „Was ist los?“ fragte sie, dann sah sie das Schiff hinter der unter ihnen schwebenden Welt hervorjagen. „Wer?“
    „Ein Kaperschiff der Ffynch-Gesellschaft. Laß mich in Ruhe, Frau.“ Der Schmuggler beugte sich über die Kontrollen und starrte konzentriert auf den Bildschirm.
    Aleytys beobachtete das Schiff. Es hatte eine drohende Aura, die sie erschütterte. Licht
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