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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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flackerte, verbarg das Schiff für die Dauer einer Sekunde, dann erbebte das Schiff des Schmugglers, sie wurde von den Füßen geworfen, krachte zu Boden; der Schmuggler stieß heftige, von Angst gefärbte Flüche aus. Sie stand wieder auf. Der vollauf beschäftigte Mann beachtete sie nicht. Das Schiff tanzte im Bildschirm, sie versuchten ein Ausweichmanöver, aber es folgte ihnen nach wie vor. Das Licht flackerte wieder auf.
    Die Auswirkungen des Stoßes vergingen.
    Dieses Mal spürte Aleytys das schwere Stampfen in den Tiefen des Schmugglerschiffes. Ohne daß es ihr gesagt wurde, wußte sie, daß es einen dritten Schlag nicht mehr verkraften konnte; Angst und Zorn entströmten dem Schmugglerpiloten, Schweiß perlte über sein Gesicht und seinen Rücken, als er sich durch Möglichkeiten, dem drohenden Untergang zu entgehen, hindurchmühte, die sie nicht verstehen konnte. Aber die heftige Anstrengung war vergebens. Das konnte sie nicht von den Instrumenten ablesen –sondern vom Geist des Mannes.
    Sie schloß die Augen und sandte ihre Geistfinger aus, zu dem Verfolgerschiff. Da war soviel, was sie nicht verstand. Aber das purpurne Leuchten kehrte wieder … Was ist das, dachte sie, was … Aber es gab keine Antwort … nur ein Bild in ihrem Geist … Ein Diagramm … Sie durchforschte das ihnen hinterherjagende Schiff, bis sie eine Stelle fand, die zu dem Diagramm paßte – und fetzte sie heraus.
    Das Schiff explodierte, verschwand in einem Feuerball, der heller leuchtete als die Sonne, so dicht und grell hinter ihnen.
    Sie hielt sich an der Metallumrandung an der Lehne des Pilotensitzes fest … Dieses Purpur … was passiert … was sagt mir …
    Die Stimme des Schmugglers unterbrach ihre wirbelnden Gedanken.
    „Du hast das getan?“
    „Ja.“ Mit zitternden Lippen versuchte sie, ihn anzulächeln. „Ich habe dir gesagt, es lohnt sich, meine Vorahnungen ernst zu nehmen.“
    „Wie?“
    Sie zuckte mit den Schultern, machte sich nicht die Mühe, zu antworten.
    „Eine nützliche Gabe.“
    „Aber unverläßlich. Ich kann sie nicht immer beherrschen.“
    Er runzelte die Stirn. „Eine Gefahr für dieses Schiff?“
    „Nein, ich meine damit nicht, daß sie außer Kontrolle gerät. Ich kann es nur nicht immer, wann ich will, passieren lassen.“ Sie seufzte und streckte sich. „Ich bin sehr müde. Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich eine Weile schlafen.“
    Er brüllte ein kurzes, scharfes Lachen hinaus, zynischvergnügt über den Gedanken, sie an irgend etwas zu hindern. „Angenehme Träume, Despina.“
    Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, las sein Vergnügen, lächelte. „Was ich noch sagen wollte – falls nötig, stehen dir meine Dienste zur Verfügung.“
    „Danke.“ Er lehnte sich im Stuhl zurück und entspannte sich von den Anstrengungen des kurzen Konflikts. „Ich werde daran denken.“
    In der kleinen Kabine lag Aleytys auf der Koje und starrte zu der metallenen Oberfläche dicht über ihrem Kopf hinauf. Wieder spürte sie, daß da etwas war, an das sie sich nicht erinnern konnte, etwas für ihr Wohlergehen enorm Wichtiges, etwas, das mit diesem seltsamen, purpurnen Leuchten zusammenhing, das das Vorspiel für das plötzliche Einströmen von Information war. Sie sondierte zart nach den leeren Stellen, zuckte zurück, als sie auf die schmerzliche Erinnerung traf: Burash schwarz und verzerrt umrissen vor dem rot aufflammenden Strahlenkegel der Energiepistole. Es war eine tiefe, kalte Einsamkeit ohne Unterlaß, die sich in ihr aufbaute und aufbaute …
    „Nein“, murmelte sie. „Laß es los.“ Sie streckte die Hand aus, spreizte die Finger flach auf dem Metall aus und fühlte den langsamen, steten Rhythmus der Energie, die im Innern des Schiffes pochte. „Wieder unterwegs, aber dieses Mal weiß ich, was passiert. Mutter, hier komme ich. Ob du nun bereit bist oder nicht.“
    Nach einer Weile schlief sie ein.

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