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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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als die einer weiblichen Nayid. „Kann ich Euch in irgendeiner Weise dienen?” Die Worte waren förmlich, aber als er sich aufrichtete, lächelte er sie wieder an, und seine langen, gefiederten Fühler schwankten sanft, ließen das Blau, Grün, Purpur, Rot in schillerndem Schwindelgefühl über die schmük-kenden Pfauenaugen rieseln.
    „Was bist du?” Für Aleytys klang ihre Stimme tastend, weich.
    Sie schloß die Augen und faltete die zitternden Hände hinter ihrem Rücken. „Wie bist du hier hereingekommen?” Ihre Stimme stieg bei dem letzten Wort schrill an und erschreckte sie mit ihrem Hauch von Hysterie. Sie schluckte und sagte gleichmäßiger:
    „Kann jeder, der dies will, zu mir hereinkommen?” Ein Muskel neben ihrem Mund begann zu zucken.
    „Ich bin … Migru.”
    Sie hörte das leichte Zögern. Obwohl ihr die nichtmenschlichen Gesichter noch zu fremd waren, um darin lesen zu können, ließen das schnelle Zucken seiner Fühler und die Rötung seiner bleichen Wangen eine gewisse Abneigung gegen den Namen vermuten. Ich werfe ihm nichts vor, dachte sie. Liebling genannt zu werden, wie ekelhaft … Verdammt, wenn ich nur … Der Dämpfer schaltete sich grell ein und schickte ihren Geist auf einer Übelkeit erregenden Spirale ins Chaos. Es dauerte eine Minute, bis sie wieder sehen konnte.
    Migru zog seinen kurzen Faltenrock aus blaugrüner Seide hoch und wartete darauf, daß sie etwas sagte.
    „Migru”, wiederholte sie, während sie langsam die Kontrolle über Geist und Körper zurückgewann. „Warum …”
    Er neigte seinen Kopf, das Lächeln krümmte noch immer seine wohlgeformten Lippen. „Ich dachte mir, daß Ihr vielleicht Fragen habt, wenn Ihr erwacht. Ein fremder Ort. Seltsame Dinge geschehen. Ich wußte, die Kipu würde nicht daran denken, deshalb …” Er breitete seine Hände aus.
    Aleytys hob eine Hand an den Kopf. „Das war nett.” Sie schaute sich geistesabwesend um. „Setzen … ja … setzen wir uns hin und reden … reden …” Sie zog mit ungeschickter Unsicherheit an den hauchdünnen Vorhängen. „Setz dich …” Sie sank auf das Fußende des Bettes nieder.
    Der Nayid-Mann stand einen Moment unbeweglich, sein Mund verhärtete sich für einen Augenblick. Dann ging er ruhig zu ihr und ließ sich auf dem Bett neben ihr nieder.
    Aleytys schüttelte sich, da seine Nähe verwirrende Emotionen in ihr erweckte. So lange her, seit ein Mann neben ihr gesessen hatte. Sie gehalten hatte. Sie geliebt hatte …
    „Stimmt etwas nicht, Parakhuzerim?” Er runzelte die Stirn, streckte die Hand aus, um sie zu berühren, zögerte dann, die Finger dicht über ihrer Haut. „Seid Ihr krank?”
    Sie strich mit den Fingerspitzen auf dem blaugrünen Stoff entlang, der ihre Oberschenkel bedeckte. Vorsichtig sagte sie: „Dies ist das Zimmer der alten Königin, nicht wahr?”
    Er nahm ihre zitternden Finger in einen warmen, sanften Griff.
    „Die Königin ist tot, die Königin lebt.”
    „Warum haben sie mich in ihr Bett gesteckt?” Sie ließ ihre Hand ruhig in der seinen liegen; ein harter, kalter Klumpen unter ihrem Herzen schmolz langsam durch den freundschaftlichen Kontakt. „Ich bin keine Nayid.”
    „Auf gewisse Art.” Er zögerte, als widerstrebe es ihm fortzufahren.
    „Ich verstehe nicht.” Aber die Muskeln in ihrem linken Oberschenkel zuckten schmerzhaft.
    Er ließ ihre Hand fallen und zog den Umriß der Wunde nach.
    Sie konnte die Wärme seiner Fingerspitzen durch die Seide hindurch spüren. „Ihr seid Parakhuzerim”, sagte er ruhig. „Die Hüterin der Saat.”
    Sie schüttelte sich. Die Woge entwurzelter Angst verursachte ihr Übelkeit, erweckte ein Bedürfnis davonzulaufen. Weit und schnell. „Erzähl es mir”, sagte sie drängend.
    Er zögerte. Dann legte er eine Hand über eine ihrer Brüste. „Du bist ein Säugetier. Eure Jungen werden aus eurem Körper geboren.”
    Bei dieser unerwarteten Berührung reagierte ihr Körper explosiv. Ein dünner Schweißfilm brach überall auf ihrer Haut aus, und ein leeres Verlangen erfüllte sie, dann rissen seine Worte sie aus ihrem Vergessen. Geboren. Sie formte das Wort mit ihren Lippen.
    Geboren. Knirschte mit den Zähnen, preßte die Augen zusammen.
    Sharl. Mein Baby. Mein Sohn. Sie hob die Hände und ließ sie zurückfallen. Leer. Es gab nichts für sie, das sie halten konnten.
    Migru fuhr mit seinen Fingern leicht über ihr verzerrtes Gesicht. Wortlos streichelte er die angespannten, zitternden Muskeln.
    Nach einer Minute legte er
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