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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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gräulich-grünen Gegenstand mit konzentrischen, ockerfarbenen Streifen.
    Krank vor Entsetzen beobachtete Aleytys, wie die kaltgesichtige Chirurgin das eiförmige Ding in das Loch in ihrem Schenkel senkte. Als sie es zu ihrer Zufriedenheit abgelegt hatte, entfernte die Nayid die Klammern und schob das Fleisch an Ort und Stelle zurück. Sanft, mit derselben Sorgfalt, die sie dem Ei gegenüber gezeigt hatte, zog sie den Hautlappen wieder darüber und strich mit einem summenden Stab an der Wunde entlang, um den Schnitt zu verschließen. Mit einer schnellen, sicheren Drehung ihrer langen, geschmeidigen Finger änderte sie die Einstellung an dem Stab und hielt ihn an Aleytys’ Schläfe.
    Aleytys keuchte und wirbelte in die Dunkelheit davon.

2
    Stöhnend, da Schmerz um den Hintergrund ihres Schädels pulsierte, öffnete Aleytys trübe Augen und bewegte vorsichtig den Kopf. Ihr Körper tat weh, so daß sie kaum genug Energie sammeln konnte, um durch den Nebel in ihrem Gehirn zu denken, während der Dämpfer in ihrem Rücken Wellen von Juckreizen auslöste. Sie bewegte sich unruhig; die frischen Laken raschelten: ein leises, angenehmes Geräusch, das ihren schmerzenden Geist besänftigte.
    Spitzenartige, mit reichen Borten besetzte Kissen häuften sich um ihren Kopf herum auf. Ungeduldig stemmte sie sich gegen die Matratze, um ihren Körper hochzustemmen. Sie schleuderte die Decken von den Beinen und starrte unglücklich auf den Schenkel.
    Ihre Finger zogen die feine rote Linie um den schrumpfenden Klumpen nach. „Verdammt.”
    Unsicher mühte sie sich zum Rand des Bettes, hob die spinnwebfeinen Spitzenvorhänge zurück, glitt aus dem Bett, auf die Füße und zuckte zusammen, als die Haut die kalten Fliesen berührte. Sie taumelte zur Mitte des Raumes und starrte umher.
    Blaugrüne Schleier, die von einem goldenen, bienenähnlichen Insekt, das gegen die Decke ausgebreitet war, herabfielen. Sie drehte sich herum. In der schmalsten Wand des keilförmigen Raumes gab es einen Türbogen, von einem schweren, blaugrünen Gobelin geschlossen. Jener Raum. Das Bett der alten Königin.
    Wieder konnte sie die ungeschlachte, hinfällige Gestalt der alten Nayid sehen … ahhh!
    Steif bewegte sie sich zu dem Türbogen hin und zog den Gobelin zur Seite.
    Die Wächterin draußen baute sich vor ihr auf, das blaugrüne Uniformgewand kräuselte sich leicht um ihre sehnige Gestalt. Als Aleytys versuchte, an ihr vorbeizukommen, schüttelte die Wächterin den Kopf und schob sie sanft, aber unerbittlich in den Raum zurück. Der Gobelin fiel mit einer schweren Endgültigkeit zwischen ihnen herunter.
    Der Dämpfer warf ihre Gedanken noch immer durcheinander, aber ihr Verstand paßte sich rasch an eine Hopplahopp-Denkwei-se an. „Gut.” Sie rieb sich den empfindlichen Bauch. „Also schlafe ich im Bett dieser alten Hexe.” Sie schüttelte sich und blickte sich um.
    Der Raum war ein stumpfer Keil, die langen Seitenwände waren mit reichgeschmückten Wandbehängen bedeckt, die, mit Ringen an langen, polierten Stangen befestigt, herunterhingen.
    Auf einem komplizierten und hübschen Muster aus Blättern und Blüten, in Erdfarben gewoben, mit Akzenten von Rosa und Violett, schlug eine Reihe von ausgelassenen männlichen Gestalten in einem wilden, erotischen Tanz Kapriolen, wobei ihre düsteren, ausdrücklich sexuellen Formen grotesk mit der Zartheit des Hintergrunds kontrastierten.
    Aleytys betrachtete die Gestalten mit Interesse, ihr Körper erhitzte sich ein wenig, als sie die geschlechtliche Ähnlichkeit mit den Männern ihrer Spezies bemerkte. Über die Schulter auf die Wandbehänge blickend, begab sie sich zum breiten Ende des Raumes hinter dem Kopfende des Bettes.
    Als sie den Gobelin von der Wand wegzog, entdeckte sie, daß diese offensichtlich eine einzelne Glasscheibe war, in grünblauem Ton, der für die Augen kühl und beruhigend war. Draußen konnte sie einen ummauerten Garten sehen. Sauber gemähtes Gras. Sanft welliger Boden. Blumenbeete. Kurze, flache, schlanke, schirm
    ähnliche Bäume … fast wie Mimosen … mit zarten, spitzenartigen Blättern … die sich anmutig über einen kleinen, lebhaften Bach beugten … Sie blickte sehnsüchtig auf das kristallklare Wasser, das die winzigen Wasserfälle hinuntersprang, um verstreute Felsbrokken tanzte, unter dem schweren, beinahe horizontalen Stamm einer knorrigen, gesunden Eiche hindurchsprudelte. Ihr Bedürfnis nach fließendem Wasser war beinahe so verlangend wie Hunger oder Sex. Sie
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