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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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Sklavenmarkt von I!kwasset stand. Sie bewegte sich unbehaglich auf der kalten Oberfläche und fragte sich, wovon die Kipu sprach; mit einer üblen Vorahnung, daß ihr nicht gefallen würde, was da auf sie zukam. Nervös zuckte sie mit den Schultern. Der unter ihrem linken Schulterblatt eingesetzte PSI-Dämpfer juckte heftig, als sie gegen die Geistfalle ankämpfte. Sie schloß die Augen, um die wechselnden Gruppen von Nayids auszuschließen, und konzentrierte sich auf das Innere ihres Kopfes.
    „Wo bist du?” Sie schleuderte die Worte in die dichte und muffige Dunkelheit im hinteren Teil ihres Bewußtseins. „Ich weiß, daß du da bist.” Der PSI-Dämpfer war eine Plage von kleinen Reizungen, etwas Verschwommenes, das ihren Verstand auf abwärts schwenkende Bahnen schickte, so daß es schwer war, den logischen Fortgang des Denkens einzuhalten. Konzentration war eine körperliche Anstrengung, die sie zitternd zurückließ. „Verdammt, früher warst du nicht so schüchtern.”
    Ein schmerzerfülltes Jaulen riß ihren Kopf hoch. Das Bett war in einem Meer von weißen Gewändern verloren, die in Panik um eine schlaksige Nayid mit einem kalten, würdevollen Gesicht und grauen Streifen, die durch das kurze, schwarze, dicht um ihren schmalen Schädel gelockte Haar liefen, kreisten. Ein paar ruhige Worte schufen Ordnung, schickten die überflüssigen weiblichen Wesen auf ihre Posten.
    Als sich die Menge zerstreute, sah Aleytys die alte Königin auf den Kissen, zusammengebrochen, Blasen bildeten sich in ihren Mundwinkeln und glitten in einer Spur von Sabber über die herabhängenden Kiefer. Dünne, runzlige, doppelte Augenlider falteten sich zusammen. Vor Aleytys’ Augen schrumpfte sie sichtbar zusammen. Die strahlende Persönlichkeit, die noch vor Augenblikken den von geschäftigem Treiben erfüllten Raum beherrscht hatte, verfiel zu einer Art letzter Hinfälligkeit. Die Ärztin beugte sich über sie, dann blickte sie ungeduldig zu der Nayid neben sich hoch.
    Die Dienerin hastete um das Bett herum, ihr weiches, fleckenloses Gewand wehte in bewegten Falten; sie riß die Vorhänge los und wirbelte sie zu, um die sterbende Alte allein zu lassen.
    Die Kipu schnippte mit den Fingern. Drei spindelbeinige, pferdegesichtige Amazonen in locker sitzenden roten Gewändern tauchten hinter dem Bett auf und kamen auf Aleytys zu. Sie rutschte vom Tisch herunter und wich vorsichtig zurück.
    Die Kipu trat rasch an ihre Seite, schloß lange, schlanke Finger um ihre Schulter. „Geh auf den Tisch zurück, Ardana”, sagte sie kalt.
    Die Finger waren trocken und leicht rauh. Aleytys konnte die harte Gelenkverbindung der Fingerknochen durch die Haut spüren.
    Sie riß sich los, warf dabei ihr Haar aus dem Gesicht. Die Wachsamkeit brannte plötzlich in einem wilden Aufflackern von Rebellion aus ihr heraus. Wie ein Tars beim Anschleichen, schoß sie schnelle Blicke im Zimmer umher, animalisch auf ein unmögliches Entkommen bedacht.
    Die weißen Nayids, die sich um das Bett scharten, ignorierten sie, als würde sie nicht existieren, aber sie wahrte vorsichtigen Abstand zu den roten, zog sich von den kreisenden roten Gewändern zurück, während die Nayid-Wächterinnen sie aus ihren runden schwarzen Augen heraus anstarrten, rechte Hände um schwarze, hinter die breiten Gürtel gesteckte Stäbe gelegt, die karmesinroten Gewänder an die dünnen, länglichen Körper geschmiegt. An dem unregelmäßigen Kreis vorbei sah sie einen Durchgang, der teilweise von einem blaugrünen Gobelin verdeckt wurde. Lauf, trieb ihr umnebeltes Gehirn sie an. Lauf.
    „Ardana.”
    „Nenn mich nicht so”, platzte Aleytys heraus, augenblicklich von ihrem Vorhaben abgelenkt. Unmöglich, zwei Gedanken im Kopf zu halten. Sie riß sich von der Kipu los und schoß auf den Durchgang zu, stürzte auf den freien Raum zwischen zwei Wächterinnen zu. Lange Finger packten ihr Haar und schwangen sie mit einem erschreckenden Beweis von Kraft mühelos zurück.
    Aleytys sackte auf die Knie, schwer atmend, als sich der Griff an ihren Haaren lockerte. Tränen des Schmerzes strömten aus ihren Augen.
    „Beruhige dich, Sklavin.”
    Alytys kauerte auf dem Boden und schaute an den wirren Haarsträhnen vorbei zu der Kipu hinauf. „Nein. Ich will keine Sklavin sein.”
    „Sklavin”, wiederholte die Kipu, wobei ihre Fühler leicht zuckten. „Gekauft und bezahlt. Du verschwendest deine Energie und meine Zeit, wenn du dir etwas vormachst. Deine Situation ist eine Tatsache, die weder
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