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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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„Also gut, ich werde einen Platz für dich freimachen.”
    „Danke.”
    In der Türöffnung blieb er stehen, zögerte, es widerstrebte ihm eigenartig, sie zu verlassen. „Brauchst du noch etwas?”
    „Nein. Nicht jetzt. Solltest du dich nicht besser auf die Hiiri vorbereiten? Sie kommen.”
    Er runzelte die Stirn. „Du fühlst dich unbehaglich in meiner Gegenwart?”
    „Nein.” Sie lächelte, hob die Hände. „Warum sollte ich? Aber ich kenne dich nicht.”
    „Du hast meine Gefühle gelesen.”
    „Kennen ist mehr als das. Ich fühle dein Interesse an mir, du bist von mir als Frau angezogen.”
    Er zupfte an seinen Augenbrauen. „Katrat! Du bist eine verdammt unbequeme Frau.”
    „Ja.” Sie seufzte. „Phorea, ich finde dich auch interessant, aber ich bin noch nicht soweit, mich wieder an einen Mann zu binden. Ich habe gerade eine …” Ihre Stimme zitterte, die Augen füllten sich mit Tränen, sie konnte wieder weinen, sanft, traurig; sie weinte um den toten Burash. „Mein Geliebter ist gestorben, und es wird eine Weile dauern, bis ich mich nach einem anderen sehne. Ich brauche eine Trauerzeit. Verstehst du?”
    „Nein.” Er sprach ein wenig kalt. „Laß die Toten tot sein, laß sie zurück, klammere dich nicht an den vermoderten Leichnam.”
    „Das tue ich nicht.” Sie seufzte. „Aber ich kann Gefühle nicht so schnell an- und ausschalten.”
    Er zuckte mit den Schultern. „Wir werden in einer oder zwei Stunden starten. Ich komme und hole dich.”
    „Danke.” Sie zog die untere Koje wieder heraus und setzte sich.
    „Ich werde mich hier ausruhen. Gute Geschäfte.”
    Er nickte kühl und verschwand.
    29
    Das Schiff löste sich von der Welt, glitt in die Höhe, jagte, von den Schatten verborgen, an der Zwielichtzone entlang und schoß dann in den tieferen Raum davon; die schwer arbeitenden Generatoren peitschten es so schnell wie möglich dem Übertritts-Punkt entgegen. Anfangs verlief der Flug glatt, Routine, nicht aufregend. Dann bimmelte wiederholt eine Glocke, der scharfe Ton eine Warnung, die Adrenalin durch ihre Adern schießen ließ, den Magen zu einem harten Klumpen verknotete. Aleytys erhob sich von ihrem Sitz auf dem Bodenbelag, stellte sich hinter den Piloten. „Was ist los?”
    fragte sie, dann sah sie das Schiff hinter der unter ihnen schwebenden Welt hervorjagen. „Wer?”
    „Ein Kaperschiff der Ffynch-Gesellschaft. Laß mich in Ruhe, Frau.” Der Schmuggler beugte sich über die Kontrollen und starrte konzentriert auf den Bildschirm.
    Aleytys beobachtete das Schiff. Es hatte eine drohende Aura, die sie erschütterte. Licht flackerte, verbarg das Schiff für die Dauer einer Sekunde, dann erbebte das Schiff des Schmugglers, sie wurde von den Füßen geworfen, krachte zu Boden; der Schmuggler stieß heftige, von Angst gefärbte Flüche aus. Sie stand wieder auf. Der vollauf beschäftigte Mann beachtete sie nicht. Das Schiff tanzte im Bildschirm, sie versuchten ein Ausweichmanöver, aber es folgte ihnen nach wie vor. Das Licht flakkerte wieder auf.
    Die Auswirkungen des Stoßes vergingen.
    Dieses Mal spürte Aleytys das schwere Stampfen in den Tiefen des Schmugglerschiffes. Ohne daß es ihr gesagt wurde, wußte sie, daß es einen dritten Schlag nicht mehr verkraften konnte; Angst und Zorn entströmten dem Schmugglerpiloten, Schweiß perlte über sein Gesicht und seinen Rücken, als er sich durch Möglichkeiten, dem drohenden Untergang zu entgehen, hindurchmühte, die sie nicht verstehen konnte. Aber die heftige Anstrengung war vergebens. Das konnte sie nicht von den Instrumenten ablesen sondern vom Geist des Mannes.
    Sie schloß die Augen und sandte ihre Geistfinger aus, zu dem Verfolgerschiff. Da war soviel, was sie nicht verstand. Aber das purpurne Leuchten kehrte wieder … Was ist das, dachte sie, was …
    Aber es gab keine Antwort … nur ein Bild in ihrem Geist … Ein Diagramm … Sie durchforschte das ihnen hinterherjagende Schiff, bis sie eine Stelle fand, die zu dem Diagramm paßte - und fetzte sie heraus.
    Das Schiff explodierte, verschwand in einem Feuerball, der heller leuchtete als die Sonne, so dicht und grell hinter ihnen.
    Sie hielt sich an der Metallumrandung an der Lehne des Pilotensitzes fest … Dieses Purpur … was passiert … was sagt mir …
    Die Stimme des Schmugglers unterbrach ihre wirbelnden Gedanken.
    „Du hast das getan?”
    „Ja.” Mit zitternden Lippen versuchte sie, ihn anzulächeln. „Ich habe dir gesagt, es lohnt sich, meine Vorahnungen
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