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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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Ibex?”
    Er runzelte die Stirn. „Nein. Sie liegt nicht in diesem Sektor.
    Hast du die Koordinaten?”
    „89-060 Duhbe Thrall 64 Aurex Corvi 1007,47.”
    Diese Koordinaten waren tief in ihren Geist gebrannt und kamen spielerisch über ihre Zunge - aber sie trugen traurige Erinnerungen an ihr Leben auf Jaydugar mit sich. Sie schüttelte die Wolke der Erinnerung ab und wartete auf die Antwort des Schmugglers.
    Obwohl sein Gesicht noch immer ausdruckslos höflich war, fühlte sie die Überraschung in seinem Geist. „Das ist halb durch die galaktische Linse. Unmöglich, daß ich so weit kommen könnte.”
    „Das ist wahr.” Sie seufzte. „Verdammt. Ich habe befürchtet, daß es nicht so leicht sein würde. Sieht so aus, als hätte ich eine lange, ermüdende Zeit vor mir. Bring mich, so weit du kannst.
    Gemacht?”
    „Gemacht.”
    „Gib ihm die oberste Lage, Kätzchen.”
    Aamunkoitta nickte. Sie hob den Kisteneinsatz heraus und legte ihn in die Hände des Schmugglers. Dann schloß sie den Deckel der Kiste und schob die Stricke wieder über ihre Schulter.
    „Ich möchte an Bord gehen, bevor die anderen kommen. Ich will nicht, daß sie mich sehen.” Aleytys schloß einen Augenblick die Augen, suchte die Hügel mit ihrem Geistsehen ab. „Die anderen Hiiri sind weniger als eine halbe Stunde von hier entfernt”, sagte sie, als sie die Augen wieder öffnete. Sie begegnete seinem verblüfften Blick, lächelte, kicherte. „Noch eine Gabe.”
    „Alsdann, komm mit.”
    „Einen Augenblick. Was ich vorhin gesagt habe.”
    Er hob seine buschigen Augenbrauen.
    „Über die Kraft, das Einhalten eines Handels zu erzwingen.”
    „Und?”
    „Paß auf.” Sie wickelte ihre Geistfinger um einen Stein und hob ihn hoch, bis er vor seinen Augen schwebte. „Siehst du?”
    „Eine begabte Lady.”
    „Du verstehst nicht.” Sie ließ den Stein fallen. „Wenn ich dein Herz so packen würde …”
    Sie fühlte, wie Verstehen ihn durchflutete, wie Wachsamkeit seine Zuversicht ersetzte. „Ich verstehe. Kein Wunder, daß du keine Pistole brauchst.”
    „Richtig. Eine Waffe, die mir kein Mensch wegnehmen kann, egal, wie stark er ist.” Sie hielt die Hände vor sich. „Binde meine Hände, mein Geist bleibt frei. So schütze ich mich. Wenn nötig.
    Nur wenn nötig. Eine Garantie. Verstehst du?”
    „Nur zu gut.” Er kicherte seinerseits. „Deshalb bin ich froh, daß ich mein Wort zu halten pflege.”
    Am Fuß des Aufzugs blieb Aleytys stehen, streichelte Aamunkoittas Wangen. „Auf Wiedersehen, Kätzchen.”
    „Leb wohl, Kunniakas.” Sie streifte die Stricke von den Schultern. „Sieht so aus, als würde ich auf Nakivas warten. Soll ich ihm sagen, daß du abreist?”
    „Er wird fragen, nehme ich an. In Ordnung. Sag es ihm. Ich werde ihn nicht sehen.” Sie nahm die Juwelenkiste auf, trat in den Lift und ließ sich ins Schiff befördern.
    Als Aleytys in die Schleuse trat, war Aamunkoitta eine kleine, einsame Gestalt.
    An Bord des Schiffes … Sie geht an den neugierigen Augen des blassen Mannes und des Katzenmannes vorbei. Sie geht den engen, schäbigen Korridor entlang, die Füße gleiten geräuschlos über den schwammigen, gummiartigen Bodenbelag. In einen sterilen, schmalen Raum hinein …
    „Das ist die Kabine des Zweiten. Er wird nach dem Handel hereinkommen, um seine Sachen zusammenzupacken.”
    Aleytys schaute sich in dem leeren Raum um. „Zeig mir, wie man diesen Ort bedient.”
    „Du kennst keine Klappkojen?”
    „Ich bin erst auf zwei Schiffen gereist, einmal als Gast, einmal als Gefangene. Meine Erfahrung ist begrenzt.”
    „Es macht dir nichts aus, Unwissenheit einzugestehen?”
    „Unwissenheit ist eine leicht zu heilende Krankheit.”
    Er guckte mit den Schultern. „Hier. Die Liegen.” Er zog die übereinander angebrachten Kojen aus der Wand, die untere zuerst, dann die obere, zeigte ihr, wie man sie öffnete und schloß … Wasserbecken … Dusche … Toilette … Aufbewahrungsorte für Besitztümer …
    „Das wär’s.”
    „Danke.” Sie blickte sich um. „Darf ich beim Start zu euch auf die Brücke kommen? Ich werde euch nicht im Weg stehen.”
    „Warum?”
    „Ich habe das Gefühl …” Sie schritt unruhig in der kleinen Kabine umher. „Ich habe das Gefühl, daß ich gebraucht werde. Irgendwie.”
    „Gebraucht!” Er schnaubte ungläubig. „Du weißt nichts über Schiffe.”
    „Aber ich weiß, daß es dumm ist, meine Vorahnungen zu ignorieren.”
    Wieder musterte er sie von Kopf bis Fuß.
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