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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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tastete über das Glas, suchte nach einem Weg in den Garten.
    „Hieno-nainen.”
    Aleytys sprang auf und fuhr herum, aus ihrer Konzentration auf den Bach aufgeschreckt. Sie kam hastig um das Bett herum und hielt vor einer kleinen, braunen Gestalt, die kniete, die Blicke ergeben auf den Boden geheftet, einen Stapel sauberer Laken und Handtücher ordentlich neben sich aufgestapelt. Das winzige Weibchen hatte ordentlich geflochtenes, dunkelbraunes Haar in Schlingen über kleinen Ohren hochgebunden, hellbraune Haut, die über den Wangenknochen rosa errötete, einen groben, braunen Hausmantel enggegürtet, der eine zierliche Taille mit einem reich bestickten Schärpengürtel betonte.
    Sich plötzlich ihrer Nacktheit bewußt, zog Aleytys die Spitzendecke vom Bett und wickelte sie um sich. „Wer bist du?” verlangte sie zu wissen.
    „Aamunkoitta, Hieno-nainen. Ich bin die Hiiri, bestellt, sich um diese Räume zu kümmern.”
    „Du bist keine Nayid.” Aleytys betrachtete die vollen Brüste, die sich durch den Hausmantel vorwölbten. „Du bist ein Säuger wie ich.”
    Das braune Gesicht errötete. Volle Lippen wurden eine Sekunde lang schmal, dann kehrte die gleichmütige Gesichtsmaske zurück. „Ich bin eine Hiiri, Hieno-nainen.”
    Aleytys stopfte die Decke abwesend um sich herum fest. Sie haßt sie, dachte sie. Ich nehme an, sie ist auch eine Sklavin. Ich wüßte gern … Verdammt! Könnte ich doch nur … Sie schüttelte die Schultern, als das Jucken stärker wurde, und ihre Gedanken schwenkten wild ab, bis sie ihren Verstand wieder unter Kontrolle hatte und ein Wort aufgriff, das sie sich gemerkt hatte. „Räume?”
    „Hieno-nainen?”
    „Es gibt hier noch andere Räume?”
    „Ja, Hieno-nainen.”
    „Hah!” Aleytys funkelte die kleine Frau an. „Wenn du denkst, daß mich dieses dumme Getue täuscht …”
    Die Hiiri starrte sie an. „Hieno-nainen?”
    Eine Handfläche reibend, die darauf brannte, das ermüdende kleine Wesen zu schlagen, seufzte Aleytys. „Vergiß es. Zeig mir die anderen Räume.”
    Die Hiiri erhob sich anmutig auf die Füße.
    „Warte.” Aleytys ruckte die herunterhängenden Seiten der Decke hoch. „Wo kann ich etwas zum Anziehen bekommen?”
    Stumm glitt die Hiiri zur anderen Seite des Raumes hinüber. Sie griff hoch, erwischte eine Handvoll von dem Wandbehang und zog ihn zur Seite, wobei die Ringe auf der hölzernen Stange entlangklapperten. Als sie stärker zog, riß sich ein Teil des Behanges von dem Rest los und entblößte einen Teil der Wand, der von einem weiteren Türbogen durchbrochen war.
    Die Hiiri langte hinauf und breitete ihre Hand über ein milchig weißes Quadrat aus. Ein Licht ging an, beleuchtete einen kleinen, geheimen Raum.
    Aleytys trat auf ein herunterhängendes Ende der Bettdecke und hätte sich beinahe selbst erwürgt. Ungeduldig murmelnd raffte sie einige weitere Falten hoch und trottete vorsichtig durch den Durchlaß.
    Leere Regale, Stangen, Haken … Die Kleidung der alten Königin war bis auf ein paar formlose, zeltähnliche Gewänder, die an Haken neben dem Türbogen hingen, weggeräumt worden. Die Hiiri schob sich an ihr vorbei und runzelte hierüber nachdenklich die Stirn. Sie hob eine bewegliche, blaugrüne Masse von ihrem Haken. „Da wäre dies hier.”
    Sie schüttelte munter die Falten und hielt das Kleidungsstück zu Aleytys hin. „Die Kipu muß dies für Euch hierher gehängt haben. Wenn Ihr mehr wollt, wendet Euch an sie, Hieno-nainen.”
    Aleytys seufzte. Nach einer Minute Kampf bekam sie die mehrfachen Schichten der blaugrünen Seide über den Kopf und zog sie über den Körper herunter; die Decke ließ sie gleichzeitig zu Boden fallen. Sie befestigte die Broschen an den Schultern und schüttelte sich, damit die seidenen Stoffschichten, die bis zu den Knöcheln reichten, über die Haut glitten und sich in anmutige Falten legten. Sie fühlte sich sofort weniger verwundbar und wandte sich mit einer neuen Selbstsicherheit in den Bewegungen an die Hiiri. „Die anderen Räume?”
    Die Hiiri neigte ihren Kopf und verließ die Kammer. Etwas weiter die Wand entlang zog sie den Behang erneut beiseite, berührte den Lichtschalter und wartete darauf, daß Aleytys sie einholte.
    „Dieser Raum ist für die Bedürfnisse Eures Körpers, Hienonainen.”
    Eine riesige, in den Boden eingelassene Wanne nahm den halben Raum ein. Ein kunstvoller, thronartiger Nachtstuhl, aus gehämmertem Gold gefertigt, mit Juwelen besetzt, hatte einen dazu passenden
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