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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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sich auf das Bett zurück; zog sie herunter neben sich. Selbst in ihrem Elend spürte sie, wie seine zärtlichen Finger Spuren von Hitze auf ihrem Körper hinterließen.
    Wieder einmal überraschte sie ihr Körper mit seiner begierigen Reaktion auf Zärtlichkeiten.
    Sie preßte sich an ihn, flüsterte eindringlich … Bitte … bitte …
    bitte … Migru … ich brauche … Aber sie konnte die Worte nicht aussprechen … Er gehörte einer anderen Spezies an. In dem schrecklichen, brennenden Bedürfnis ihres Körpers war eine Störung, eine durch Mark und Bein gehende Fremdenfurcht, die sie ungeheuer erschreckte, ihr aber den Mund versiegelte.
    Aber Migru schien dies zu wissen. Seine Zärtlichkeiten wurden eindeutiger sexuell. Aleytys schloß die Augen und ließ ihren hungrigen Körper die Kontrolle übernehmen.

3
    Herrlich entspannt, in einer halbbewußten Euphorie schwebend, seufzte Aleytys und streckte sich. Ein einzelner Ton erklang kurz, ein reiner, lieblicher Klang, der die gedämpfte Nachtstille des dunklen Raumes durchbrach. Überrascht tastete Aleytys mit zitternden Fingern nach dem Kopf. Die glatten, metallischen Fäden des Diadems waren nicht materialisiert, aber sie hörte ein zweites Rieseln von Tönen, kaum lauter als ein Flüstern.
    Sie zog die Hand herunter und lag zu Vorhängen hochstarrend da; Vorhänge, mehr zu erraten, als zu sehen. Neben sich konnte sie das leise Einatmen des schlafenden Nayid hören. Impulsiv berührte sie die glatte Haut an seiner Schulter; das Gefühl der warmen Haut bestärkte den Frieden in ihr. Sie schloß die Augen. „Nun”, hauchte sie. „Da bist du ja wieder.” Belustigung und Verwirrung waren fast zu gleichen Teilen in ihr vermischt.
    Ein Bild entstand hinter ihren Augen. Sie fand sich in einen auf Hochglanz polierten weißen Raum sehend; Akzente aus rostfreiem Stahl. Mehrere Nichtmenschen, in fleckenloses Weiß gehüllt, schwärmten um den nackten Körper einer Frau herum, der mit dem Gesicht nach unten auf einem schmalen Stahltisch ausgestreckt lag.
    Ihre Haut war ein blasses Gold, das in dem herkunftslosen Licht zu leuchten schien. Ihr rotes Haar floß in einem glänzenden Wasserfall über das Ende des Tisches.
    Der graue, runzelige Sophont hob einen gummiartigen Tentakel, ein Skalpell funkelte silberne Schlaglichter, als er die Haut direkt unter ihrem linken Schulterblatt aufschlitzte. Ein zweiter Tentakel setzte eine kleine Scheibe exakt in die Wunde ein. Abrupt kreiste ihr Kopf vor Schwindel, als die Scheibe anwuchs, bis sie ihr Bewußtsein ausfüllte. Die Szene schaltete sich in Schwärze aus, dann wieder an, wobei die Scheibe hinter ihren Augen vibrierte, wieder Schwärze, Scheibe, Schwärze …
    „Ja, ja. Ich verstehe.”
    Ein Klangrieseln wie ein Lachen antwortete ihr. Dann wechselte die Szene. Ein blindes Tasten durch Finsternis. Diesen Weg. Dort.
    Sich einen verschlungenen Weg durch die Finsternis zu einem Licht bahnend; eher erahnt als gesehen. Ein fahler Blitz. Dann, endlich, ein Ausweg in eine enge Freiheit.
    „Ah. Kannst du mir jetzt helfen?”
    Ein Gefühl wie ein geistiges Schulterzucken. Wieder schwebte das Bild der Scheibe im Vordergrund ihres Geistes. Starke Infragestellung.
    Eine Hand berührte ihre Schulter. Sie öffnete die Augen. Den Mund in Sorge zusammengekniffen, mit leicht schwankenden Fühlern, beugte sich Migru besorgt über sie.
    Sie lächelte. Sie griff hinauf und streichelte mit den Fingerspitzen seine Wange. „Mach kein Theater, Migru.”
    „Nicht Migru.” Sein Gesicht verzog sich vor Widerwillen.
    „Meine Mutter nannte mich Burash. Die andere … die alte Königin
    … Verstehst du?”
    „Burash …” murmelte sie schläfrig.
    Er legte sich zurück und begann, sie mit sanfter Zuneigung zu berühren. „Aufwachen … mmmhh … Es war eine gute Zeit. Für dich?”
    Sie nickte.
    „Ich hatte zwei Geschwister … Meistens kommen Nayids zu dritt, Narami. Wir waren unzertrennlich. Wie eine Sonne mit zwei Schatten, sagte Mutter. Kanuu führte. Als Frau war sie immer die Stärkste, an Geist und Körper. Gammal … Er hatte einen Verstand wie ein verheerendes Feuer …” Er seufzte.
    Irgend etwas stieß Aleytys immer wieder an, während sie warm und zufrieden dalag und ihn von seiner Kindheit drauflosreden hörte. Träge fischte sie nach dem flüchtigen Gedanken.
    „Burash!”
    Er brach ab und stieß sich auf seinen Ellenbogen hoch. „Was ist los?”
    „Du hast mir nie von dem Ei der Königin zu Ende erzählt.”
    „Leyta.”
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