Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Seine Stimme war leise, seine Lippen straff gezogen, unglücklich. „Warum vergißt du es nicht einfach?”
    „Nein.” In ihrem Kopf spürte sie die feine Zustimmung des Diadems. Sie zog die Nase kraus, als sie plötzlich erkannte, daß der Begleiter in ihrem Schädel an ihrem Orgasmus teilgehabt hatte.
    Dann schüttelte sie den kurzen Widerwillen ab und wandte sich wieder dem Ergründen zu. „Ich muß es wissen. Ich brauche alles, was ich über diesen Ort erfahren kann.”
    Burash zog sich von ihr zurück, um sich mit dem Rücken zum Kopfende des Bettes aufzusetzen. „Dies würde dir nicht helfen.”
    „Erzähl es mir.”
    „Dein Volk und meines”, begann er langsam. Sie konnte sehen, wie seine anmutigen Fühler wie ein phantastisches Metronom hin und her strichen. „Wir ähneln uns in der Art und Weise, wie wir die Befruchtung der weiblichen Partnerin zustande bringen.”
    Aleytys kicherte. „Ja.”
    Er pochte auf ihre Nase. Die fremdartigen, riesigen Augen ver
    änderten ihre Wahrnehmung von seiner Mimik, so daß sie nie sicher war, was sie wohl bedeutete, aber sie fühlte sich warm und beschützt. „Nach der Paarung”, fuhr er zögernd fort, „gehen unsere Frauen ihren eigenen Weg. Wenn die Partnerin befruchtet ist…”
    Seine Hand berührte sie und schloß sich um ihre Finger. „Sie produziert Eier, im allgemeinen drei, und setzt sie in das Fleisch einer lebenden Nahrungsquelle ein. Heutzutage ist dies ein besonders gezüchteter Immeru.” Er sagte nachdenklich: „Das ist ein langhaariges Tier mit langen, gebogenen Hörnern, ein anmutiges und liebevolles Geschöpf.” In Erinnerungen schwelgend, lächelte er.
    „Sanft und liebevoll. In unseren frühen Tagen als denkende Spezies pflegte sie den befruchtenden männlichen Partner als Wirt zu benutzen.” Er lächelte und beugte sich über sie, um das Haar aus ihrem erschrockenen Gesicht zu wischen. „Unnötig zu sagen, daß diese Veränderung meine begeisterte Zustimmung findet.” Er gluckste. „Dreh dich auf den Bauch, Narami. Laß mich dich ein bißchen entspannen.”
    Sie spürte ein kleines Frösteln tief unten, drehte sich aber um.
    „Fahr fort”, murmelte sie; ihre Stimme versickerte im Kissen.
    Er begann damit, seine Hände über die angespannten Muskeln ihres Rückens zu streichen, dann machte er sich daran, an ihren Schultern auf und ab zu massieren, indem er die Muskeln mit einer Reihe von leichten Klapsen lockerte. Nach einer Weile fing er wieder an zu reden. „Die Königin ist anders. Ich wurde auf Sep geboren. Das ist eine große Insel, etwa hundert Meilen von der Küste dieses Landes entfernt. Vor tausend Jahren lebten alle Nayids, die es gab, auf Sep.”
    Sie bewegte sich unruhig. „Das Ei.”
    „Ja.” Er lachte kurz, unglücklich, und klopfte ihr aufs Hinterteil.
    „Ein wenig Geduld, Narami. Hör zu.” Er fing an, auf ihrem Rückgrat entlangzustreichen. „Mein ganzes Volk hatte sich bis dahin ver
    ändert, Männer und Frauen konnten in gutem Einvernehmen zusammenleben. Alle, bis auf die Königin. Sie war anders. Sterblich, wie wir alle, aber irgendwie …” Er bearbeitete einen Augenblick lang schweigend ihren Hals und ihre Schultern. „Irgendwie war in ihr letztes Ei das alte Wesen hinübergeboren, waren Erinnerungen und Persönlichkeit intakt.”
    „Huh?” Sie hob den Kopf und starrte ihn an.
    Er drückte ihren Kopf wieder auf das Kissen hinunter. „Hör nur zu, Leyta. Entspanne dich und laß es über dich ergehen.” Er strich seine Hände rhythmisch über ihren Rücken auf und ab. „Das Ei der Königin hat eine weitere Besonderheit. Sobald es eingesetzt ist, absorbiert die Larve die genetischen Kräfte ihres Wirts; genaugenommen verleiht ihr dies drei Eltern.”
    Aleytys blinzelte, die Augenwimpern kratzten über die Dek-ken.
    „Warum ich?” murmelte sie.
    Ohne Eile schob er ihr Haar von ihrem Gesicht und Hals zurück, indem er die dichten, glänzenden Strähnen mit zarten Fingern berührte. „Mein Volk hat schließlich rebelliert und sie zusammen mit ihren fanatischsten Anhängern von der Insel vertrieben. Wir schafften es nicht, ihr den Tod zu geben, den sie verdiente, aber wir jagten sie von unserer Insel. Sie kam hierher, erbaute die Stadt, zwang die Hiiri in ihre Dienste, begegnete dem Sternenvolk, und hier sind wir alle.”
    Aleytys drehte sich um und blickte forschend in sein Gesicht.
    „Warum ich?”
    „Sie brauchte bestes Fleisch.”
    Aleytys keuchte.
    „Du hast gefragt”, sagte er steif.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher