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Irische Liebesträume

Irische Liebesträume

Titel: Irische Liebesträume
Autoren: Emma Richmond
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Held. Sein dunkles Haar war frisch geschnitten. In dem grauen Cutaway wirkte er elegant und seriös. Die in dunklerem Grau gehaltene Krawatte betonte das Blau seiner Augen und seine sonnengebräunte Haut. In den eng geschnittenen Hosen wirkten seine Beine länger, kräftiger und muskulöser. Die Schuhe waren auf Hochglanz poliert.
    “Oh Feargal”, flüsterte seine Schwester. “Du siehst so – umwerfend aus. Du wirst allen Mädchen die Herzen brechen, falls du das nicht schon getan hast.”
    “Und du siehst fantastisch aus.” Er tat so, als hätte er Ellie nicht bemerkt, als würde sie überhaupt nicht existieren. Sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals, fühlte sich verletzt und herabgesetzt.
    Feargal reichte seiner Schwester die Hand und sagte: “Der Wagen steht bereit. Bist du fertig?”
    Terry holte tief Luft, nickte, und als hätte auch sie Ellie vergessen, ging sie langsam auf ihren Bruder zu und mit ihm zur Tür hinaus.
    Aber was macht es schon?, sagte sich Ellie. Bald würde sie nicht mehr hier sein, und alles wäre vergessen. Rasch räumte sie Terrys Zimmer auf. Dann ging sie hinaus und schloss leise die Tür hinter sich. Werde ich jemals heiraten?, fragte sie sich. Werden meine Augen vor Liebe und Glück strahlen? Vielleicht. Eines Tages. Aber ihr Mann würde nicht Feargal sein. Warum musste gerade er es sein, der ihr Herz dieses kleine Bisschen schneller klopfen ließ? Warum musste unter all den Männern, die sie sehr gemocht und begehrt hatten, es gerade jemand sein, der sie für die verabscheuungswürdigste Lügnerin hielt? Sie atmete tief durch, ermahnte sich entschlossen, sich zusammenzureißen, sagte sich, dass der Anblick einer Braut sie immer rührselig mache und das Ganze nichts mit Feargal zu tun habe.
    Ellie ging durch den Flur bis ans Ende und blickte vom Fenster aus hinunter. Sie sah die anderen herauskommen, sah Feargal breit lächeln, bevor er Terry in ein glänzendes weißes Auto half, sah, wie er sich neben sie setzte, und wünschte sich, bei seiner Rückkehr nicht mehr dazusein. Am liebsten wäre sie verschwunden und hätte ihn nie wiedergesehen.
    “Ellie? Oh, hier sind Sie”, rief Rose aus. “Wir fahren jetzt los. Wir nehmen die Abkürzung, damit wir vor den anderen in der Kirche sind. Kommen Sie mit uns?”
    “Nein. Ich warte hier und sorge dafür, dass alles fertig ist, wenn die anderen zurückkommen.”
    “Sind Sie sicher?”, fragte Rose etwas zweifelnd.
    “Ja. Und jetzt los. Sie werden sich sonst noch verspäten.”
    Rose nickte ihr kurz zu, dann eilte sie die Treppe hinunter zu ihrer Schwester, und kurz darauf hörte Ellie, wie die Hintertür ins Schloss fiel.
    Sie ging in ihr Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Dann stand sie am Fenster, von dem aus sie den Blick über die Parkanlagen hatte, dachte über ihren kurzen Aufenthalt in diesem Haus nach, überlegte, wie er anders hätte verlaufen können, dann lächelte sie traurig. Nun komm schon, Ellie, sagte sie sich, mach dich jetzt selbst fertig. Du musst nur noch ein paar Stunden hinter dich bringen. Und dann kannst du abreisen. Nach Hause zurück. Doch was erwartet dich dort? Ein Leben ohne Arbeit und in Einsamkeit. Aber besser das als diese Leere. Dieses Es-hätte-sein-können.
    Ellie duschte und zog ihr rotes Samtkleid an. Zum Teufel mit Feargal, sagte sie sich. Heute war Hochzeitstag, und diesen Tag wollte sie genießen.
    Wenn Ellies Lächeln nicht ganz so bezaubernd wie sonst war, ihre Heiterkeit ein wenig gezwungen, so blieb es völlig unbemerkt von der ausgelassenen, lachenden Gruppe, die nach der Trauung zurückkam. Und wenn Feargal so tun wollte, als würde sie nicht existieren, nun, wen kümmerte es schon? Sie setzte sich an die Hochzeitstafel, auf der Kristall funkelte, den rote Rosen schmückten, und aß tapfer Gang für Gang eines Essens, das Spitzenköche zubereitet hatten, hörte sich Reden an, Glückwünsche, klatschte Beifall, lächelte und plauderte scheinbar gutgelaunt. Es war fast so, als würde sie neben sich selbst stehen und alles mit fremden Augen betrachten. Sie beobachtete die gut gekleideten Damen mit ihren extravaganten Hüten, die eleganten Männer, trank den Champagner, den man ihr eingoss, wehrte persönliche Fragen ab, die man ihr stellte. Und sie lachte über die Scherze, die man über ihr ungewöhnliches Kleid machte. Ungewöhnlich war noch milde ausgedrückt. Es sah aus, als wäre es aus abgeschnittenen Vorhängen genäht, was vermutlich auch der Fall war. Aber wenn es
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