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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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erwerben können. Und als seine Gewinne sich mehrten, begann er, seine Schulden bei Honora zurückzuzahlen. Im Gegensatz zu anderen Männern hatte er seine Ehefrau nicht mit Ohrringen, Ketten, Broschen oder anderem Schmuck verwöhnt, sondern ein Waffenarsenal für sie angelegt. Schwerter, Dolche, Lanzen und Speere – jede Waffe war von den besten Schmieden der Gegend aus edelsten Werkstoffen gefertigt und gehärtet. In jedem Griff war ein Edelstein eingearbeitet, um die Juwelen zu ersetzen, die sie ihm geschenkt hatte.
    Sein kostbarstes Geschenk an sie aber war eine Armee, ausschließlich aus Frauen bestehend. Die Streitmacht umfasste zwar momentan erst zwölf Kriegerinnen, die allerdings ihre harte Ausbildung mit Begeisterung und großer Ausdauer vorantrieben. Sie beobachtete voll Stolz, wie die Frauen sich am Bau der Festungsmauer beteiligten und den Männern halfen, schwere Steine zu schleppen. Die Burg befand sich noch im Rohbau, aber die Arbeiten machten von Tag zu Tag Fortschritte.
    Da sie sich nicht scheute, schwere Arbeiten zu verrichten und die gälische Sprache zu lernen, war sie bei den Leuten sehr beliebt. Ewan zog sie bei jeder Entscheidung zu Rate, gab ihr das Gefühl, dass ihre Meinung Gewicht hatte, und er bestätigte sie in ihren Rechten.
    Aileen und Connor verbrachten einige Wochen bei ihnen, und Connor half Ewan beim Bau der Festung. Obgleich Honora das Gälische noch nicht fließend beherrschte, verstand sie mittlerweile fast alles, was die Frauen redeten.
    „Im kommenden Winter ist die Burg bereits bewohnbar“, versprach Aileen.
    Honora unterdrückte ein Gähnen und nickte. „Ich sehne den Tag herbei, das kannst du mir glauben.“ Sie fühlte sich in letzter Zeit ständig müde, ohne sich den Grund dafür erklären zu können. Erst gestern war sie zur Erheiterung aller Umsitzenden beim Nachtmahl eingeschlafen.
    „Und der Wohnturm wird gewiss noch vor deiner Niederkunft fertig“, fügte die Heilerin hinzu.
    Aileens Vorhersage traf Honora wie ein Schock, ihr war, als habe sie ihr einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen. Sie schüttelte heftig den Kopf. „Ich erwarte kein Kind, Aileen.“
    Ihre Schwägerin tätschelte ihr mit einem nachsichtigen Lächeln die Schulter. „Die wenigsten Frauen sind auf ihr erstes Kind vorbereitet. Aber es wird alles gut gehen.“
    „Aber das kann nicht sein.“ Honora schüttelte erneut den Kopf. „Es gibt noch so viel zu tun.“
    „Deine Monatsblutung hat seit einer Weile ausgesetzt, hab ich recht?“
    „Nun ja, aber es gab auch so viel Aufregung. Ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Das ist schon häufiger vorgekommen.“
    „Mag sein. Aber es gibt noch andere Anzeichen. Die meisten Frauen leiden in den ersten Monaten der Schwangerschaft unter Müdigkeit.“
    Honora legte die Hände auf ihren flachen Bauch, die Welt um sie herum schien sich zu drehen. „Nein. Es ist noch zu früh für mich, ein Kind zu bekommen. Ich muss doch die Frauen ausbilden“, beharrte sie.
    Aileen schmunzelte. „Du kannst die Ausbildung getrost fortsetzen, solange du dich dabei hinsetzt.“
    Honora hielt sich beide Hände vor den Mund und schüttelte wieder den Kopf. Inzwischen hatten sich Ewan und Connor zu den Frauen gesellt. Sobald Ewan ihr entsetztes Gesicht sah, fragte er besorgt: „Was ist geschehen, a ghrá ?“
    „Sie erwartet ein Kind, will es aber nicht wahrhaben“, erklärte Aileen seelenruhig und tätschelte ihr die Hand.
    Der sachliche Tonfall ihrer Schwägerin und Ewans strahlende Miene brachten Honora zum Weinen. „Ich werde eine schreckliche Mutter sein.“
    „Nein, Liebste, es wird alles gut. Du machst alles richtig“, versicherte Ewan und wischte ihr eine Träne von der Wange.
    „Es wird noch viele Tränen in den nächsten Monaten geben“, warnte Connor. „Schwangere Frauen weinen gern.“
    Aileen versetzte ihm einen strafenden Klaps. „Dir wäre auch nach Weinen zumute, wenn du ein Kind austragen müsstest. Dein Bauch wird mit jedem Tag runder, bis du aussiehst wie eine wandelnde Kugel.“ Sie verzog das Gesicht. „Und bei mir waren es noch dazu Zwillinge!“
    Der Gedanke an zwei Kinder machte Honora die Knie weich. Sie taumelte, aber Ewan stützte sie, zog sie an sich, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie.
    „Ich habe schreckliche Angst davor, weit mehr Angst als vor jedem Schwertkampf“, gestand sie kleinlaut.
    Ewan barg ihr Gesicht an seiner Brust und legte seine Wange an ihren Scheitel. „Du wirst unser Kind
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