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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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klirrend gegen ihre Klinge. Seine Angriffe wurden aggressiver, er suchte verbissen nach einer Schwäche in ihrer Abwehr. Aber sie parierte jeden Hieb kraftvoll, scheinbar mühelos, als ahne sie ihn voraus.
    Dieser Kampf dauerte länger als jeder andere zuvor. Und sie stellte mit Genugtuung fest, dass sie unter den gegnerischen Attacken nicht ermüdete. Immer wieder traf ihre Klinge die seine mit voller Wucht. Und Ewan sah ihr dabei zu.
    Er war zurückgetreten, hatte ihr den Kampf überlassen, war endlich zur Einsicht gekommen, dass sie der Krieger war, der sie sein wollte. Und die Tatsache, dass er ihr die Möglichkeit gewährte, ihren Kampf auszufechten, vertiefte ihre Liebe zu ihm umso mehr.
    Als John wieder das Schwert wegdrängen wollte, lehnte Honora sich mit aller Kraft gegen seine Klinge. Sie zwang ihn dadurch, sein Gewicht zu verlagern, sodass sie ihn mit einem harten Tritt gegen das Schienbein zu Fall bringen konnte. Blitzschnell nutzte sie seine Verblüffung, ehe er sich zur Seite rollen konnte – und hielt ihm die Schwertspitze an die Kehle.
    Einen langen Moment starrte sie ihm ins Gesicht. Dies war der Augenblick ihres Triumphs, für den sie jahrelang geübt und ihre Kräfte gestählt hatte, ihre Chance, um die Leute von Ceredys von diesem Ungeheuer zu befreien. Sie musste nur zustoßen, und dann wäre alles vorbei.
    Sie starrte dem Mann in die Augen, den sie töten wollte. Und dennoch stach sie nicht zu.
    „Honora“, hörte sie Ewans leise Stimme und spürte seinen Rückhalt. Er würde zu Ende bringen, wozu sie sich nicht überwinden konnte.
    John verzog das Gesicht zu einem bösen Grinsen. Im nächsten Augenblick bekam sie eine Handvoll Sand in die Augen und wurde geblendet. Eine Faust traf sie anschließend ins Gesicht, sie sah Sterne. Schützend hielt sie die Hand vor Augen, sie vernahm nur, wie plötzlich Ewans Schwert gegen Johns Klinge schlug. Erbittert kämpften die beiden Männer gegeneinander. Sie schrie gellend auf, während sie sich den Sand aus den Augen rieb.
    Mit seiner ausgerenkten Schulter konnte Ewan nur mit der Linken fechten. Als Honora wieder einigermaßen klar sehen konnte, war es zu spät. John hatte Ewan zu Boden geworfen und hielt ihm einen Dolch an die entblößte Kehle.
    „Du kannst sein Leben retten“, stieß der Baron atemlos hervor. „Finde den Schatz und bring ihn mir.“
    „Es gibt keinen Schatz.“
    John starrte sie an, Wahnsinn flackerte in seinem Blick. Er glaubte ihr kein Wort. „Bring mir den Schatz oder ich schneide ihm die Kehle durch.“
    In Ewans Schulter brannte ein höllischer Schmerz. Wo zum Teufel blieb Trahern? Erzählte er wieder einmal seine Geschichten, statt Kämpfer zu rekrutieren? Die Klinge drückte ihm die Kehle zu. Er wusste, dass John ihn töten würde, was immer er auch Honora zusicherte.
    Ewan warf einen Blick zu Bres hinüber. Er atmete schwer, sein Gesicht war rot angelaufen. Aus seiner Brust ragte ein Pfeil. Der Junge war anscheinend nicht tödlich verletzt, aber kampfunfähig.
    Conand lag leblos im Sand, der sich unter ihm rot gefärbt hatte. Ob er noch atmete, war nicht zu erkennen.
    Verdammt noch mal, wenn er nur seinen Arm wieder einrenken könnte, würde er Ceredys abschütteln. Aber der rechte Arm hing noch immer schlaff an ihm herab.
    Ewan sah, dass Honoras Verstand fieberhaft arbeitete, als sie sich John näherte.
    „Was ist, wenn ich nichts finde?“, fragte sie leise. Sie legte dem Baron die Hand an die Schulter und ließ sie langsam nach unten gleiten. Ewan knurrte böse. Was zum Teufel hatte sie vor? Wenn er sich nur bewegen könnte, würde er sie von dem Bastard wegstoßen.
    „Versprecht mir, dass ihr ihm nichts antut.“
    Johns Atem beschleunigte sich. „Vielleicht lasse ich mich auf einen Handel ein. Sein Leben für deine Gunst.“
    Ewan spürte, dass sie sich von ihm breitschlagen ließ. Seine Eifersucht loderte wie eine Feuersbrunst in ihm. „Tu es nicht, Honora.“
    Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, nahm aber ihre Hand von John. Was in Gottes Namen hatte sie vor?
    Ohne seine stumme Frage zu beantworten, wandte sie sich ab und näherte sich dem Watt. In der Ferne braute sich ein Sturm zusammen, die dunklen Wellen trugen weiße Schaumkronen.
    Sie rutschte auf dem glitschigen Grund aus und trat versehentlich in Treibsand. Sofort warf sie sich seitwärts ins seichte Wasser und schaffte es, der tödlichen Falle zu entrinnen.
    Ewan atmete erleichtert auf, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Honora
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