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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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„Es wäre nicht nötig gewesen, den Beutel ins Meer zu werfen“, flüsterte sie.
    „Dein Leben ist mir mehr wert als alle Schätze dieser Welt.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Vergiss den Schatz, Honora.“
    „Aber du begreifst nicht …“ Sie stockte mitten im Satz.
    Vom Hügel her wurden Stimmen und Pferdehufe laut. Beide drehten sich um. Auf der Hügelkuppe näherte sich Trahern zu Pferd, gefolgt von einer Gruppe Männer und Frauen. Die Männer sahen furchterregend aus, waren sie doch mit allem ausgestattet, womit man zuschlagen konnte: Messer, Sicheln, Hämmer und Holzprügel.
    Die schwer bewaffnete Schar näherte sich auf dem Pfad durch die Dünen. Dahinter schritt Honoras Vater Lord of Ardennes. Seine Kleider waren zerrissen und schmutzig, das Haar hing ihm verfilzt in die Stirn. Seine Faust umschloss den Griff eines Schwertes, und hinter ihm marschierte seine Armee.
    Die beiden Soldaten, die Katherine bewachten, zogen ihre Waffen und warteten auf die Befehle ihres Herrn.
    „Tötet sie!“, schrie John gellend über das Tosen der Brandung hinweg. Honora zuckte vor Entsetzen zusammen. Ewan rannte bereits zu ihrer Schwester, fürchtete aber, zu spät zu kommen. Honora folgte ihm mit gezücktem Schwert.
    Ein Soldat hielt Katherine von hinten fest, beide Arme um ihre Schultern geschlungen. Der zweite Soldat hob seinen Dolch. Katherine, deren Hände gefesselt waren, war ihren Mördern hilflos ausgeliefert.
    Plötzlich tauchte noch ein weiterer Reiter auf der Hügelkuppe auf und preschte den Abhang herunter. Sir Ademar sprang aus dem Sattel und brüllte: „Katherine, das Schwert!“
    Katherine wehrte sich erbittert und schlug ihrem Wärter unvermutet mit einem heftigen Ruck ihren Hinterkopf gegen die Nase. Völlig verdattert gab er sie frei. Sie wirbelte herum und riss ihm mit gefesselten Händen das Schwert aus der Scheide.
    Ewan konnte nicht fassen, was er sah. Die sanfte Katherine schwang es beherzt gegen ihre Peiniger. Kein Mensch hätte ihr die Kraft zugetraut, die schwere Waffe überhaupt zu heben, die sie mit der gleichen tödlichen Unerschrockenheit gebrauchte wie ihre Schwester.
    Im nächsten Moment war Ewan bei ihr und tötete die beiden Soldaten mit zwei Schwertstreichen. Honora starrte ihre Schwester fassungslos an, zu keiner Bewegung fähig. „Davon wusste ich nichts. Nie hast du mit mir darüber gesprochen.“
    Katherine brachte ein dünnes Lächeln zustande. „Wie du siehst, bist du nicht die einzige Frau, die gelernt hat, mit dem Schwert umzugehen. Irgendwie ahnte ich schon immer, dass du eines Tages eine Dummheit begehst. Jemand musste dich doch schließlich beschützen.“
    „In jener Nacht … in der Kapelle“, hauchte Honora fassungslos. „Das warst du. Du hast mich gegen Johns Mörder verteidigt.“
    „Ja, das war ich.“ Katherine ließ das Schwert sinken. „Ich sah, wie du dich aus unserer Kammer geschlichen hast, und ich wusste, dass deine Truhe durchwühlt worden war.“
    Endlich kam Sir Ademar angerannt, sein Gesicht war vor Zorn und Angst wie versteinert. „Katherine“, keuchte er. Der Edelmann zog sie in seine Arme, betastete ihr Haar, ihr Gesicht, um sich zu vergewissern, dass sie unversehrt war.
    „Wir beide sind am Leben“, flüsterte Katherine. „Ich kann es kaum glauben.“
    Ewan wechselte einen Blick mit Honora, als das Paar sich küsste und zärtlich miteinander flüsterte. Sie drückte seine Hand. „Ich bin glücklich für die beiden.“
    „Es ist noch nicht ausgestanden.“ Ewan wies mit dem Kinn zum Meer, wo John bis zur Brust im Wasser stand. In seinen erhobenen Händen hielt er den vor Wasser triefenden Beutel. Sein Gesicht war wutverzerrt.
    „Hast du geglaubt, ich finde ihn nicht, du elendes Miststück?“ Er stapfte mit schweren Schritten an Land, doch die Leute von Ceredys versperrten ihm den Weg.
    Zur Verblüffung aller zog der hochmütige Baron selbst in dieser Situation noch das Schwert. „Aus dem Weg! Ich bin euer Herr und Gebieter.“
    Bevor er einen weiteren Schritt tun konnte, schlug ihm ein Mann aus dem Dorf einen Prügel mitten ins Gesicht. „Du hast meinem Weib Gewalt angetan! Fahr zur Hölle, elender Schuft!“
    Außer sich vor Zorn hob John das Schwert hoch über seinen Kopf, um dem Mann den Schädel zu spalten. Blut lief ihm aus Nase und Mund. Im gleichen Moment warf Trahern sich mit seinem Schild dazwischen. Der Kampf dauerte nicht lang, Ewans Bruder versetzte John einen kräftigen Stoß vor die Brust und entriss ihm das
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