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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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darüber reden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dafür ist es noch zu früh.«
    Es entstand eine Pause, bei der uns beiden bewusst wurde, dass wir nicht in einem Café oder einer Kneipe saßen und gemütlich plauderten. In einem Krankenhaus haben Gesprächsunterbrechungen immer etwas entsetzlich Ernüchterndes.
    Schließlich löste Sandra die Spannung auf, indem sie sagte: »Ich glaube, du gehst jetzt besser, ich fühle mich etwas müde. Könntest du mir einen Gefallen tun?«
    »Gerne.«
    »Holst du mir ein paar Sachen aus meiner Wohnung? Ich denke, ich bleibe noch eine Weile hier.«
     
    Ich schaute abwechselnd auf das Foto in meiner Hand und auf die Horden von Jugendlichen, die sich noch auf dem Schulhof des Ratsgymnasiums oder bereits auf dem Bohlweg tummelten. Auf Anhieb entdeckte ich zwanzig unscheinbare Jungen, die entweder André waren oder ihm doch zumindest sehr ähnlich sahen. Einige trugen grüne Parkas, andere nicht. Etwas verwegen von mir anzunehmen, dass ich den Elektronikteufel der Pfefferhorsts aufgrund eines verschwommenen Fotos identifizieren könnte, zumal – das fiel mir jetzt erst ein – Lara nicht einmal den Nachnamen ihres Verfolgers genannt hatte.
    Aber für Kritik und Selbstkritik war später immer noch Zeit. Ich steckte das Foto ein und stieg aus dem Mietwagen, den ich mir besorgt hatte. Da ich es endlich geschafft hatte, rechtzeitig am Ort des Geschehens zu sein, wollte ich wenigstens den Versuch wagen.
    Ich schnappte mir den ersten potenziellen André, der mir über den Weg lief, und stellte ihm die Gretchenfrage: »Heißt du André?«
    »Nee. Und ich kaufe keine Drogen.«
    »Gibt’s in deiner Klasse eine Lara?«
    »Eine? Es gibt vier.«
    Er ließ mich stehen.
    »Ich meine Lara Pfefferhorst«, schrie ich ihm nach.
    Die Antwort verstand nur der Wind.
    Nach zwei weiteren vergeblichen Versuchen erblickte ich Lara höchstselbst.
    »Sie haben sich aber Zeit gelassen«, begrüßte sie mich mürrisch. »Mein Alter kriegt einen Nervenschock nach dem anderen. Seitdem Sie da waren, stellt er mir dauernd blöde Fragen.«
    »Ich habe noch andere Jobs«, erwiderte ich reserviert. »Aufträge, bei denen es um Leben und Tod geht, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Sie nölte: »Boh! Muss ich jetzt vor Ehrfurcht im Boden versinken?«
    »Zeig mir lieber deinen André!«
    »Das ist der Wichser da drüben.« Sie wies auf einen Burschen, den ich garantiert nicht für André gehalten hätte.
    André zog den Kopf zwischen die Schultern und täuschte ein intensives Gespräch unter Kumpeln vor.
    »André, kann ich dich mal kurz sprechen?«
    »Wer sind Sie denn?«
    »Wilsberg. Privatdetektiv.« Ich gab ihm eine meiner Karten.
    »Und? Was wollen Sie von mir?«
    »Unter vier Augen. Bitte!«
    »He, Mann, sollen wir Hilfe holen?«, wandte sich einer der Halbwüchsigen an André.
    »Ist nicht nötig«, sagte ich. »Ihm wird nichts passieren. Wir gehen nur zehn Schritte zur Seite, okay?«
    »Der Typ sieht echt mies aus«, kommentierte der Aufmüpfige. »Mit so einem würde ich mich nicht unterhalten.«
    André grinste unsicher. »Ich kann mir ja mal anhören, was er zu sagen hat.«
    Dann folgte er mir mit hängenden Schultern.
    »Also«, sagte ich mit leiser Stimme, sodass die anderen trotz gespitzter Ohren nichts mitbekamen, »du hast zwei Möglichkeiten: die harte Tour oder die weiche Tour.«
    »Was haben Sie eigentlich für ein Problem?«
    »Spiel nicht den Dummen, André! Möchtest du wissen, wie die harte Tour aussieht?«
    »Bei der harten Tour nageln Sie mich aufs Pflaster, richtig?«
    »Nein. Ich bin kein Schläger, obwohl ich vielleicht so aussehe. Bei der harten Tour bekommst du eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung und grobem Unfug. In meinem Detektivbüro arbeiten einige Computerexperten, die dich einwandfrei als Urheber der elektronischen Phänomene im Haus der Pfefferhorsts identifiziert haben. Die Strafanzeige führt zu einem Gerichtsverfahren. Da du minderjährig bist, kommst du mit …«, ich hob eine Augenbraue, als würde ich die Sache durchrechnen, »… ungefähr fünfhundert Stunden Arbeitseinsatz im Zoo davon. Abgesehen von dem Ärger, den dir deine Eltern machen, natürlich.«
    »Und die weiche Tour?«
    »Ah. Die weiche Tour ist ein supertolles Angebot. Du versprichst, dass du den Unfug sofort einstellst. Außerdem hörst du damit auf, Lara nachzulaufen. Damit wäre das ganze Problem erledigt. Keine Anzeige, kein Ärger, kein Zoo.«
    »Lara hat mich zuerst angemacht«, wagte André einen
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