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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Einwand.
    »Und wenn schon! Es ist einfach uncool, den Frauen auf den Geist zu gehen. Ich gebe dir eine halbe Minute für die Entscheidung.«
    »Ich wähle die weiche Tour«, sagte er schnell.
     
    Etwas schwieriger war das Telefongespräch mit Herrn Pfefferhorst.
    »Na endlich!«, meckerte er. »Ich dachte schon, Sie wären total unzuverlässig.«
    Ich teilte ihm mit, dass er von jetzt an keine Belästigungen mehr zu erwarten habe.
    »Und wie heißt das Arschloch, dem ich das alles zu verdanken habe?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Was heißt, Sie können es mir nicht sagen? Jemand hat uns wochenlang terrorisiert. Ich will denjenigen verklagen. Ich verlange Schmerzensgeld. Ich möchte, dass er – oder sie – im Gefängnis landet.«
    »Tut mir leid, Herr Pfefferhorst, das wird nicht möglich sein.«
    »Tut mir leid. Tut mir leid«, äffte er mich nach. »Damit kommen Sie bei mir nicht durch.«
    Ich blieb ruhig und erklärte ihm die Lage: »Ich habe mit der Person, die die Störungen verursacht hat, eine Vereinbarung getroffen. Sie wird Sie ab sofort nicht mehr behelligen. Im Gegenzug habe ich der Person versprochen, dass sie keine Nachteile, insbesondere straf- oder zivilrechtlicher Art, zu erwarten hat.«
    »Sie sind überhaupt nicht berechtigt, ein solches Versprechen abzugeben«, keifte Pfefferhorst.
    »O doch«, widersprach ich. »Mein Auftrag lautete, die Quelle der Störungen zu finden und sie zu beseitigen. Genau das habe ich getan.«
    »Und dafür verlangen Sie wohl auch noch Geld«, höhnte er.
    »Richtig, Herr Pfefferhorst. Ich werde gleich die Rechnung schreiben.«
    »Wie hoch?«
    »Nun, nach der derzeit gültigen Preisliste vier …«, ich schaltete den Computer ein und rief das Spiel Solitär auf, »… müssen wir tausend Mark berechnen.«
    »Tausend Mark?« Seine Stimme überschlug sich.
    »Korrekt, Herr Pfefferhorst. Fünfhundert für die geleistete Arbeit und fünfhundert als Erfolgsprämie.«
    »Die Erfolgsprämie können Sie sich von der Backe putzen. Ohne den Namen des Übeltäters zahle ich keine Erfolgsprämie.«
    »Tja«, sagte ich mit einem gewissen Bedauern, »ich fürchte, dann kann ich nicht dafür garantieren, dass die merkwürdigen Phänomene in Ihrem Haus tatsächlich aufhören.«
    »Soll das eine Erpressung sein?«
    »Aber ich bitte Sie, Herr Pfefferhorst! Ich stelle nur den Zustand wieder her, den ich bei Beginn meiner Ermittlungen angetroffen habe. Sehen Sie, wenn Sie einen Teppich auf Rechnung kaufen und dann die Rechnung nicht begleichen, kommt die Teppichfirma und holt den Teppich wieder ab. Genau das Gleiche mache ich auch.«
    Das sah er ein.

XV
     
     
    Während der Zugfahrt nach Bremen las ich die Tageszeitung von vorn bis hinten. Ich war erstaunt, wie viele Krisen, kriegerische Konflikte und ausbrechende Virenepidemien mir in den letzten Tagen entgangen waren. Möglicherweise, überlegte ich, wäre es ein interessantes Thema für eine medizinische Langzeituntersuchung, herauszufinden, ob Menschen, die keine Nachrichten lesen oder hören, eine höhere Lebenserwartung haben als diejenigen, die sich ihre tägliche Dosis Horror abholen.
    Katja Lahrmann-Tiemens Freude über meinen Telefonanruf hatte sich in engen Grenzen gehalten. Es bedurfte erheblicher Überredungskünste, um sie zu einem Treffen zu bewegen. Widerwillig räumte sie mir schließlich eine halbe Stunde ein. In einem Café in der Bremer Innenstadt.
    Da ich genug Zeit hatte, nahm ich den Fußweg vom Hauptbahnhof zum Rathaus.
    Unterwegs begegnete mir an allen Plakatwänden eine in blau-weiße Tracht gekleidete Fischersfrau, die ein Tablett mit Fischen und Schalentieren in ihren starken Händen hielt und für Fischrestaurants in Bremerhaven warb. Anscheinend hatte die Werftenkrise aus Bremerhaven ein romantisches Fischerdorf gemacht.
    Das Café in der Obernstraße wurde hauptsächlich von rauchenden Frauen mit tiefen Stimmen frequentiert.
    Ich hatte bereits ein halbes Kännchen Kakao getrunken, als Katja Lahrmann-Tiemen erschien. Sie sah so elegant und teuer aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Aber das Lächeln hinter ihrer Make-up-Maske wirkte verunsichert.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns noch einmal wiedersehen«, wählte sie die kühle, norddeutsche Eröffnung für unser Gespräch.
    »Ich auch nicht«, erwiderte ich ebenso untemperiert. Die Zeit des Charmes war vorbei.
    Sie setzte sich. »Und warum dann dieses konspirative Treffen?«
    Ich schaute sie unschuldig an. »Was ist an unserem
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