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Invasion der Götter

Invasion der Götter

Titel: Invasion der Götter
Autoren: Jason Atum
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waren.
    Iris löschte das Licht und spreizte mit Zeige- und Mittelfinger die Lamellen der Jalousien, die sich vor dem großen, rechteckigen Fenster befanden, und erhaschte einen Blick in den Verkaufsraum. Von dem Mann war weit und breit nichts zu sehen.
    Iris wollte dennoch auf Nummer sicher gehen und schob mit Jamies Hilfe den Schreibtisch, der nur gute zwei Meter entfernt stand, unmittelbar vor die Tür. Dem Jungen fiel der kleine Schlüsselkasten auf, der an der Wand neben dem Eingang hing.
    »Vielleicht können wir die Tür auch abschließen.«
    Iris öffnete den Kasten und entdeckte drei Schlüssel. An jedem hing ein kleines Plastiketikett. Auf dem einen stand »Vorratsraum«, auf dem nächsten »Lager« und auf dem letzten »Mr Cooper«. Da dies weder der Vorratsraum noch das Lager war, konnte es nur der dritte Schlüssel sein.
    Auf einmal ertönte ein gewaltiges Gepolter und Geschrei. Iris befürchtete, dass sich der Mann von der schweren Last hatte befreien können. Jeden anderen hätte das enorme Gewicht des Regals wohl wie eine Made zerquetscht, doch dieser Irre war ein Tier – eine Bestie.
    Sie schnappte sich den Schlüssel aus dem Kästchen, steckte ihn in das Schloss und begann ihn langsam zu drehen. Ein leises Knacken bestätigte ihr, dass sie die Tür soeben verriegelt hatte.
    Wenig später saß sie zusammen mit Jamie und Kimi zusammengekauert da, den Blick unablässig auf die verschlossene und verbarrikadierte Tür gerichtet. Sie hoffte, dass der Mann, wenn er sie im Markt nicht mehr finden konnte, verschwinden würde und gar nicht erst versuchte, die Tür zu öffnen. Sie betete darum, dass die dunkelste Ecke des dämmrigen Raumes ihnen genügend Schutz bieten könne, und wusste doch, dass dies nutzlos war, wenn der Irre es schaffen sollte, in das Büro einzudringen.
    Kalter Angstschweiß rann Iris den Rücken hinunter. Jamie presste sich an sie. Sein Atem war flach und unregelmäßig, und sie spürte, dass der Junge am gesamten Leib zitterte. Sanft strich sie ihm über den Hinterkopf.
    »Alles wird gut, Jamie. Alles wird gut. Der böse Mann kann uns nichts mehr anhaben. Wir sind hier in Sicherheit, solange wir uns nur still verhalten.«
    Iris selbst wollte ihren Worten glauben, doch sie hegte starke Zweifel daran. Zu sehr spielte ihr die Angst mit. Immer wieder vernahm sie ungleichmäßige Schritte, als ob der Mann humpelnd vor dem Büro auf und ab ging. Einmal lauter, dann wieder leiser. Er war auf der Suche nach ihnen. Dann war er auf einmal ganz nah – die Türklinke bewegte sich nach unten, dann wurde an ihr gerüttelt.
    »Seid ihr da drin?«, erklang das laute Organ des Irren.
    Jamie zuckte zusammen, während Iris ihren Finger auf ihre Lippen presste und ein leises »Pssst!« von sich gab. Harte Schläge folgten gegen die hölzerne Tür. Jamie fing an zu wimmern ...
    »Ruhig, Jamie. Ganz ruhig«, flüsterte Iris mit zitternder Stimme. Unablässig trafen die Hiebe die Tür zu ihrem letzten Versteck. »Kommt raus da, ich weiß, dass ihr da drin seid.«
    Wie aus heiterem Himmel fing Kimi lauthals an zu schreien, die vorher keinen einzigen Ton von sich gegeben hatte und selbst bei dem größten Kugelhagel ruhig geblieben war. Panisch versuchte Iris das kleine Mädchen zu beruhigen, als die Schläge an die Tür plötzlich abbrachen. Nachdem Kimi wieder ruhig war, war noch immer nichts von dem Mann zu hören. Wusste er nichts von dem Baby? Hatte ihn das Schreien erschreckt?
    Weit gefehlt. Krachend schlug ein kleines metallisches Standregal durch die Fensterscheibe. Tausende Glassplitter rasten durch den Raum. Einige von ihnen schlugen sogar in den Konferenztisch und die dahinter befindliche Wand ein und blieben stecken. Wäre die Jalousie nicht gewesen, die einen Großteil der Splitter abhielt, hätten auch Iris und die Kinder etwas abbekommen.
    Nachdem die letzten zerborstenen Glasstücke gefallen waren, erschien ein monströser Schatten vor der mattierten Jalousie. Kimi schrie, und Iris’ Hoffnung, dass der Mann sich davon hätte abschrecken lassen, dass sie ein Baby bei sich hatte, schwand von einem Moment zum andern. Auch Jamies Wimmern wurde lauter. Iris konnte die Angst in seinen Augen sehen.
    »Lassen Sie uns in Ruhe. Verschwinden Sie doch einfach«, schrie Iris verbittert. Doch den Mann hielt dies nicht davon ab, durch die freigelegte Öffnung in der Wand zu steigen. Mit langsamen Schritten, humpelnd näherte er sich ihnen. Sein Gesicht war vollkommen frei von Emotionen, geradezu
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