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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auseinander wie eine blutige Wunde in der Wirklichkeit. Aus der sonnendurchglühten Wüste der anderen Welt trat der Wendigo heraus und schleuderte seinen Tomahawk.
    Da ist noch etwas, was ich dir sagen wollte, weißer Mann, wisperte die Stimme der Kreatur in seinen Gedanken. Es gibt nichts, rein gar nichts, womit du mich aufhalten könntest.
    Der Tomahawk verwandelte sich in einen wirbelnden Scha tten, der rasend schnell auf Mike zuflog. Doch er traf ihn nicht.
    Einen winzigen Moment, bevor er ihn erreichte, schien er von einer unsichtbaren Hand gelenkt zur Seite auszuweichen, beschrieb einen perfekten Viertelkreis um Mike herum und grub sich mit einem knirschenden Laut in Franks Stirn.
    Mike wirbelte entsetzt herum, aber es gab nichts mehr, was er tun konnte. Frank war unter der Wucht des Anpralls bis zur Wand zurückgetaumelt. Die Feuersteinschneide des Tomahawks hatte sich mehr als zur Hälfte in seinen Schädel gegra-ben. Blut lief aus seinem Mund, seiner Nase, seinen Ohren, sonderbarerweise jedoch nicht aus der schrecklichen Wunde, die die Waffe verursacht hatte. Auch in seinen Augen war kein Schmerz zu sehen, nur ein Ausdruck absoluter Fassungslosigkeit. Langsam begann er an der Wand entlang zu Boden zu rutschen. Er hob die Hände, wie um nach Mike zu greifen, und seine Lippen bewegten sich, doch kein Laut entrang sich seiner Kehle.
    Mike schrie gellend auf, war mit einem Satz neben Frank und fing ihn auf, bevor er ganz zu Boden stürzen konnte. Fast wahnsinnig vor Entsetzen und Angst, ließ er den Körper seines sterbenden Freundes zu Boden gleiten, griff beinahe automatisch nach dem Tomahawk und riss ihn mit einer einzigen, kraft vollen Bewegung aus dem Schädel. Die Wunde blutete noch immer nicht. Aber das Leben in Franks Augen erlosch.
    Das Allerletzte, was er darin sah, war ein Ausdruck jetzt eher milder Verwunderung und etwas, was ihn noch einmal die Worte Strongs ins Gedächtnis rief, der hinter dem Motel so perfekt seinen eigenen Tod inszeniert hatte: Kannst du denn gar nichts richtig machen, du Dummkopf?
    Frank starb, rasch, gnädig und ohne Schmerzen, und im selben Augenblick, in dem der letzte Funke in seinen Augen erlosch, wurde die Tür hinter Mike mit einem gewaltigen Krachen aufgebrochen. Jennings und ein halbes Dutzend uniformierter Polizeibeamter stürmten herein, die Waffen schussbereit in den Händen. Von seinem eigenen Schwung vorwärts gerissen, legte Jennings noch drei oder vier Schritte zurück, bevor er stehen blieb und in blankem Entsetzen die Augen aufriss.
    Mike drehte sich ganz langsam zu ihm herum. Er hatte, ohne es zu bemerken, Franks Kopf und Schultern in seinen Schoß gebettet und den linken Arm unter seinen Nacken geschoben.
    In der rechten Hand hielt er etwas Warmes, Schweres und Klebriges. Er wusste nicht, was.
    »Gott im Himmel!«, flüsterte Jennings. Sein Blick verharrte einen Moment auf Franks Gesicht, glitt dann über Mike und saugte sich schließlich an der blutbesudelten Schneide des Tomahawks fest, den Mike noch immer in der rechten Hand hielt. »Was haben Sie getan?«

ENDE
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