Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Lawine, die er lostreten würde, wenn er sich erst einmal in die Hände dieser Quacksalber begab. Endlose Arztbesuche, Termine und Untersuchungen, Medikamente und möglicherweise sogar Krankenhaus ... nein, danke. Das alles konnte er sich noch früh genug antun - wenn man ihn nämlich zum Arzt brachte.
    »Was geht dich das an?«
    »Eine ganze Menge«, antwortete Frank. »Also? Was hat er gesagt?«
    »Dass ich auf die Fünfzig zugehe und in keiner besonders 27
    guten Verfassung bin«, antwortete Mike. »Dass ich weniger rauchen und mehr schlafen soll, mich gesünder ernähren ...« Er zuckte mit den Schultern. »Das Übliche eben.«
    »Im Klartext, du warst nicht beim Arzt«, stellte Frank fest. Es klang nicht überrascht; das Gegenteil hätte ihn eher verblüfft.
    »War ich doch«, beharrte Mike, obwohl er sich selbst ein bisschen albern dabei vorkam. »Eine leichte Herzrhythmusstö-
    rung, mehr nicht.«
    »Klar«, sagte Frank. »Welche Medikamente nimmst du?«
    »Zum Teufel, was soll dieses Verhör?«, schnappte Mike.
    »Glaubst du nicht, dass wir im Moment andere Probleme haben?«
    »Vielleicht sind es ja dieselben«, antwortete Frank kryptisch.
    »Weiß Maria davon?«
    »Meine Frau«, antwortete Mike betont scharf, um eine Distanz zu schaffen und Frank auf diese Weise ganz klar zu machen, dass er dabei war, eine Grenze zu überschreiten, die nicht einmal er berühren durfte, »weiß davon nichts, und das wird auch so bleiben, kapiert?«
    »Das ist deine Entscheidung«, antwortete Frank. »Aber meinst du nicht, dass du es ihr schuldig bist?«
    »Wieso?«, fragte Mike. Er lachte bitter. »Geteiltes Leid ist halbes Leid, oder mit welchem Blödsinn kommst du mir jetzt!
    Wenn du mich frägst, dann ist geteiltes Leid allerhöchstens doppeltes Leid. Ich habe genug am Hals. Ich brauche nicht auch noch eine hysterische Ehefrau, die mich wie eine über-drehte Glucke bemuttert.«
    »Warum wirst du eigentlich immer dann besonders aggressiv, wenn dir jemand helfen will?«, fragte Frank ruhig.
    »Weil ich keine Almosen brauche«, zischte Mike.
    »Und das sagt der Mann, der seine Hilfe anderen oft genug regelrecht aufnötigt und erst dann richtig auflebt, wenn er anderen eine Freude bereiten kann!« Frank schüttelte den Kopf. »Manchmal frage ich mich, ob diese ganze Hilfsbereit-28
    schaft nicht purer Egoismus ist.«
    »Und wenn es so wäre?«, fragte Mike. »Wäre das ein Unterschied?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Frank lächelte müde. »Komm, lassen wir das. Wir müssen uns ja nicht unbedingt streiten - wenigstens nicht jetzt. Du versprichst mir, dass du mir sagst, wenn es schlimmer wird?«
    »Du bist der Erste, der es erfährt«, versicherte Mike.
    »Du meinst, ich sehe es, wenn du vom Motorrad fällst?«
    »Das ist mir in den letzten Tagen ein paar Mal passiert, oder?« Mike schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, Großer. Ich bin vielleicht zu fa ul, um mich ohne Not jahrelang in die Hände dieser Quacksalber zu begeben und die Freuden der aufsteigenden Apparatemedizin zu genießen, aber ich bin nicht lebensmüde.«
    »Ich habe dein Wort?«, beharrte Frank. Er war sehr ernst.
    »Ja, verdammt, hast du.« Mike trank einen Schluck Kaffee und verzog angeekelt das Gesicht. Er hatte zwar seit fünf Minuten ununterbrochen in seiner Tasse gerührt, aber trotzdem keinen Zucker hineingetan. Er hasste Kaffee ohne Zucker!
    »Gott, ich würde meine rechte Hand für eine Zigarette geben«, murmelte er. »Nur ein einziger Zug!«
    »Vielleicht solltest du dir eine Packung kaufen«, sagte Frank.
    Mike blinzelte ungläubig. Ausgerechnet Frank, der seit Jahren bei jeder Gelegenheit predigte, dass er sich mit seiner Nikotin-sucht noch einmal selbst umbringe würde, riet ihm, sich Zigaretten zu besorgen?
    »Nach dem, was du mitgemacht hast, sind deine Nerven ohnehin nicht mehr die besten«, sagte Frank. »Ein kalter Entzug obendrauf kommt da vielleicht nicht so gut.«
    »Einverstanden«, sagte Mike spontan. »Wir fahren gleich unten am Laden vorbei, und ich kaufe mir eine Packung Marlboro.«
    Plötzlich grinste Frank. Er sagte nichts.

    29
    »Was?«, hakte Mike misstrauisch nach.
    Franks Grinsen wurde noch breiter. »Stefan und ich waren vorhin unten im Laden«, antwortete er in einem Tonfall, der unverhohlen schadenfroh klang. »Wir sind hier in Utah, mein Lieber.«
    »Und?«
    »Mormonenland«, antwortete Frank.
    »Hier gibt es nichts, was Spaß macht. Keinen Alkohol, keine schlüpfrigen Zeitschriften ...«
    »Keine Zigaretten?«
    »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher