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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war. Zeit genug, in aller Ruhe über seinen Plan nachzudenken.
    Es brachte nicht viel. Mike war nie gut darin gewesen, Pläne zu ersinnen oder sich irgendetwas zurechtzulegen, was dann auch wirklich funktionierte. Außerdem gab es zu viele Unbe-kannte in dieser Rechnung. Er würde wohl oder übel abwarten müssen, was geschah, und dann darauf reagieren - aber das machte ihm keine Angst. Improvisation war schon immer seine Stärke gewesen. Mit ein wenig Glück hatten sie Arizona bereits verlassen, bevor die Polizei herausbekam, wer den Indianerjungen überfahren hatte. Und mit etwas weniger Glück ...
    Mike verscheuchte den Gedanken. Wenn er Pech hatte, würde er ziemlich viel Zeit haben, darüber nachzudenken, was er falsch gemacht hatte. Ungefähr fünfundzwanzig Jahre, schätzte er.
    Er wartete eine Viertelstunde - Frank hatte die Schlange zum Futtertrog mittlerweile ungefähr zur Hälfte abgearbeitet -, bevor er aufstand und ins Foyer zurückhumpelte. Er hatte Glück: Der Hotelangestellte, mit dem er sprach, war des Deutschen ebenso wenig mächtig wie er des Amerikanischen, aber der Mann war offenbar Kummer gewohnt und äußerst geduldig. Es dauerte eine Weile, bis Mike schließlich zu seinem Tisch zurückhumpeln konnte; er hatte bekommen, was er wollte.
    Kurz darauf kam Frank mit einem hoffnungslos überladenen Tablett auf den Tisch zubalanciert und setzte dieses mit einem gewaltigen Scheppern und Klirren darauf ab.
    »Du musst dich nicht beeilen«, sagte er. »Das Zeug ist sowieso nicht mehr heiß. Ich weiß nicht, wie, aber irgendwie schaffen sie es hier, Rühreier mit Speck kalt zuzubereiten.« Er setzte sich, begann Kaffeebecher, Besteck und Teller aus Plastik auf dem Tisch zu verteilen und runzelte die Stirn, als er sich mit der logistischen Aufgabe konfrontiert sah, mehr Teile auf der Tischplatte unterbringen zu müssen, als Platz darauf hatten.
    Mike humpelte um den Tisch herum, nahm das mittlerweile leere Tablett und lehnte es aufrecht gegen ein Stuhlbein. Frank war ein brillanter Theoretiker, aber manchmal hatte er ein Brett vor dem Kopf, das so dick war wie der Hoover-Damm.
    »Ist ja gut«, nörgelte Frank. »Sag nichts.«
    Mike sagte nichts. Er nahm wortlos Platz, arrangierte eine der drei Frühstückportionen, die Frank gebracht hatte, auf seinem Drittel der Tischplatte und begann zu essen. Das Essen war lauwarm, nicht eiskalt, wie Frank behauptet hatte, schmeckte aber ausgezeichnet, und Mike langte so kräftig zu, dass Frank erstaunt die Augenbrauen hochzog. Normalerweise war er es, der sich nicht nur eine extra große Portion bestellte, sondern auch noch die Reste verputzte, die Stefan und Mike übrig ließen. Mike wunderte sich selbst über den gewaltigen Appetit, den er entwickelte - vor allem nach der Nacht, die hinter ihm lag -, aber er aß mit einem wahren Heißhunger und leerte seinen Teller bis zum letzten Krümel. Als er fertig war, hatte Frank nicht einmal die Hälfte seiner Rühreier gegessen, und Mikes Magen knurrte noch immer.
    »Ich denke, ich hole mir noch was«, sagte er.
    Frank riss ungläubig die Augen auf. »Hast du gestern vielleicht doch irgendwelche inneren Verletzungen davongetragen?«, erkundigte er sich misstrauisch. »Ein Loch im Magen zum Beispiel?«
    »Ich habe Hunger«, antwortete Mike. »Das ist alles.«
    »Also gut«, seufzte Frank. »Ich hole dir noch was.«
    »Ich gehe selbst.«
    »Aber dein Bein ...«
    »... wird schon nicht abfallen«, fiel ihm Mike ins Wort. Er stand auf, bückte sich nach dem Tablett und schaffte es mit Mühe und Not, nicht das Gesicht zu verziehen, als dabei ein scharfer Schmerz durch sein Knie schoss.
    Er ging zum Ende der Schlange und reihte sich ein. Sie rückte nur langsam voran, aber er brauchte aus irgendeinem Grund nicht annähernd so lange wie Frank, bis er an der Reihe war.
    Immerhin reichte die Zeit, um das bohrende Hungergefühl in seinem Magen zu besänftigen. Sein Heißhunger war nicht wirklich Hunger gewesen. Er hatte mehr gegessen, als er sonst in einer ganzen Woche frühstückte, und als er dabei zusah, wie die Bedienung Rührei mit Schinkenstreifen mittels eines fett-verkrusteten Spachtels von einer quadratmetergroßen Herdplat-te kratzte und lieblos auf einen Plastikteller klatschte, wurde ihm fast übel. Er war nahe daran, seine Bestellung zurückzu-nehmen und sich mit dem Kaffee zu begnügen, der schon auf seinem Tablett stand, überlegte es sich dann aber doch anders.
    Auch Stefan war mittlerweile eingetroffen. Er hatte ein
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