Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
zu versengen. Unter anderem das von David Marr. Er hat eine ganze Kollektion von Zeugs in seinem Zimmer – Fotos, Karten. Eine davon aus Las Vegas. Er selber war nie in den Staaten, und nach Aussage mehrerer Leute wollte Rose da immer hin. Keiner von den Winslows, nicht ein einziger, hat je wieder was von ihr gehört. Warum also hätte David Marr von ihr hören sollen, und warum hält er es geheim?»
    «Weil es bei der Familie nicht so gut angekommen wäre. Und Ivy Childess hat es herausgekriegt. Ja, und jetzt hat Marr kein Alibi und ein großartiges Motiv», sagte Macalvie.
    «Ein Hauch von Erpressung – oh, aber nicht wegen dieser Vorauszahlung. Ivy wollte die Zeit, in der sie im Starrdust die Sterne abstaubte, ja nicht unnötig verlängern. Sie wollte die Ehe. Und zwar mit irgendeinem aus der Familie Winslow-Marr. Sie hätte David fallenlassen und Hugh genommen, Hugh fallenlassen, um David zu nehmen. Mit Sicherheit hat sie es auch bei Ned probiert.»
    «Sprechen Sie jetzt von Eifersucht?»
    Jury hob die Augenbrauen. «Bei denen ? Oh, nein. Wenn David Neds Mädchen oder Hugh Davids Mädchen in einem fairen Kampf für sich gewonnen hätte – dann hätte sich der andere immer als Gentleman gezeigt und sich zurückgezogen. Es geht nicht um Eifersucht, sondern um Verrat. Verrat ist wahrscheinlich die Todsünde schlechthin bei den Winslows.» Jury steckte seine Zigaretten ein: «Plant ist nach Exeter gefahren. Er wollte die Kellnerin aus dem Little Chef einen Blick auf ein Foto werfen lassen.»
    «Sie hat es schon gesehen. Gibt’s da was Neues?»
    Macalvie schien gar nicht überrascht zu sein. Wenn das Rad stillstand, mußte er es eben wieder in Bewegung setzen.
    Jury lächelte. «Sie hatten recht hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen den Morden, Macalvie.»
    «Da bin ich aber erleichtert. Eine Zeitlang ist mir schon die Lust vergangen.»
    «Warum zum Teufel hätte der Mörder so lange warten sollen? Phoebe Winslow starb fast ein Jahr vor Sheila Broome.»
    «Damit es nicht aussieht, als gäbe es da einen Zusammenhang. Aber das ist bloß die Meinung eines geplagten Durchschnittskriminalbeamten.»
    «Wenn es etwas gibt, was Sie nicht sind, dann ‹durchschnitt›.» Und dann fiel Jury ein, daß er gar nicht gewußt hatte, daß Macalvie sich in Brighton aufgehalten hatte. Aber es überraschte ihn auch nicht gerade. Der geplagte Durchschnittskriminalbeamte würde auch eine Flutwelle verfolgen, wenn sie etwas Verdächtiges ins Meer hinaustrug. «Weswegen sind Sie eigentlich hier, Macalvie?»
    Ein Constable steckte den Kopf durch die Tür, um Jury auszurichten, daß vor einer Stunde jemand angerufen und eine Nachricht hinterlassen habe, die er Jury jetzt überreichte. «Er nannte sich Plant, Sir. Mr. Melrose Plant. Er würde jetzt aus Exeter wegfahren, sich aber später noch mal melden. Ich hab es mir extra aufgeschrieben, Sir, weil es ein bißchen merkwürdig klang.» Der Wachtmeister runzelte die Stirn über die allzu merkwürdige Botschaft und verzog sich wieder.
    «Waren sie nicht alle Porphyria?» las Jury die Notiz vor, und Macalvie seufzte: «Muß er seine Botschaft denn unbedingt verschlüsseln?»
    «Offensichtlich meint er, daß sie alle große Ähnlichkeit miteinander hatten – hatten sie ja auch: dieses lange blonde Haar. Der Egoismus, die Gier.» Jury runzelte die Stirn, als er sich an die Fotos im Salon des Winslowschen Hauses erinnerte. «Und was das Haar angeht … ähnelte ihnen auch Phoebe Winslow.»
    Macalvie zog einen Zeitungsausschnitt aus seiner Brieftasche. «Meine kleine Neuigkeit kommt geradewegs aus dem Borkenschokoladenland.» Er faltete einen Papierstreifen auseinander und reichte ihn Jury. «Wir sollten das wohl besser verbreiten lassen. In Brighton wandert eine Person herum, die sich in beträchtlicher Gefahr befindet.»
    «Wer denn?»
    Macalvie drehte den Zeitungsausschnitt zu Jury hin. Er stammte aus dem Unterhaltungsteil. «Die Regendame.»
     
    Jury musterte das hübsche Mädchen auf dem Bild, das herzförmige Gesicht und die langen blonden Haare. «Sie haben sie also gefunden. Hat Jimmy Rees es Ihnen noch erzählt?»
    «Nein, verdammt noch mal. Der ist noch genauso verstockt wie früher, und die Borkenschokolade kommt ihm schon aus den Ohren. Die Glotze hat mich drauf gebracht, Jury. Ich war in Ihrem Büro und habe Wiggins’ Apparat eingeschaltet, um die Nachrichten zu sehen. Ich dachte, vielleicht kann mir irgend so ein Fleet-Street-Reporter erzählen, wer Sheila und Ivy umgebracht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher