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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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sollten Beistand oder Trost benötigen und ansonsten schweigen, auch wenn das selten vorkam, aber nicht fröhlich vor sich hin philosophieren wie diese Frau.
    »Wer hat Mr. Hexham nach Kingsmarkham zum Bahnhof gefahren?«, wollte Wexford von ihr wissen.
    »Maeve konnte damals nicht Auto fahren. Sie ist sogar jetzt noch eine schreckliche Fahrerin«, kicherte Claudia. »Ich selbst kann gar nicht Auto fahren, könnte es aber immer noch besser als sie, falls Sie verstehen, was ich meine. Und das tun Sie natürlich! Das hatte ich ja ganz vergessen. Sie hat Ihren Arm auf dem Gewissen, stimmt’s? Arme Maeve, man sollte sie nicht hinters Steuer lassen.«
    »Miss Ricardo, würden Sie einfach nur die Frage beantworten?«
    »Ich war nicht dabei. Ich bin zu Owen hinauf.«
    »Bitte, beantworten Sie die Frage.«
    »Meine Mandantin hat die Frage beantwortet«, wandte Priscilla Daventry ein. »Sie hat gesagt, sie sei nicht dabei gewesen.«
    »Erzählen Sie von Ihrer Beziehung zu Samuel Miller.«
    »Von meiner Liebesaffäre, meinen Sie vermutlich. Was für ein schrecklicher Ausdruck – ›Beziehung‹. Ich meine, in gewisser Weise habe ich sogar zu Ihnen eine Beziehung, obwohl es mir anders lieber wäre. Ich habe eine Beziehung zu Miss Daventry, und ganz gewiss eine zu Maeve, obwohl ich beide nicht ficke. Und das haben Sie doch mit diesem Wort gemeint, oder?«
    Wexford konnte sich gerade noch ein Kopfschütteln verkneifen. Er warf Burden einen Blick zu, und dieser sagte: »Hatten Sie mit Samuel Miller eine sexuelle Beziehung?«
    »Tja, 1995 schon. Als er bei uns gegärtnert hat. Manchmal sogar im Garten. Wie ich sehe, schockiert Sie das. Polizisten sind wirklich prüde Knochen.«
    Mit kaum etwas kann man einen Menschen mehr irritieren, als wenn man ihm erklärt, er sei schockiert, obwohl er es gar nicht ist. Über dieses Phänomen dachte Burden nach, ohne in die Falle zu tappen. »Und als er drei Jahre später wiederkam?«
    »Damals nicht«, sagte sie. »Er hatte sich mit dieser Frau eingelassen, mit dieser Bridget, und ich – na ja, ich hatte mich neu orientiert. So sagt man doch heutzutage, oder?« Lächelnd sah sie zuerst Wexford, dann Burden an und schloss schließlich auch Priscilla Daventry strahlend mit ein. »Mehr werde ich nicht sagen. Von nun an herrscht Schweigen. Es ist sinnlos, mich zu fragen, weil ich stumm bleiben werde.«
    Und das tat sie auch. Er versuchte, ihr Antworten zu entlocken, aber sie blieb stumm. Lächelnd saß sie da und betrachtete ihre langen unlackierten Fingernägel, die an Klauen erinnerten. Sie schlug die Beine übereinander, zuerst das rechte über das linke, dann umgekehrt. Sie sagte nichts. Burden übernahm das Verhör. Sie lächelte ihn an. Auf die Frage, ob sie Alan Hexham getötet habe, vertiefte sich ihr Lächeln, und als er wissen wollte, ob es Maeve Tredown gewesen sei, machte sie die Augen zu. Alles Weitere war sinnlos. Nach einer halben Stunde war das Verhör zu Ende. Man brachte Claudia Ricardo in eine der beiden Zellen im Kingsmarkhamer Polizeirevier zurück, und die beiden Polizisten begaben sich wieder in Wexfords Büro. Hannah und Barry hatten sich verabschiedet, kamen aber auf Aufforderung wieder, und mit ihnen Karen Malahyde. Claudia Ricardo hatte etwas zu trinken bekommen, während Wexford und Burden leer ausgegangen waren. Hannah ließ von unten Tee kommen.
    »Wie gesagt, Hexham kam nach Athelstan House und traf sich mit Tredown unter vier Augen«, nahm Wexford den Faden wieder auf. »Mir ist schleierhaft, wie Tredown so überzeugt sein konnte, dass diese Geschichte ein Bestseller werden würde. Aber wie auch immer – eines steht fest: Tredown hat sich in die Story verliebt. Er selbst hat es mir mehr oder weniger so erzählt. Und – er hatte bekanntlich recht. Er musste sich dieses Buch aneignen und es zu seinem Werk umformen. Maeve und Claudia teilten offensichtlich seine Begeisterung. Während ich aber überzeugt bin, dass Tredown sich aus freien Stücken keiner kriminellen Machenschaften bedient hätte, hätten die beiden Frauen nicht gezögert. Und das haben sie ja auch nicht. Vielleicht hat Tredown daran gedacht, Hexham das Buch abzukaufen, oder er wollte ihn davon überzeugen, dass er, Tredown, sich bereits einen Namen gemacht habe und deshalb leicht einen Verleger dafür finden würde, während Hexham mit großen Schwierigkeiten rechnen müsste. Hat sich Hexham davon verunsichern lassen? Hat er sich in diesem Zimmer im ersten Stock von Athelstan House einige von

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