Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
bisschen Musik zurück in die Ferienwohnung gehen und am Abend in der Taverne an der Mole mit Alexandros Schach spielen, so wie er es seit dem zweiten Tag getan hatte.
      Die Zeitungen interessierten ihn nicht besonders, höchstens Sport und Feuilleton. Wegen Regens war das dritte Testspiel in Old Trafford abgebrochen worden - keine große Überraschung; England hatte ein wichtiges Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft gewonnen; für Buch- oder CD-Besprechungen war es der falsche Wochentag. Allerdings entdeckte Banks einen kurzen Bericht über ein Skelett, das ein Bauarbeiter auf dem Gelände eines neuen Einkaufszentrums an der A1 unweit Peterborough entdeckt hatte. Banks war in Peter-borough aufgewachsen, seine Eltern lebten noch immer dort.
      Er legte die Zeitung beiseite und schaute den Möwen zu, die über ihm kreisten und zwischendurch herabstießen. Es sah aus, als schwebten sie auf den Wellen von Mozarts Musik. Sie schwebten so wie er. Banks erinnerte sich an sein zweites Gespräch mit Alexandros. Mitten im Schachspiel hatte Alex innegehalten, Banks ernst angesehen und gesagt: »Ich glaube, du bist ein Mann mit vielen Geheimnissen, Alan, ein sehr trauriger Mann. Wovor läufst du davon?«
      Banks hatte viel darüber nachgedacht. Lief er davon? Ja, irgendwie schon. Er floh vor einer gescheiterten Ehe und einer fehlgeschlagenen Beziehung, er flüchtete vor einem Beruf, dessen widersprüchliche Anforderungen, dessen Nähe zu Gewalt und Tod und dem Schlechten im Menschen ihn fast zum zweiten Mal in die Knie gezwungen hatten. Zumindest vorübergehend suchte Banks Abwechslung.
      Oder ging es doch tiefer? War er auf der Flucht vor sich selbst, vor dem, was aus ihm geworden war? Er hatte über Alex' Frage nachgedacht und nur geantwortet: »Das wüsste ich selbst gerne.« Dann hatte er einen übereilten Zug gemacht und seine Dame in Gefahr gebracht.
      Während seines kurzen Inselaufenthalts war es Banks gelungen, Frauen aus dem Weg zu gehen. Andrea, die Kellnerin in Philippes Taverne, flirtete mit ihm, aber das war auch alles. Gelegentlich warfen ihm die Frauen von den Kreuzfahrtschiffen diesen versonnenen Blick zu, der nur eins bedeuten konnte, aber Banks hatte nicht reagiert. Er hatte einen Ort gefunden, an dem er nicht tagein, tagaus mit Verbrechen konfrontiert wurde. Einen Ort, an dem er nicht in einen Keller hinuntersteigen musste, in dem verstümmelte Mädchenleichen lagen. Sein letzter Fall suchte ihn selbst auf dieser friedlichen Insel noch in den Träumen heim.
      Es war Banks gelungen, sein chaotisches Leben hinter sich zu lassen und so etwas wie ein Paradies zu finden. Warum war er dann so verdammt unruhig?
     
    Detective Inspector Michelle Hart von der Polizei Cambridgeshire, Northern Division, betrat die forensische Anthropologie des Bezirkskrankenhauses. Sie freute sich auf den Vormittag. Das Schneiden und Herumbohren während einer Obduktion störte sie normalerweise nicht, eher schon die zweckmäßigen, hell glänzenden Fliesen oder Edelstahlflächen im Kontrast zum schmierigen Mageninhalt oder schwärzlichen Blut, das in den Edelstahlabfluss rann, der Geruch des Desinfektionsmittels im Kontrast zum Gestank der perforierten Gedärme. Aber heute stand ihr nichts dergleichen bevor. Heute hatte Dr. Wendy Cooper, die forensische Anthropologin, lediglich Knochen zu untersuchen.
      Vor knapp einem Monat - Michelles erster Fall auf dem neuen Revier - hatte sie bereits mit Dr. Cooper zu tun gehabt. Es ging um einen Knochenfund. Die Gebeine entpuppten sich als angelsächsisch, nichts Ungewöhnliches in der Gegend, und die beiden Frauen waren gut miteinander ausgekommen. Das einzig Gewöhnungsbedürftige war Dr. Coopers Vorliebe für Countrymusik, die sie bei der Arbeit hörte. Angeblich half es ihr, sich zu konzentrieren, aber auf Michelle hatte Loretta Lynn eher die gegenteilige Wirkung.
      Dr. Cooper und ihr Doktorand, David Roberts, standen über das unvollständige Skelett gebeugt und legten die Knochen von Händen und Füßen in die richtige Reihenfolge. Das war äußerst kompliziert, wusste Michelle, denn sie hatte einmal an einem kurzen Anatomieseminar teilgenommen. Es war ihr ein Rätsel, wie man die einzelnen Rippen und Knöchelchen auseinander halten konnte. Doch Dr. Cooper schien sich auszukennen. Sie war Anfang fünfzig, ziemlich kräftig gebaut, hatte kurzes graues Haar, eine sachliche, kühle Art und trug eine Brille mit silberner Fassung.
      »Wissen Sie, aus wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher