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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
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vorzustellen. »Graham«, murmelte sie. »Schade, dass er sich den Nachnamen nicht auch hat eingravieren lassen. Würde unsere Arbeit um einiges erleichtern.«
      Dr. Cooper stemmte die Hände in ihre ausladenden Hüften und lachte. »Ehrlich gesagt, meine Liebe«, sagte sie, »kann man es Ihnen doch nicht viel einfacher machen, oder? Wenn ich mich nicht irre, suchen Sie einen Jungen namens Graham zwischen, sagen wir, zwölf und fünfzehn Jahren, der Linkshänder ist, irgendwann den rechten Oberarm gebrochen hatte und der vor mindestens zwanzig oder dreißig Jahren verschwand, wahrscheinlich während des Sommers. Ach ja, und er hat Gitarre gespielt und mit Murmeln. Hab ich was vergessen? Ich glaube, so viele gibt es nicht in Ihrem Archiv, auf die diese Beschreibung passt.«
     
    Allabendlich gegen sieben Uhr ging Banks durch die verwinkelten Gassen hinunter zum Hafen. Er mochte das Licht zu dieser Tageszeit, ihm gefielen die kleinen weißen Häuser mit ihren leuchtend bunten Holztreppen und die Blumen in ihrer lila, rosa und roten Pracht. Der Duft von Gardenien vermischte sich mit dem von Thymian und Oregano. Am Horizont erstreckte sich das weindunkle Meer wie schon zu Homers Zeiten. Auch wenn es nicht wirklich weindunkel war, dachte Banks. Jedenfalls nicht überall. Zum Land hin war es eher dunkelblau oder - grün, nur weiter draußen verdunkelte es sich zum Violett jungen griechischen Weins.
      Ein, zwei Ladeninhaber grüßten Banks. Er war jetzt seit etwas mehr als zwei Wochen auf der Insel und damit länger als die meisten Touristen. Natürlich war er kein Einheimischer, aber immerhin wurde seine Gegenwart registriert. Das war wie in einem Dorf in Yorkshire, in dem man erst mehrere Jahre überwintert haben musste, um dazuzugehören. Vielleicht würde er tatsächlich länger bleiben, die Sprache lernen, sich dem Inselrhythmus anpassen und ein geheimnisvoller Einsiedler werden. Mit seiner schlanken Gestalt, dem schwarzen dichten Haar und der gebräunten Haut sah er sogar ein wenig wie ein Grieche aus.
      Banks kaufte die zwei Tage alten englischen Zeitungen, die das letzte Boot des Tages brachte, und ging damit zu Philippes Taverne an der Mole, wo er fast jeden Abend draußen an einem Tisch mit Blick auf den Hafen saß. Als Aperitif nahm Banks einen Ouzo. Später wollte er sich etwas zu essen aussuchen und einen Retsina trinken. Unerwarteterweise hatte er an dem merkwürdig öligen Geschmack des geharzten Weines Gefallen gefunden.
      Banks zündete sich eine Zigarette an und beobachtete, wie die Touristen an Bord der Barkasse gingen, die sie zurück zum Kreuzfahrtschiff mit dem üblichen Abendprogramm brachte: voraussichtlich der Tanz der sieben Schleier oder eine Beatles-Band aus irgendeinem Provinznest. Morgen würden sie auf einer anderen Insel abgesetzt, wieder viel zu teure Souvenirs kaufen und Fotos machen, die sie sich höchstens einmal noch ansehen würden. Eine Gruppe deutscher Touristen, die wohl in einem der kleinen Inselhotels übernachtete, nahm auf der anderen Seite der Terrasse Platz und bestellte Bier. Sonst saß niemand draußen.
      Banks trank seinen Ouzo und genoss Oliven und dolmades als Vorspeise. Schließlich wählte er Fisch und grünen Salat als Hauptgericht. Die Touristen waren verschwunden. Sobald Alex seine Sachen weggeräumt hatte, würde er zum Schachspielen herüberkommen. Bis dahin wollte Banks in der Zeitung lesen.
      Unten rechts auf der Titelseite fiel ihm ein Artikel mit der Überschrift Vermisster Junge durch DNA identifiziert ins Auge. Neugierig geworden, las Banks:
      Bei den Erdarbeiten für das Fundament eines neuen Einkaufszentrums an der A1 westlich von Peterborough, Cambridgeshire, stießen Arbeiter vor einer Woche auf das Skelett eines Jungen. Die am Fundort sichergestellten Gegenstände und die Erkenntnisse der forensischen Anthropologin Dr. Wendy Cooper ließen nicht viele Schlüsse zu, um wen es sich bei dem Opfer handelte. »Eine sehr seltene Situation«, sagte Dr. Cooper gegenüber unserem Mitarbeiter. »Alte Knochen geben normalerweise nicht viel her, aber in diesem Fall wussten wir schon bald, dass es sich um einen Jungen handelte, der sich einmal den rechten Arm gebrochen hatte und höchstwahrscheinlich Linkshänder war.« Ein Namensarmband, wie es bei Jugendlichen Mitte der sechziger Jahre in Mode war, fand man am Ausgrabungsort. Einige Buchstaben waren noch zu erkennen. Detective Inspector Michelle Hart von der Polizei Cambridge lobte: »Dr. Cooper
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