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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
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Blick bemerkte. »Wenn das der Fall wäre«, erwiderte Dr. Cooper, »hätte das Loch eine ganz andere Form. Knochen von lebenden Menschen brechen anders als alte Gebeine. Und schauen Sie mal hier!« Sie wies auf das Loch. »Was ist das?«
      Michelle sah genau hin. »Der Rand hat eine andere Farbe als die Knochen drumherum«, sagte sie.
      »Sehr gut. Das bedeutet, der Bruch ist frisch. Wenn er die Todesursache gewesen wäre, müsste der Rand die gleiche Farbe angenommen haben wie der übrige Schädel, oder?«
      »Wahrscheinlich«, sagte Michelle. »Eigentlich logisch, nicht wahr?«
      »Wenn man weiß, wonach man suchen muss. Da ist noch eine Humerusfraktur, rechter Oberarm, aber die ist zusammengewachsen, muss also noch zu Lebzeiten passiert sein. Und sehen Sie das hier?« Dr. Cooper zeigte auf den linken Arm. »Er ist etwas länger als der rechte, das kann bedeuten, dass der Junge Linkshänder war. Sicher, es kann auch an dem Bruch liegen, aber das glaube ich nicht. Die Schulterblätter sind leicht unterschiedlich, das bekräftigt meine Theorie.«
      Michelle machte sich Notizen. »Wir wissen, dass er höchstwahrscheinlich dort vergraben wurde, wo er gefunden wurde, weil die Knochen über einen Meter tief in der Erde waren«, sagte sie. »Kann man eigentlich herausbekommen, ob er da gestorben ist oder später dahin verbracht wurde?«
      Dr. Cooper schüttelte den Kopf. »Wenn es Indizien dafür gab, hat der Bulldozer sie zerstört. Er hat ja auch den Schädel und andere Knochen beschädigt.«
      »Wo sind die Sachen, die man beim Skelett gefunden hat?«
      Dr. Cooper wies auf die Laborbank an der hinteren Wand und widmete sich wieder den Knochen. David Roberts übernahm das Gespräch. Er hielt den Kopf gesenkt und murmelte in sich hinein, so dass Michelle ihn kaum verstehen konnte. Er schien in ihrer Gegenwart verlegen zu sein. Michelle wusste, dass ihr blondes Haar und ihre grünen Augen auf manche Männer anziehend wirkten, aber David schwärmte doch nicht für sie - lächerlich! Michelle war gerade vierzig geworden, und David war höchstens zweiundzwanzig.
      Sie folgte ihm zur Laborbank, wo er ihr mehrere Gegenstände zeigte. »Wir können nicht mit Gewissheit sagen, ob sie dem Jungen gehört haben«, sagte David, »aber sie wurden alle im Umkreis der Leiche gefunden.« Bei genauerem Hinsehen glaubte Michelle, Stofffetzen ausmachen zu können, vielleicht Kleidungsreste, eine Gürtelschnalle, Münzen, ein Taschenmesser, ein dreieckiges Plastikplättchen mit abgerundeten Kanten, Schuhleder, Schnürsenkelösen und verschiedene runde Gegenstände. »Was ist denn das?«, fragte sie.
      »Murmeln.« David säuberte eine Kugel mit einem Tuch und reichte sie Michelle.
      Die schwere Glaskugel war glatt, im Inneren wand sich eine blaue Spirale. »Also Sommer«, sagte sie zu sich selbst.
      »Wie bitte?«
      Michelle schaute David an. »Oh, Entschuldigung. Sommer, hab ich gesagt. Die Jungs haben immer im Sommer mit Murmeln gespielt. Wenn gutes Wetter war. Was ist mit den Münzen?«
      »Ein paar Pennys, Half a crown, ein Sixpence-Stück, ein Threepenny.«
      »Alles alte Münzen?«
      »Ja, auf jeden Fall aus der Zeit vor der Umstellung auf Dezimalzahlen.«
      »Das heißt, vor 1971.« Michelle nahm den flachen, dreieckigen Gegenstand mit den abgerundeten Kanten in die Hand. »Was ist das?«
      David säuberte ihn, und ein Schildpattmuster kam zum Vorschein. »Ich glaube, das ist ein Piektrum«, sagte er. »Zum Gitarre spielen.«
      »Ein Musiker, was?« Michelle griff nach einem schmutzverkrusteten, verrosteten Armband mit einem Oval in der Mitte, auf dem etwas geschrieben stand.
      Dr. Cooper trat zu den beiden. »Genau, das fand ich interessant«, sagte sie. »Wissen Sie, was das ist?«
      »Ein Armband, würde ich sagen.«
      »Genau. Ich glaube, es ist ein Namensarmband. Mitte der Sechziger waren die sehr beliebt bei älteren Jungen. Ich weiß noch, dass mein Bruder eins hatte. David hat das Armband, so gut es geht, gesäubert. Die Silberschicht ist natürlich ab, aber die Gravur ist glücklicherweise tief genug. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man einen Teil des Namens lesen. Hier, nehmen Sie die.« Dr. Cooper reichte Michelle eine Lupe. Schwach konnte Michelle einige Buchstaben erkennen: GR-HA-. Das war alles.
      »Graham, würde ich sagen«, schlug Dr. Cooper vor.
      Michelle betrachtete die Ansammlung von Knochen und versuchte, sich den lebenden Jungen
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