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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
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Leute und sogar gegen Polizeiwachen zu werfen. Ausgerechnet Harrogate. Anzeigen, Leitlinien, Rundschreiben und Kostensenkungsvorschläge langweilten Annie, deshalb spitzte sie die Ohren, als sie Detective Superintendent Gristhorpes Gehstock näher kommen hörte. Sie nahm die Füße vom Schreibtisch - Gristhorpe sollte nicht ihre roten Wildlederstiefeletten sehen -, schob das kastanienbraune Haar hinters Ohr und tat, als sei sie in ihre Arbeit vertieft.
      Gristhorpe steuerte auf Annies Schreibtisch zu. Er hatte einiges abgenommen, seit er sich den Knöchel gebrochen hatte, war aber noch immer ziemlich rüstig. Dennoch munkelte man, er hätte von Pensionierung gesprochen. »Nichts los, Annie?«, fragte er.
      Annie deutete auf das Papier auf ihrem Schreibtisch. »Nicht viel.«
      »Da wird doch so 'n Junge vermisst. Schüler, fünfzehn Jahre.«
      »Seit wann?«
      »Ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen.« Gristhorpe legte ihr die Vermisstenanzeige vor. »Die Eltern haben sich bei uns gemeldet.«
      Annie hob die Augenbrauen. »Ganz schön früh, sich an uns zu wenden, finden Sie nicht? Kinder verschwinden alle Nase lang. Besonders fünfzehnjährige.«
      Gristhorpe kratzte sich am Kinn. »Aber nicht, wenn sie Luke Armitage heißen.«
      »Luke Armitage ? Doch wohl nicht...«
      »Doch. Der Sohn von Martin Armitage. Stiefsohn, um genau zu sein.«
      »Ach, du Scheiße.« Martin Armitage war ein ehemaliger Fußballspieler, seinerzeit einer der besten Stürmer der ersten Liga. Seit er sich aus dem Profisport zurückgezogen hatte, war er eine Art Gutsbesitzer geworden. Mit seiner Frau und Stiefsohn Luke wohnte er in Swainsdale Hall, einem prächtigen Anwesen in den Hügeln über Fortford. Man nannte Armitage einen »Champagner-Sozi«, weil er öffentlich zu seiner linken Gesinnung stand, sich ehrenamtlich engagierte, besonders für Einrichtungen, die sportliche Aktivitäten von Kindern unterstützten und förderten, und weil er seinen Sohn zur Gesamtschule von Eastvale geschickt hatte anstatt auf eine Privatschule.
      Seine Frau, Robin Fetherling, war früher ein gefeiertes Mannequin gewesen, in ihrer Branche so bekannt wie Martin Armitage in seiner. Ihre Eskapaden - Drogen, wilde Partys und stürmische Affären mit verschiedenen Rockstars - hatten die Klatschpresse vor etwa zwanzig Jahren, als Annie noch ein Teenager war, mit Munition versorgt. Als Annie in Exeter zur Uni ging, waren Robin Fetherling und Neil Byrd das Pärchen des Jahres gewesen. In ihrer Studentenbude hatte Annie sogar Neil Byrds Platten gehört, doch war sie seit Jahren weder über seinen Namen noch über seine Musik gestolpert - wenig verwunderlich, denn sie hatte weder die Lust noch die Muße, popmusikmäßig auf dem neuesten Stand zu bleiben. Annie entsann sich, gelesen zu haben, dass Robin und Neil vor fünfzehn Jahren ein uneheliches Kind bekommen hatten. Luke. Danach hatten sie sich getrennt, und Neil Byrd hatte sich umgebracht, als der Sohn noch sehr klein war.
      »Das ist allerdings Scheiße«, sagte Gristhorpe. »Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass wir uns um die Reichen und Berühmten mehr kümmern als um die Armen, Annie, aber vielleicht könnten Sie mal hinfahren und die Eltern beruhigen. Der Junge treibt sich wahrscheinlich mit seinen Kumpels herum, ist nach London gefahren oder so, aber Sie wissen ja, was passiert, wenn den Leuten die Fantasie durchgeht.«
      »Wo wurde er zuletzt gesehen?«
      »Das ist nicht genau bekannt. Gestern Nachmittag war er in der Stadt, aber als er zum Abendessen nicht nach Hause kam, machten sie sich langsam Gedanken. Zuerst meinten sie, er hätte sich vielleicht mit Freunden getroffen, aber als es dunkel wurde und er immer noch nicht zurück war, haben sie sich schon größere Sorgen gemacht. Heute Morgen waren sie verzweifelt. Der Junge hat wohl ein Handy bei sich, und sie meinen, er hätte auf jeden Fall angerufen, wenn was dazwischengekommen wäre.«
      Annie runzelte die Stirn. »Das hört sich wirklich seltsam an. Haben sie versucht, ihn anzurufen?«
      »Keine Verbindung. Sein Handy ist ausgeschaltet.«
      Annie stand auf und nahm ihren Regenschirm. »Ich fahre rüber und red mit ihnen.«
      »Und noch was, Annie!«
      »Ja?«
      »Ich brauche das wohl nicht extra zu sagen, aber versuchen Sie, so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen. Die Presse können wir bei diesem Fall überhaupt nicht gebrauchen.«
      »Keine Sorge. Ich werde vorsichtig
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