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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer
Autoren: Peter Robinson
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Morgen. Gut. Er versuchte, sich auf zehn oder weniger pro Tag zu beschränken, und das gelang ihm bisher recht gut. Er ging in die Küche und schaltete den elektrischen Wasserkessel ein.
      Das Telefon klingelte. Banks stellte die Anlage ab und griff zum Hörer.
      »Dad?«
      »Brian, bist du's? Ich hab schon versucht, dich zu erreichen.«
      »Hm, tja ... wir sind auf Tour gewesen. Ich dachte, du wärst gar nicht da. Warum bist du nicht bei der Arbeit?«
      »Wenn du gar nicht mit mir gerechnet hast, warum rufst du dann an?«
      Schweigen.
      »Brian? Wo bist du? Ist alles in Ordnung?«
      »Ja, alles in Ordnung. Ich bin momentan bei Andrew.«
      »Wo ist das?«
      »In Wimbledon. Hör mal, Dad ...«
      »Müssten deine Prüfungsergebnisse nicht schon raus sein?«
      Wieder Schweigen. Herrgott noch mal, dachte Banks, es ist einfacher, die Wahrheit aus einem Politiker zu quetschen, als ein paar zusammenhängende Worte aus Brian herauszubekommen.
      »Brian?«
      »Ja, hm, deshalb rufe ich ja an. Weißt du ... eigentlich wollte ich nur eine Nachricht hinterlassen.«
      »Verstehe.« Jetzt wusste Banks, was los war. Vergeblich sah er sich nach einem Aschenbecher um und benutzte dann stattdessen den Kamin. »Erzähl!«, forderte er Brian auf.
      »Wegen der Prüfung, also ...«
      »Wie schlimm ist es denn? Was hast du bekommen?«
      »Tja, das ist es ja ... ich meine ... es wird dir nicht gefallen.«
      »Du hast aber bestanden, oder?«
      »Ja, klar.«
      »Und?«
      »Es ist nur, dass ich nicht so gut war, wie ich gedacht hatte. Es war wirklich schwer, Dad. Das sagen alle.«
      »Wie hast du abgeschnitten?«
      Brian flüsterte fast. »Dritter Klasse.«
      »Dritter Klasse? Das ist aber eine ziemliche Enttäuschung, oder? Ich hätte gedacht, du könntest es besser.«
      »Na ja, ist immerhin mehr, als du je geschafft hast.«
      Banks holte tief Luft. »Das ist ja wohl scheißegal, was ich geschafft habe oder nicht! Wir sprechen hier über dich. Über deine Zukunft. Mit einem Abschluss dritter Klasse bekommst du nie und nimmer einen anständigen Job.«
      »Und wenn ich gar keinen anständigen Job will?«
      »Was willst du denn sonst? Dich zu den anderen Arbeitslosen stellen? Einer mehr? Noch so 'n arbeitsloser Penner?«
      »Vielen Dank, Dad. Schön zu wissen, was du von mir hältst. Egal, auch wenn du's nicht glaubst, ich leb nicht von der Stütze. Wir wollen's mal versuchen, ich und die Band.«
      »Ihr wollt was?«
      »Wir wollen mal einen Versuch starten. Andrew kennt einen Typ mit so 'nem Indie-Label, und der hat ein Studio und so, und er meint, wir können vorbeikommen und ein Demoband mit ein paar von meinen Songs aufnehmen. Auch wenn du es nicht glaubst, aber die Leute fahren auf uns ab. Wir haben so viele Gigs, dass wir kaum noch geradeaus denken können.«
      »Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie schwer es ist, im Musikgeschäft Fuß zu fassen?«
      »Die Spiee Girls haben's geschafft und die sind nicht gerade die begabtesten.«
      »Tiny Tim hat's auch geschafft, aber darum geht's doch nicht. Begabung hat nichts damit zu tun. Für einen, der es schafft, bleiben Tausende auf der Strecke.«
      »Wir verdienen 'ne Menge Geld.«
      »Geld ist nicht alles. Was ist mit deiner Zukunft? Was willst du machen, wenn du mit fünfundzwanzig die beste Zeit hinter dir hast, aber nichts auf der hohen Kante?«
      »Wieso bist du eigentlich plötzlich ein Experte im Musikgeschäft?«
      »Hast du deshalb bei der Prüfung so schlecht abgeschnitten? Weil du nichts anderes im Kopf hattest, als zu proben und auf Tour zu gehen?«
      »Architektur ging mir sowieso schon lange auf die Nerven.«
      Banks schnippte den Zigarettenstummel in den Kamin. Funken flogen gegen die dunkle Steinmauer. »Hast du das schon deiner Mutter erzählt?«
      »Hm, ich dachte irgendwie, dass ... vielleicht ... weißt du ... dass du das machen könntest.«
      Das soll wohl ein Witz sein, dachte Banks. Er sollte mit Sandra reden? Sie konnten sich momentan noch nicht einmal übers Wetter unterhalten, ohne sich zu streiten.
      »Ich denke, du rufst sie besser selbst an«, sagte er. »Oder noch besser: Warum fährst du nicht bei ihr vorbei? Camden Town ist doch nicht weit.«
      »Aber die geht doch an die Decke!«
      »Geschieht dir recht. Daran hättest du vorher mal denken sollen.«
      Der Kessel begann zu pfeifen.
      »Vielen Dank auch, Dad«,
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