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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer
Autoren: Peter Robinson
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gänzlich verdunsten konnte.
      Adam hielt inne und lauschte. Selbst die Vögel schwiegen. Die Sonne brannte vom Himmel und er schwitzte hinter den Ohren, im Nacken und in der Poritze. Seine Brille rutschte ihm immer wieder von der Nase. Die dunklen, verfallenen Cottages flimmerten in der Hitze wie die Wand neben dem Ofen eines Schmiedes.
      Jetzt war alles möglich. Irgendwo war der Talisman versteckt, und Adam hatte die Aufgabe, ihn zu finden. Aber wo sollte er beginnen? Er wusste noch nicht einmal, wie er aussah, doch würde er es wissen, wenn er ihn gefunden hatte, und irgendwo musste ein Hinweis sein.
      Er überquerte die alte Steinbrücke und betrat eines der halbzerstörten Cottages. Er spürte die feuchte, kühle Dunkelheit, die ihn wie ein Mantel umhüllte. Es roch wie in einer kaputten Toilette oder als hätte sich ein riesiger Alien zum Sterben in einen heißen, stinkenden Sumpf gelegt.
      Schräg fiel die Sonne durch das Loch, an dessen Stelle vorher das Dach gewesen war, und beleuchtete die hintere Wand. Die dunklen Steine sahen so glitschig und schmierig aus wie Öl. An manchen Stellen hatten sich die schweren Steinplatten, die den Boden bedeckten, verschoben und waren gesprungen. Schwerer Lehm quoll aus den Furchen. Einige Platten wackelten, als Adam sie mit seinem Gewicht belastete. Er fühlte sich, als schwebe er auf Treibsand und würde jeden Moment ins Herz der Erde gesaugt, sobald er eine falsche Bewegung machte.
      In diesem Haus war nichts. Also weiter.
      Draußen war noch immer niemand zu sehen. Die beiden Touristen waren offenbar gegangen oder sie hatten sich versteckt und lauerten ihm hinter der Mühlenruine auf.
      In der Nähe der Brücke entdeckte Adam ein kleines Nebengebäude, eine Art Steinschuppen, wie er vielleicht einmal benutzt worden war, um Kohle zu lagern oder Lebensmittel kühl zu halten. Er hatte von der alten Zeit gehört, als es noch keine elektrische Heizung und Kühlschränke gab. Vielleicht war es sogar eine Toilette gewesen. Schwer zu glauben, aber er wusste, dass man früher nach draußen aufs Klo hatte gehen müssen, selbst im Winter.
      Was es auch gewesen war, die Zerstörer hatten den Schuppen ziemlich intakt gelassen. Das Gebäude war ungefähr zwei Meter hoch, hatte ein unbeschädigtes schräges Dach aus Steinplatten und schien ihn herbeizuwinken, schien eingenommen werden zu wollen. Endlich hatte er einen Bau gefunden, auf den er zwecks besserer Sicht klettern konnte. Wenn sich die Möchtegern-Touristen irgendwo versteckten, würde er sie von oben entdecken.
      Adam ging um den Schuppen herum und registrierte erfreut, dass auf einer Seite mehrere Steine ein wenig hervorstanden, so wie Stufen. Vorsichtig verlagerte er sein Gewicht auf den ersten Stein. Er war glatt, doch er hielt. Adam begann zu klettern. Die Stufen kamen ihm ziemlich sicher vor, und schon war er oben.
      Er hievte sich auf das Dach. Es hatte nur ein leichtes Gefälle, so dass er sich problemlos bewegen konnte. Zuerst stand er am Rand, legte die Hand über die Augen, um sie vor der grellen Sonne zu schützen, und blickte in alle Richtungen.
      Im Westen erhob sich die Flachsmühle, die Unbekannten waren nicht mehr zu sehen. Im Norden und Süden bedeckte Wald das Land; durch das dichte grüne Blätterwerk ließ sich so gut wie nichts erkennen. Im Osten lag der tränenförmige Umriss des Stausees von Harksmere. Auf The Edge, einer Straße am Südrand des Sees, blitzten ein paar Windschutzscheiben in der Sonne. Davon abgesehen, bewegte sich fast überhaupt nichts, kaum ein Blatt zitterte.
      Zufrieden, dass er nicht beobachtet wurde, setzte er den nächsten Fuß aufs Dach. Es war nicht breiter als einen Meter zwanzig, einen Meter fünfzig, aber als er in der Mitte stand, spürte er ein schwaches Zittern, und bevor er den kurzen Weg zur anderen Seite zurücklegen konnte, gaben die dicken Steinplatten unter ihm nach. Einen Moment lang hing er in der Luft, als wolle er für immer dort schweben. Er streckte die Arme aus und bewegte sie auf und nieder, als wären es Flügel, doch es half nichts. Mit einem Schrei stürzte er in die Dunkelheit.
      Er landete mit dem Rücken auf einem Polster aus Schlamm; das linke Handgelenk stieß gegen eine heruntergefallene Steinplatte, und sein rechter Arm, den er zum Abbremsen ausgestreckt hatte, versank bis zum Ellenbogen im Morast.
      Atemlos lag er da und blickte zu dem Viereck blauen Himmels hinauf. Plötzlich merkte er, dass sich zwei
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