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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel
Autoren: Peter Robinson
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getan hast?«
      »Hier? Du bist nicht hier. Du bist nicht mehr hier gewesen, seit es passiert ist. Sicher, körperlich magst du in diesem Zimmer anwesend sein. Ja, das muss ich zugeben. Aber du bist nicht wirklich hier, nicht für mich jedenfalls. Die meiste Zeit hängst du an der Flasche, die restliche Zeit bist du ... Gott weiß wo.«
      »Ja, genau, wir wissen ja alle, dass du ein Heiliger bist und während des ganzen Ärgers keinen Tropfen angerührt hast. Tja, vielleicht bin ich nicht so stark wie du, Daniel. Der Rest der Menschheit ist vielleicht auch nicht so verflucht fromm. Ein paar von uns haben eben hin und wieder eine kleine menschliche Schwäche. Aber dir ist das völlig fremd, nicht wahr?«
      Mit zitternder Hand schenkte sich Rebecca Brandy nach. Daniel holte aus und schlug ihr das Glas aus der Hand. Der Brandy ergoss sich über den Couchtisch und das Sofa, das Glas fiel auf den Teppich.
      Rebecca wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Worte blieben ihr im Halse stecken. Es war das erste Mal, seit sie ihn kannte, dass Daniel die Beherrschung verloren hatte.
      Sein Gesicht war rot und durch die tiefen Falten auf der Stirn zogen sich seine dichten, dunklen Augenbrauen über der Nase zusammen. »Du hast deine Zweifel, stimmt's?«, drängte er. »Na los! Gib es zu. Ich warte.«
      Rebecca beugte sich hinab, hob das Glas auf und schenkte es mit zitternden Händen wieder voll. Dieses Mal rührte sich Daniel nicht.
      »Antworte mir«, sagte er. »Sag mir die Wahrheit.«
      Rebecca zog die Stille in die Länge, trank dann einen großen Schluck Brandy und flötete im gespielten Ton einer Prostituierten: »Tja, Süßer, du weißt ja, was man sagt, oder? Kein Rauch ohne Feuer.«
     
    * V
     
    Banks ließ seinen in der North Market Street vor St. Mary's geparkten Wagen stehen und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Hawthorn Close. Auf der Hauptstraße wirkte der Nebel nicht ganz so bedrohlich wie auf dem unbeleuchteten Friedhof, auch wenn die hohen bernsteinfarbenen Straßenlaternen und die blinkenden Warnlichter am Zebrastreifen aussahen wie die martialischen Maschinen aus Krieg der Welten.
      Warum hatte Rebecca Charters für ihren Mann gelogen? Sie hatte gelogen, da war sich Banks sicher, selbst ohne den Beweis des aufgeräumten Schreibtisches. Hatte sie ihm ein Alibi gegeben? Vielleicht würde er sie morgen erneut aufsuchen. Auf jeden Fall war sie eine eigenartige Person. Ich wollte den Engel besuchen. Sehr merkwürdig!
      Banks schaute auf seine Uhr. Zum Glück war es erst kurz nach neun, so hatte er noch Zeit, schnell in den kleinen Laden an der Ecke der Hawthorn Road zu gehen und eine Schachtel Silk Cut zu kaufen.
      Nachdem er ungefähr zweihundert Meter die Hawthorn Road entlanggegangen war, bog er nach rechts in die Hawthorn Close, eine gewundene Straße mit großen Steinhäusern, in denen die Oberschicht Eastvales wohnte.
      Er fand das Haus Nummer 28, trat seine Zigarette aus und ging die Kiesauffahrt hinauf, wobei ihm ein vor der Eingangstür geparkter, funkelnagelneuer Jaguar auffiel. Instinktiv legte er seine Hand auf die Kühlerhaube. Noch etwas warm.
      Mit einem grimmigen Blick öffnete Barry Stott die Tür. Banks dankte ihm dafür, die unangenehme Aufgabe erledigt zu haben, und sagte ihm, er könne ins Revier zurückkehren und beginnen, alles Nötige zu organisieren. Dann ging er allein durch den Flur in ein geräumiges Zimmer, in dem bis hin zum Flügel alles in Weiß eingerichtet war. Einen Kontrast dazu bildeten allein die türkischen Teppiche und ein Gemälde, das nach einem echten Chagall aussah und an der Wand über dem Kamin hing, in welchem ein dickes Holzscheit loderte und knisterte. In einem weißen Bücherregal standen die Klassiker in Ausgaben der Folio Society, Verandatüren mit weißen Verzierungen führten hinaus in den dunklen Garten.
      Drei Menschen befanden sich in dem Zimmer, sie saßen da und waren dem Anschein nach in einem Zustand des Schocks. Die Frau trug einen grauen Rock und eine blaue Seidenbluse, beides in einer Qualität, die man nur sehr schwer in Eastvale finden konnte. Ihr leicht zerzaustes blondes Haar war auf eine teure Art zerzaust und umrahmte ein ovales Gesicht mit einer blassen, makellosen Haut, blassen blauen Augen, einer perfekt proportionierten Nase und einem ebensolchen Mund. Alles in allem eine elegante und attraktive Frau.
      Sie stand auf und schwebte ihm wie in Trance entgegen. »Handelt es sich um einen
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