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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel
Autoren: Peter Robinson
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»Selbstverständlich werde ich selbst gehen.«
      »Sicher?«
      »Ja.«
      »Okay. Ich komme bald nach. Bevor Sie gehen, rufen Sie Constable Gay und Sergeant Hatchley an und sagen Sie ihnen, dass sie kommen sollen. Jim muss man vielleicht aus dem Oak holen.«
      Stott hob die Augenbrauen. Bei der Erwähnung von Detective Sergeant Jim Hatchley bemerkte Banks einen leichten Anflug von Abneigung bei ihm. Tja, damit musste er zurechtkommen.
      »Und schicken Sie so viele Beamte auf die Straße, wie Sie können. Ich möchte, dass so schnell wie möglich jedes Haus in der Gegend abgeklappert wird. Das wird eine lange, harte Nacht, aber wir müssen zügig arbeiten. Die Leute vergessen schnell. Außerdem werden morgen die Geier hier auftauchen.«
      »Geier?«
      »Presse, Fernsehleute, Schaulustige. Es wird ein regelrechter Zirkus werden, Barry. Stellen Sie sich darauf ein.«
      Stott nickte. Constable Aiken kam mit dem Schlüssel zum Mausoleum. Banks lieh sich von einem Beamten der Spurensicherung eine Taschenlampe und stieg gemeinsam mit Stott vorsichtig die mit Unkraut bedeckten Stufen hinunter.
      Nach einem kurzen Kampf mit dem Schloss öffnete sich die schwere Holztür, dann fanden sie sich mit den Toten in der Dunkelheit wieder. Sechs massive Särge ruhten auf Böcken. Ein paar Nebelschwaden schlüpften die Stufen hinab, strömten hinter ihnen durch die Tür und kringelten sich um ihre Füße.
      Das kleine Grab roch nicht nach Tod, sondern nur nach Erde und Schimmel. Zum Glück waren hier in letzter Zeit keine Inchcliffes mehr beerdigt worden, die Familie hatte Eastvale vor fünfzig Jahren verlassen.
      Auf den ersten Blick konnte Banks lediglich die Spinnengewebe sehen, die scheinbar in die bloße Luft gesponnen worden waren. Er musste sich schütteln und leuchtete mit der Taschenlampe über den Boden. In der dem Eingang entferntesten Ecke lagen zwei leere Wodkaflaschen und ein Haufen Zigarettenkippen. Man konnte nur schwer sagen, wie lange sie schon dort lagen, aber mit Sicherheit waren sie nicht fünfzig Jahre alt.
      Ansonsten fanden sie dort unten nichts Weiteres von Interesse und mit großer Erleichterung kehrte Banks wieder unter den freien Himmel zurück. So neblig es auch war, nach dem Inneren des Grabes fühlte es sich wie eine klare Nacht an. Banks bat die Beamten der Spurensicherung, die leeren Flaschen und Zigarettenkippen einzutüten und das Grabmal gründlich zu durchsuchen.
      »Wir werden auf dem Revier eine Schaltzentrale einrichten müssen«, sagte er, wieder an Stott gewandt, »und einen Bus in der Nähe des Tatortes parken, damit die Leute es leicht haben, sich an uns zu wenden. Kontaktbeamte, Telefonleitungen, Zivilbeamte - das Übliche. Susan Gay soll sich darum kümmern. Und informieren Sie lieber auch den Chief Constable«, fügte Banks mit einem flauen Gefühl im Magen hinzu.
      Da sich Detective Superintendent Gristhorpe beim Bau seiner Natursteinmauer ein Bein gebrochen hatte, war zurzeit Banks Leiter der Eastvaler Kriminalpolizei. Formell war eigentlich Detective Chief Superintendent Jack Wormsley vom regionalen Präsidium North Yorkshires in Northallerton für eine Mordermittlung zuständig. Doch aus Erfahrung wusste Banks, dass er außer einem gelegentlichen Telefonanruf nicht viel von Chief Superintendent Wormsley erwarten konnte. Angeblich stand er viel zu kurz vor der Vollendung seines maßstabgetreuen Streichholzmodells des Taj Mahals, um sich von einem ordinären Mord stören zu lassen. Wenn es eine Behinderung geben würde, wusste Banks, dann würde sie von dem neuen Chief Constable kommen: Jeremiah »Jimmy« Riddle, ein penetranter, aufdringlicher Überflieger aus der Schule des Polizeimanagements.
      »Außerdem muss der Boden des Friedhofs gründlich abgesucht werden«, fuhr Banks fort, »aber damit beginnen wir besser bei Tageslicht, vielleicht löst sich der Nebel ja über Nacht ein wenig auf. Sorgen Sie auf jeden Fall dafür, dass das gesamte Gelände abgesperrt wird.« Banks sah sich um. »Wie viele Eingänge gibt es?«
      »Zwei. Einen an der North Market Street und einen an der Kendal Road, gleich bei der Brücke.«
      »Dann ist der Friedhof ja leicht abzusperren. Die Mauern sehen hoch genug aus, um Eindringlinge abzuhalten, aber wir sollten lieber ein paar Männer patrouillieren lassen, nur um sicherzugehen. Das Letzte, was wir brauchen, ist irgendein sensationsgeiler Reporter, der die Morgenzeitungen mit Fotos vom Tatort versorgt.
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