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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel
Autoren: Peter Robinson
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dem Kopf auf die Leiche. Groß und weißhaarig, mit einem vom Nikotin verfärbten Schnurrbart, war der Doktor wahrscheinlich Ende fünfzig, vermutete Banks.
      Sie entfernten sich ein Stück, so dass die Leinwand ihnen den Blick auf die Leiche versperrte. Wiederholt blitzte Peter Darbys Blitzlicht auf und schuf im Nebel den Effekt eines Strobolichtes. Banks nahm eine von Glendennings Senior Service. Normalerweise rauchte er Silk Cut Filter, aber in den letzten Monaten hatte er seinen Nikotinkonsum drastisch gesenkt und jetzt nicht einmal eine Schachtel dabei. Tja, dachte er, während Glendenning ihm ein goldenes, mit seinen Initialen versehenes Feuerzeug reichte, in dem vergangenen lauen Sommer ohne Mordermittlungen war es ihm nicht schwer gefallen, weniger zu rauchen. Jetzt aber war November und vor seinen Füßen lag eine Leiche. Er zündete die Zigarette an und hustete.
      »Sie sollten sich wegen des Hustens mal untersuchen lassen, mein Junge«, sagte Glendenning. »Könnte ein erstes Anzeichen für Lungenkrebs sein.«
      »Es ist nichts. Ich kriege nur eine Grippe, das ist alles.«
      »Ach so ... Also, ich nehme an, Sie haben mich nicht nur raus in diese lausige Nacht geschleppt, um über Ihre Gesundheit zu reden, oder?«
      »Nein«, sagte Banks. »Was halten Sie davon?«
      »Viel kann ich noch nicht sagen, aber in Anbetracht der Hautverfärbung und der Spuren am Hals würde ich sagen: Asphyxie durch Erdrosseln mit einem Strangwerkzeug.«
      »Gibt es einen Hinweis auf das Strangwerkzeug?«
      »Nun, der Riemen vom Ranzen passt ziemlich gut.«
      »Was ist mit der Todeszeit?«
      »Noch nicht feststellbar.«
      »Ungefähr?«
      »Es ist nicht länger als zwei oder drei Stunden her. Aber das sollte vorläufig unter uns bleiben.«
      Banks schaute auf seine Uhr. Acht Uhr am Abend. Das bedeutete, dass sie wahrscheinlich zwischen fünf und sechs getötet worden war. Also war sie nicht auf ihrem Heimweg von der Schule gewesen. Auf jeden Fall nicht auf direktem Wege.
      »Wurde sie hier getötet?«
      »Ja. Ziemlich sicher. Die Hypostase stimmt völlig mit der Position der Leiche überein.«
      »Ist die restliche Unterwäsche gefunden worden?«
      Glendenning schüttelte den Kopf. »Nur der Büstenhalter.«
      »Wann können Sie mit der Obduktion beginnen?«
      »Gleich morgen früh. Wollen Sie kommen?«
      Banks schluckte, der Nebel kratzte in seiner Kehle. »Wie könnte ich mir das entgehen lassen?«
      »Gut. Dann reserviere ich Ihnen einen Platz in der ersten Reihe. Ich fahre nach Hause. Sie können sie jetzt in die Leichenhalle bringen lassen.«
      Und mit diesen Worten wandte sich Glendenning um und verschwand im Nebel.
      Einen Augenblick lang stand Banks allein da und versuchte, das Mädchen, das er gerade so grausam der Länge nach vor sich ausgestreckt gesehen hatte, zu vergessen, versuchte mit aller Macht, nicht Tracy an ihrer Stelle zu sehen. Behutsam drückte er seine Zigarette an der Seite des Inchcliffe-Mausoleums aus und steckte die Kippe ein. Lieber keine falschen Spuren am Tatort zurücklassen.
      Ein paar Meter entfernt bemerkte er einen hellen Fleck im Gras. Es sah aus und roch, als hätte sich jemand übergeben. Außerdem entdeckte er den Stiel und die Scherben eines Weinglases, das anscheinend am Rand einer Grabplatte zerbrochen war. Mit Daumen und Zeigefinger hob er vorsichtig einen der Splitter auf. Er war mit Blut oder Wein befleckt, genau konnte er es nicht sagen.
      Er sah Inspector Stott in Hörweite und rief ihn herbei.
      »Wissen Sie etwas darüber?«, fragte er.
      Stott schaute auf das Glas und das Erbrochene. »Rebecca Charters. Die Frau, die die Leiche entdeckt hat«, sagte er. »Etwas eigenartige Person. Sie ist im Pfarrhaus. Constable Kemp ist bei ihr.«
      »Gut. Ich werde später mit ihr reden.« Banks zeigte zum Mausoleum. »Hat schon jemand hineingeschaut?«
      »Noch nicht. Ich habe Constable Aiken losgeschickt, um den Schlüssel vom Pfarrer zu holen.«
      Banks nickte. »Hören Sie, Barry, jemand muss die Eltern des Mädchens benachrichtigen.«
      »Verstehe. Und da ich neu hier bin ...«
      »Das habe ich nicht gemeint. Wenn Ihnen die Sache allzu unangenehm ist, dann schicken Sie jemand anderen los. Aber kümmern Sie sich darum.«
      »Tut mir Leid«, sagte Stott, nahm seine Brille ab und putzte die Gläser mit einem weißen Taschentuch. »Ich bin ein bisschen ...« Er deutete in Richtung der Leiche.
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