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Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Autoren: Peter Robinson
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Eine Schrotflinte.«
      »Wer hatte es?«
      »Der kleinere Mann, der, der das Kommando hatte.«
      »Haben Sie irgendwann einmal einen Wagen gehört?«
      »Nein. Erst als Mama und Papa nach Hause kamen. Also, ich habe ab und zu Autos auf der Straße vorbeifahren hören, wissen Sie, die Straße, die nach Relton führt und über das Heidemoor ins nächste Tal geht. Aber ich habe niemanden gehört, der auf unsere Auffahrt gefahren ist oder sie verlassen hat.«
      »Was passierte, als Ihre Eltern nach Hause kamen?«
      Alison hielt inne und schwenkte den Tee auf dem Grund ihres Bechers, als versuchte sie, die Zukunft darin zu lesen. »Es muss halb zwölf gewesen sein oder kurz danach. Die Männer warteten hinter der Tür, und während der Große Mama packte, hielt der andere sein Gewehr an Papas Hals. Ich habe versucht zu schreien und sie zu warnen, aber mit dem Lappen in meinem Mund ... Ich kriegte einfach keinen Ton heraus ...« Sie fuhr sich erneut mit ihrem Ärmel übers Auge und schniefte. Banks gab Weaver ein Zeichen; der Constable fand auf dem Fensterbrett eine Packung Papiertaschentücher und brachte sie herüber.
      »Danke«, sagte Alison. »Es tut mir Leid.«
      »Sie müssen nicht weitermachen, wenn Sie nicht wollen«, sagte Banks. »Es hat Zeit bis morgen.«
      »Nein. Ich habe ja angefangen. Ich will weitermachen. Außerdem gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Sie fesselten Mama genauso wie mich und wir saßen uns gegenüber. Dann gingen sie mit Papa nach draußen. Und dann hörten wir den Knall.«
      »Wie viel Zeit verstrich zwischen dem Moment, als sie hinausgingen, und dem Schuss?«
      Alison schüttelte abwesend den Kopf. Sie hielt den Becher ganz nah vor ihre Kehle. Die Ärmel ihres Sweatshirts waren hochgerutscht, Banks konnte die wunden, roten Striemen sehen, wo ihr das Seil ins Fleisch geschnitten hatte. »Ich weiß es nicht. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich kann mich nur daran erinnern, dass Mama und ich einfach dasaßen und uns anguckten, ohne zu wissen, was da vor sich ging. Ich weiß noch, dass ich einen Vogel schreien hörte. Keine Schnepfe. Keine Ahnung, was es war. Es kam mir wirklich wie eine Ewigkeit vor, die Zeit zog sich endlos in die Länge, und Mama und ich kriegten nun richtig Angst; es war grässlich, nur so dazusitzen und uns anzustarren, ohne zu wissen, was sich abspielte. Dann hörten wir die Explosion und ... und es war so, als würde alles zusammenbrechen. In Mamas Augen sah ich etwas sterben, es war so, so ...« Alison ließ den Becher fallen, der über die Tischkante rollte, auslief und ohne in Stücke zu gehen auf den Boden knallte. Die Schluchzer schienen von ganz tief aus ihr herauszukommen, dann begann sie zu zittern und zu weinen.
      Banks ging zu ihr und legte einen Arm um sie, und das Mädchen klammerte sich mit aller Kraft ihres Lebens an ihn und weinte an seiner Brust.
     
    * III
     
    »Sieht aus wie sein Büro«, sagte Banks, als Gristhorpe das Licht in dem letzten Zimmer im oberen Stockwerk anschaltete.
      Zwei große Schreibtische waren in L-Form aneinander gestellt. Auf dem einen standen ein Computer und ein Laserdrucker, auf einem kleinen Tisch daneben ein Faxgerät mit einem an der Vorderseite angebrachten Korb für die abgeschnittenen Blätter. Auf der Rückseite des Computertisches stand ein Schrank an der Wand. Die Fächer waren mit Diskettenschachteln und Softwarehandbüchern gefüllt, von denen die meisten von normalen Betriebssystemen sowie Textverarbeitungs- und Buchhaltungsprogrammen handelten.
      Der andere Schreibtisch stand direkt vor dem Fenster, das einen Blick auf den Hof bot. Noch immer gingen dort unten die Beamten der Spurensicherung ihrer Arbeit nach und sammelten Proben von so gut wie allen Dingen, deren sie habhaft werden konnten, maßen Entfernungen, versuchten Abdrücke von Fußspuren zu bekommen und siebten die Erde. In der Scheune hatten ihre hellen Bogenlampen Darbys umherschweifenden Spot ersetzt.
      An diesem Schreibtisch hatte Rothwell die handgeschriebene Korrespondenz erledigt und Telefonate geführt, vermutete Banks. Es gab einen Durchschlagblock, der neu aussah und deshalb leider keine praktischen Anhaltspunkte enthielt, ein Marmeladenglas voller Kugelschreiber und Bleistifte, einen leeren Notizblock, eine elektronische Rechenmaschine mit Druckfunktion sowie einen Terminkalender, aufgeschlagen auf der Seite des Mordtages, des 12. Mai.
      Es gab lediglich zwei Eintragungen neben der
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