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Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
Autoren: Peter Robinson
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Anschein nach hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sich zu rasieren oder seinen wilden grauen Haarschopf zu kämmen.
      »Verdammt und zugenäht, Alan«, sagte er zur Begrüßung, »du siehst aus wie Inspector Columbo.«
      Das schlägt dem Fass doch den Boden aus, dachte Banks. Aber der Superintendent hatte Recht. Er hatte nur schnell einen alten Trenchcoat übergeworfen, weil er wusste, dass die Nacht kühl werden würde.
      Nachdem Banks berichtet hatte, was er bisher herausgefunden hatte, warf Gristhorpe einen kurzen Blick in die Scheune, befragte Constable Carstairs, den Beamten, der als Erster am Tatort gewesen war, und gesellte sich dann wieder zu Banks, wobei sein für gewöhnlich rötliches, pockennarbiges Gesicht nun ein wenig blasser war als sonst. »Gehen wir ins Haus, ja, Alan?«, sagte er. »Ich habe gehört, Constable Weaver setzt einen Tee auf. Vielleicht kann er uns mit ein bisschen Hintergrundwissen versorgen.«
      Sie gingen über den ungepflasterten Hof. Über ihnen schienen die Sterne kalt und leuchtend wie Eissplitter auf schwarzem Samt.
      Im Inneren des Bauernhauses war es mollig warm, eine angenehme Abwechslung zu der kalten Nacht und dem schaurigen Tatort in der Scheune. Das Haus war so renoviert worden, wie sich Yuppies eine ursprüngliche, ländliche Einrichtung vorstellen: freigelegte Balken und rohe Steinmauern in einem offenen, sich über beide Stockwerke erstreckenden Wohnzimmer, das ganz und gar in erdigen Braun- und Grüntönen gehalten war. In einem Steinkamin glimmten die Reste eines Holzfeuers, daneben stand ein Paar antiker Ständer für Holzscheite und ein dazu passendes Gestell, an dem Schürhaken und Zange hingen.
      Vor dem Kamin bemerkte Banks zwei sich gegenüberstehende Lehnstühle. Einer von ihnen war umgefallen oder umgestoßen worden. Neben beiden lagen Seilrollen. Der Sitz des einen Stuhles sah nass aus.
      Banks und Gristhorpe gingen weiter in die ultramoderne Küche, die aussah wie einer grellen Broschüre entnommen und in der Constable Weaver gerade kochendes Wasser in eine große rote Teekanne goss.
      »Fast fertig, Sir«, sagte er, als er die Beamten der Kriminalpolizei sah. »Ich lasse ihn nur noch ein paar Minuten ziehen.«
      Die Küche war mit hellen, rot und weiß gemusterten Kacheln gefliest, und jeder verfügbare Quadratzentimeter war passgenau mit Mikrowelle, Ofen, Kühlschrank, Geschirrspülmaschine sowie Schränken ausgefüllt worden. Außerdem gab es in der Mitte ein frei stehendes Tischelement, das mit hohen Barhockern aus Kiefer flankiert war. Banks und Gristhorpe nahmen Platz.
      »Wie geht es seiner Frau?«, wollte Gristhorpe wissen.
      »Seine Frau und die Tochter sind im Haus, Sir«, sagte Weaver. »Der Doktor hat sich um sie gekümmert. Beide sind unverletzt, aber sie haben einen Schock erlitten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie die Leiche gefunden haben. Sie sind oben mit Constable Smithies. Anscheinend gibt es noch einen Sohn, der sich gerade irgendwo in Amerika herumtreibt.«
      »Wer war dieser Rothwell?«, fragte Banks. »Es dürfte ihm nicht gerade an Kohle gefehlt haben. Wird irgendetwas vermisst?«
      »Wissen wir noch nicht, Sir«, antwortete Weaver. Er schaute sich in der makellosen Küche um. »Aber ich verstehe, was Sie meinen. Ich glaube, er war so eine Art Finanzgenie. Diese neumodischen Küchen sind nicht billig, das kann ich Ihnen versichern. Meine Frau hat die Angewohnheit, die Werbebeilage der Mail ort Sunday immer bei dem einen oder anderen Modell aufgeschlagen liegen zu lassen. Das ist ihr ganz dezenter Wink mit dem Zaunpfahl. Bei den Preisen kriege ich jedes Mal eine Gänsehaut. Ich sage ihr immer, dass unsere Küche vollkommen ausreicht, aber sie ...«
      Während er redete, begann Weaver den Tee in die Tassen und Becher zu schenken, die er aufgestellt hatte. Nachdem er den zweiten gefüllt hatte, hielt er jedoch plötzlich inne und starrte zur Tür. Banks und Gristhorpe folgten seinem Blick und sahen dort ein junges Mädchen stehen, deren zierliche Figur von den Türpfosten eingerahmt war. Sie rieb sich die Augen und streckte sich.
      »Hallo«, sagte sie. »Sind Sie die Detektive? Ich würde gerne mit Ihnen sprechen. Ich heiße Alison Rothwell, jemand hat gerade meinen Vater getötet.«
     
    * II
     
    Sie war ungefähr fünfzehn Jahre alt, schätzte Banks, machte aber im Gegensatz zu vielen anderen Teenagern keinerlei Versuche, älter zu erscheinen. Sie trug ein ausgeleiertes graues
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