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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Autoren: Peter Robinson
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Stille. Er nahm ab und hörte sofort Gristhorpes Stimme. »Die Arschlöcher wollten mich nicht rauslassen, um Chivers zu vernehmen«, fluchte er. »Hast du es getan? Ist es gut verlaufen?«
      Banks musste lächeln und versicherte Gristhorpe, dass alles in Ordnung war.
      »Du musst unbedingt vorbeikommen, Alan. Es gibt da ein paar Dinge, über die ich mit dir sprechen will.«
      Banks zog seinen Mantel an und fuhr ins allgemeine Krankenhaus von Eastvale. Er hasste Krankenhäuser, er hasste den Geruch nach Desinfektionsmittel, die gestärkten Kittel, die blassen Gestalten, die an Ständern hängende Plastikbeutel durch die düsteren Flure schoben, aus denen eine durchsichtige Flüssigkeit in sie hineintröpfelte. Aber Gristhorpe hatte ein ganz angenehmes Einzelzimmer. Jemand hatte ihm bereits Blumen geschickt und Banks bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen, weil er mit leeren Händen gekommen war.
      Gristhorpe sah etwas blass und geschwächt aus, hauptsächlich durch den Schock und den Blutverlust, aber davon abgesehen schien er in ganz guter Form zu sein.
      »Harkness hat niemals damit gerechnet, wegen Gemmas Entführung Ärger mit der Polizei zu kriegen, nicht wahr?«, fragte er.
      »Nein«, sagte Banks. »Und nach allem, was uns Chivers erzählt hat, hatte er auch keine Veranlassung dazu. Es war ein fast perfektes Verbrechen. Er hat es geschafft, sich in der Gegend total zurückzuhalten. Niemand wusste, wie abartig seine Vorlieben wirklich waren.«
      »Genau, aber alles hat sich geändert, nachdem Johnson ermordet worden war, richtig?«
      »Ja.«
      »Und du warst wegen deines Komplexes ein bisschen schroff zu Harkness, oder?«
      »Kann sein. Worauf willst du hinaus?«
      Gristhorpe versuchte sich im Bett aufzusetzen und verzog sein Gesicht. »Deine Haltung ihm gegenüber ließ ihn vermuten, dass wir ihn auf dem Kieker hätten, oder?«, meinte er.
      »Wahrscheinlich.« Banks rückte die Kissen zurecht. »Ich glaube, er war sich ziemlich sicher, dass ich wiederkommen würde.« Der Superintendent trug einen gestreiften Schlafanzug, fiel ihm auf.
      »Und er hat sich belästigt gefühlt und damit gedroht, den Polizeipräsidenten anzurufen und vielleicht auch noch den Premierminister und wer weiß wen noch.«
      »Ja.« Banks schaute ihn verwirrt an. Worauf wollte Gristhorpe hinaus? Es war gar nicht seine Art, um den heißen Brei herumzureden. Hatte das Delirium schon eingesetzt?
      »Nehmen wir mal an, Chivers hat die Wahrheit gesagt«, fuhr Gristhorpe fort, »und er hat Gemma am Dienstagabend bei Harkness abgeliefert und Johnson am Donnerstagabend getötet. Harkness könnte also Gemma vor dem Mord an Johnson lebendig aus dem Haus geschafft haben, sagen wir nach Amsterdam. Aber warum hätte er das tun sollen? Und wenn er es bis dahin nicht getan hatte, dann wäre er für einen solchen Schritt später wahrscheinlich zu nervös gewesen.«
      »Das denke ich auch«, stimmte Banks zu. »Und er könnte ihre Kleider am Donnerstagabend oder am Freitag, nachdem ihm Chivers erzählt hatte, dass Johnson tot war, und er sein Honorar kassieren wollte, im Hochmoor versteckt haben, um uns abzulenken. Wegen seiner Beziehung zu Johnson muss Harkness zu diesem Zeitpunkt gewusst haben, dass wir ihn aufsuchen würden. Aber er könnte sie überall vergraben haben. Das Haus ist sehr abgelegen und durch die Bäume ziemlich gut geschützt. Ich meine, selbst wenn jemand auf der Straße vorbeigekommen wäre, hätte er nicht bemerkt, dass im Garten gerade eine Leiche vergraben wird, oder?«
      »Aber unsere Leute haben bisher noch nichts gefunden.«
      »Du weißt, dass es dauern kann. Es ist ein großer Garten. Wenn sie dort ist, werden die Leute sie finden. Und dann gibt es noch den Fluss.«
      »Falls sie wirklich dort ist.«
      Banks sah die Bluttransfusion langsam in Gristhorpes Ader tropfen. »Was soll das heißen?«
      »Hier.« Gristhorpe rollte sich vorsichtig zur Seite und holte etwas aus dem Nachtschrank hervor. »Ich habe einen von unseren Jungs gebeten, es als Beweismaterial aufzunehmen und mir hierher zu bringen.«
      Banks starrte auf das polierte Silber. »Der Kelch?«
      »Ja. Er stammt aus dem sechzehnten Jahrhundert, glaube ich. Erinnerst du dich, dass Phil und Susan mich in Harkness' Wohnzimmer getragen und auf das Sofa gelegt haben, bis der Krankenwagen kam? Als ich da lag, ist mir das Ding aufgefallen. Ich konnte ihn kaum übersehen, er stand genau auf meiner
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