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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Autoren: Peter Robinson
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außerdem hat er eine Riesenangst, glaube ich. Und das nicht nur, weil ich ihn verdächtige, etwas mit Gemma Scupham zu tun zu haben. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, Chivers ist entweder irgendwo im Haus oder er versteckt sich ganz in der Nähe. Und Harkness gewährt ihm nicht aus reiner Freundlichkeit Unterschlupf. Vielmehr ist er praktisch so etwas wie eine Geisel im eigenen Haus. Und er kann nichts dagegen unternehmen, ohne sich selbst zu belasten.«
      »Gut«, meinte Gristhorpe. »Lass mich reden und halte du die Augen offen. Wir werden versuchen, Harkness aus dem Haus zu locken, wenn es geht.«
      Banks nickte, bog in die Auffahrt und fuhr knirschend über den Schotter. Sein Magen krampfte sich zusammen; die Pistole hing schwer in seiner Tasche.
      Sie klingelten an der Tür. Harkness riss sie unwirsch auf. »Sie schon wieder?«, schnauzte er. »Was, zum Teufel, wollen Sie denn dieses Mal?«
      Gristhorpe stellte sich vor. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir die Sache auf dem Revier regeln«, sagte er zu Harkness.
      »Bin ich verhaftet? Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein. Das ist doch nichts weiter als ein aus der Luft gegriffenes Lügengespinst.«
      Er schwitzte.
      »Ich glaube, es wäre das Beste, Sir«, beharrte Gristhorpe. »Selbstverständlich haben Sie das Recht, Ihren Anwalt zu konsultieren.«
      »Ich werde Sie beide wegen ungerechtfertigter Verhaftung verklagen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie vom Dienst suspendiert werden. Ich ...«
      Banks meinte, dass sich auf der Treppe hinter Harkness etwas bewegt hatte, aber man konnte im Haus nur schwer etwas erkennen. Was dann folgte, kam so plötzlich und unerwartet, dass er erst im Nachhinein begriff, dass er nichts hätte tun können, um es zu verhindern.
      Sie hörten einen dumpfen Knall und sofort darauf schienen sich Harkness' Augen mit Blut zu füllen. Seine Stirn öffnete sich wie eine Rose im Zeitraffer. Instinktiv stürzten Banks und Gristhorpe aus der Schusslinie. Als sich Banks an die Hauswand drückte, bemerkte er das Blut und Gewebe auf seinem Gesicht und seiner Brust. Es stammte von Harkness. Ihm wurde übel.
      Die Zeit hing träge wie eine überreife Frucht über ihnen, bereit, jeden Moment hinabzufallen. Harkness lag mitten auf der Türschwelle; auf seinem kurz geschorenen Hinterkopf konnte man nur ein kleines Loch erkennen, unter seinem Gesicht trat eine dunkle Blutlache hervor und breitete sich um seinen Kopf herum aus. Gristhorpe stand mit dem Rücken an die Wand auf einer Seite der Tür gepresst, Banks auf der anderen. Im Haus war es totenstill. Dann - es konnten Minuten oder auch nur Sekunden nach dem Schuss gewesen sein - hörten sie vom anderen Ende des Hauses ein Krachen, gefolgt von einem Fluchen und dem Geräusch sich schnell entfernender Schritte.
      Sie schauten sich kurz an, dann nickte Gristhorpe, lief als Erster durch die Tür und sicherte mit gezogener Pistole den Flur und die Treppe. Nichts. Banks folgte ihm, wobei er die Haltung annahm, die er während seiner Ausbildung gelernt hatte: die Waffe ausgestreckt in der einen Hand, mit der anderen das Handgelenk abstützend. Sie kamen ins Wohnzimmer, wo sie niemanden auffanden. Aber hinter den Verandatüren, von denen eine wohl im Vorbeistürmen mit dem Ellbogen eingeschlagen worden war, sahen sie Chivers den Rasen hinab zum Flussufer laufen.
      »Geh ans Funkgerät, Alan«, sagte Gristhorpe. »Sie sollen das Netz zusammenziehen. Und warne sie, vorsichtig zu sein. Ruf außerdem einen Krankenwagen!«
      Banks stürzte raus zum Wagen und gab die Nachricht an die Zivilbeamten weiter, die alle Funkgeräte in ihren Angelkisten oder Picknickkörben dabeihatten. Nachdem er einen Krankenwagen angefordert hatte, eilte er zurück ins Haus hinter Gristhorpe und Chivers her.
      Chivers befand sich im Garten und rannte zum Fluss hinab. Im Rennen drehte er sich um und feuerte mehrere Male. Ein Fenster zersprang, Schiefersplitter rieselten vom Dach - dann ging Gristhorpe zu Boden. Banks suchte Deckung hinter der Rotbuche und schaute zurück auf den Körper des Superintendents, der ausgestreckt auf dem Rasen lag. Er wollte zu ihm, aber er durfte seine Deckung nicht aufgeben. Vorsichtig spähte er um den Baumstamm herum und suchte nach Chivers.
      Chivers hatte nicht viele Fluchtmöglichkeiten. Zäune und dichte Hecken sperrten das Ufer nach Osten und Westen hin ab und schlossen Harkness' Grundstück ein. Vor ihm lag nur der Fluss. Nach einem
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