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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
Autoren: Peter Robinson
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Teil des North York Moores sowie einen kleinen Abschnitt der Küste zwischen Scarborough und Whitby hinzubekommen hatte. Es schien sinnvoll zu sein, einen kleinen Außenposten der Kriminalpolizei dort zu stationieren, der sich um die alltäglichen Angelegenheiten kümmern sollte. Und als Leiter dieses Postens fiel ihm Hatchley ein. Der war zwar faul und, was Details anging, ungenau, aber er besaß dennoch genug Kompetenz für diesen Job. In einem verschlafenen Fischerdorf wie Saltby Bay, so hatte Gristhorpe gegenüber Banks argumentiert, würde er doch bestimmt keinen großen Schaden anrichten können.
      Also war Hatchley gefragt worden, ob er sich ein Leben an der Küste vorstellen könne, und er hatte ja gesagt. Schließlich befand sich der Ort noch in Yorkshire. Da der Termin des Umzugs mit seiner bevorstehenden Hochzeit zusammenfiel, schien es vernünftig zu sein, beide feierlichen Anlässe zu verbinden. Obwohl Hatchley Sergeant blieb, hatte ihm Gristhorpe eine kleine Gehaltserhöhung verschafft und - was noch wichtiger war - mehr Verantwortung gegeben. Er sollte David Craig, der jetzt Detective Constable war, mit sich nehmen. Craig, der am anderen Ende der Theke gerade ein Bier hinunterschüttete, sah darüber nicht besonders erfreut aus. Hatchley und seine Frau würden in dieser Nacht nach Saltby Bay abreisen - oder, so wie die Dinge lagen, wohl eher erst am nächsten Morgen -, wo er einen zweiwöchigen Urlaub nahm, um ihr Haus am Meer einzurichten. Er bedauerte nur, dass es bis zum Sommer noch eine Ewigkeit hin war. Doch abgesehen davon, schien Hatchley mit der Situation durchaus zufrieden zu sein.
      In Eastvale war Richmond letztendlich zum Sergeant befördert und Susan Gay als neuer Constable zu ihnen ins obere Stockwerk versetzt worden. Noch konnte man nicht sagen, ob diese Regelung funktionieren würde, aber Banks hatte sowohl in Richmond als auch in Gay vollstes Vertrauen. Dennoch fühlte er eine gewisse Trauer. Er war jetzt seit fast drei Jahren in Eastvale, und während dieser Zeit hatte er Sergeant Hatchley trotz seiner offensichtlichen Fehler allmählich ins Herz geschlossen und wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Erst im letzten Sommer war Banks so weit gewesen, Hatchley mit seinem Vornamen anzusprechen, aber er spürte, dass Hatchley, gemeinsam mit Superintendent Gristhorpe, alles getan hatte, um ihm nach seinem Umzug von London die Anpassung an die Lebensart in Yorkshire zu erleichtern.
      Die Musik wurde langsamer. Percy Sledge begann »When a Man Loves a Woman« zu singen. Sandra berührte Banks Arm. »Wollen wir tanzen?«
      Banks nahm ihre Hand, gemeinsam schritten sie zur Tanzfläche. Bevor sie dort ankamen, tippte ihm jemand sachte auf die Schulter. Er drehte sich um und sah Constable Susan Gay; Schneeflocken schmolzen auf den Schultern ihres marineblauen Mantels und in ihrem kurzen, gelockten blonden Haar.
      »Was ist los?«, fragte Banks.
      »Kann ich mit Ihnen reden, Sir? Irgendwo, wo es ruhig ist.«
      Der einzige ruhige Ort waren die Toiletten und sie konnten kaum zusammen in die Herren- oder Damentoilette stürmen. Die Alternative war die Ecke gegenüber des DJs, die einen verlassenen Eindruck machte. Banks fragte Sandra, ob sie etwas dagegen hätte, wenn sie diesen Tanz ausließen. An solche Zwischenfälle gewöhnt, zuckte sie resigniert mit den Achseln und ging zurück an die Theke. Banks bemerkte, dass Gristhorpe ihr galant seinen Arm anbot und die beiden auf die Tanzfläche gingen.
      »Ein Mord, zumindest ein möglicher Mord«, erklärte Constable Gay, sobald sie einen ruhigeren Platz gefunden hatten. »Als ich reinkam, habe ich den Superintendent nicht gesehen, deshalb bin ich gleich zu Ihnen gekommen.«
      »Irgendwelche Einzelheiten?«
      »Bisher kaum.«
      »Wie lange ist es her?«
      »Ungefähr zehn Minuten. Ich habe Constable Tolliver hingeschickt und bin sofort hierher gefahren. Es tut mir Leid, dass ich die Feier verderbe, aber ich wusste nicht, was ich sonst...«
      »Schon gut«, sagte Banks, »Sie haben richtig gehandelt.« Das hatte sie nicht, aber das konnte man ihr nicht zur Last legen. Sie war neu auf ihrem Posten und ein Mord war gemeldet worden. Was hätte sie tun sollen? Nun, sie hätte die Sache selbst überprüfen können und dabei vielleicht herausgefunden, dass es sich, so wie in neun von zehn Fällen, um einen Irrtum oder einen Streich handelte. Oder sie hätte auf eine Nachricht des Constables warten und sich die
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