Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
aufgefallen, daß sie sich für ihre jungen Jahre ausgesprochen gekonnt schminkte und sich für Theater und Schauspielerei interessierte. Nun hatte sie Ramsden mit einer sehr attraktiven Frau gesehen, es zwar zunächst vergessen, sich dann aber im Zusammenhang mit der Steadman-Geschichte wieder erinnert - vielleicht sogar bei der Beerdigung, wo sie genügend Zeit hatte, jedes Gesicht, jedes Kleidungsstück zu studieren. Ich war auch dabei und erinnere mich noch, wie aufmerksam sie uns alle musterte, aber damals hab ich mir nichts dabei gedacht. Wie auch immer, jedenfalls muß sie zu der Überzeugung gekommen sein, daß es sich bei Ramsdens Begleitung um Emma gehandelt hatte, eine sorgfältig geschminkte und aufgemachte Emma selbstverständlich. So kam es, daß sie Emma anrief, um sie zu warnen - und das war ihr Fehler.
      Offenbar hatte sie zu tief in Sturmhöhe geguckt, wie Emma später Ramsden erzählte, und sich vorgestellt, daß Ramsden den Mord an Harold Steadman verübt hatte, um Emma zu heiraten und sich das ganze Vermögen unter den Nagel zu reißen. Offenbar war sie aufgrund ihrer Lektüre fest davon überzeugt, daß Emma nach der Hochzeit ebenfalls getötet werden sollte, daß Ramsden den Niedergang seiner Familie nie verwunden hatte und Steadman aus tiefstem Herzen verabscheute, weil er sein Elternhaus gekauft und alles übernommen hatte. Also schlug sie Emma ein heimliches Treffen vor, um gemeinsam nach einem Weg zu suchen, der Emmas Probleme löste und gleichzeitig die Polizei dumm dastehen ließ. Mit dem Ergebnis, daß Emma - voller Entsetzen, überhaupt mit Ramsden in Verbindung gebracht zu werden - das Mädchen tötete.»
      «Was? Emma hat Sally umgebracht?» fragte Penny verblüfft.
      «Ja, Freitag nacht, oben an dem Übergang für Packpferde. Anschließend hat sie die Leiche an den Bach geschleppt - zu diesem Zeitpunkt war das Wasser noch nicht über die Ufer getreten - und unter den Steinen versteckt.»
      «Aber warum, um alles in der Welt, hat sich Sally diese einsame Gegend ausgesucht?» fragte Barker. «Sie muß doch gewußt haben, daß das gefährlich werden kann.»
      «Keineswegs, sie hat doch geglaubt, Emma warnen zu müssen, ihr sozusagen das Leben zu retten. Und selbst wenn sie möglicherweise Bedenken hatte, war sie offenbar nicht bereit, ihr Vorhaben aufzugeben. Fragen Sie Penny, sie hat sich im Grunde genauso verhalten und ist gar nicht auf die Idee gekommen, daß ihr Ramsden etwas antun könnte.»
      «Das ist doch überhaupt nicht vergleichbar», protestierte Penny. «Ich kenne Michael schließlich schon ein halbes Leben und wußte genau, daß er mir nichts tun würde, selbst wenn meine Vermutungen richtig waren.»
      «Wenn nicht er, dann eben ein anderer», erwiderte Banks. «Ich vermute, Sie hätten es nicht sehr trostreich gefunden, in bezug auf Michael recht zu haben und statt dessen von Emma abgemurkst zu werden. Für den Betroffenen spielt es doch wohl keine Rolle, wer es tut, oder?»
      «Nein, nur für die Polizei, nehm ich an.»
      «Sie irren sich», meinte Banks und beugte sich vor, um ihr in die Augen zu sehen. «Es spielt für jeden eine Rolle - das Opfer ausgenommen. Ein Mord läßt sich nicht rückgängig machen und bringt alles aus dem Gleichgewicht. Man kann einen Verstorbenen nicht ersetzen wie ein Stück Diebesgut, und der Tod läßt sich auch nicht heilen wie die physischen oder emotionalen Wunden, die bei Überfällen oder Vergewaltigungen entstehen. Der Tod ist unwiderruflich, er ist das Ende. Wie für Sally Lumb, die einen Fehler gemacht hat und dafür sterben mußte.»
      «Sie hat das falsche Buch gelesen», meinte Barker, «und es obendrein falsch verstanden. Sie hätte sich besser mit Madame Bovary beschäftigt, um zu erfahren, daß auch Frauen auf die Idee kommen, ihre Ehemänner zu beseitigen.»
      Banks hatte das Buch nicht gelesen, nahm sich aber vor, es schleunigst nachzuholen. Inzwischen war der Kellner wieder aufgetaucht, wurde aber nur von Barker und Penny bemüht.
      Banks zündete sich eine neue Zigarette an und fuhr fort: «Ramsden bekam es nun wirklich mit der Angst zu tun, nachdem Emma so weit gegangen war, auch noch Sally zu töten. Doch das Leben ging weiter, ohne daß die göttlichen Blitze vom Himmel fuhren und ihn zerschmetterten. Bis Penny plötzlich auf den Plan kam - und der Rest ist bekannt.»
      Penny schauderte und zog ihren Schal enger um die Schultern.
      «Emma Steadman hatte weitaus mehr Kraft und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher