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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
Autoren: Peter Robinson
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Energie, als wir alle ahnten», stellte Banks fest. «Ihr Alibi war wasserdicht, folglich war es ausgeschlossen, daß sie die Tat verübt hatte. Es sei denn mit Hilfe eines bezahlten Killers - ein Gedanke, den wir zwar eine Zeitlang erwogen haben, aber letztlich für abwegig hielten. Sergeant Hatchley lag in diesem Punkt ganz richtig - Emma Steadman hätte nicht einmal gewußt, wie man den Kontakt zu solchen Leuten herstellt. Außerdem hätte es damit einen unerwünschten Mitwisser gegeben, jemanden, den man immer zu fürchten hatte. Ramsden hingegen war die ideale Lösung; er stand völlig unter Emmas Kontrolle und profitierte ebenfalls von Steadmans Tod. Sally konnte sich ausrechnen, daß Mrs. Steadman schwerlich imstande gewesen war, die Leiche bis zu Tavistocks Wiese zu schleppen - ein weiterer Grund übrigens, sie nicht fürchten zu müssen -, andererseits hatte sie natürlich keine Ahnung, daß Ramsden ein perfektes Alibi zu haben schien. Von mir wußte sie es jedenfalls nicht, und von einem anderen wird sie es wohl kaum erfahren haben.
      Wenn ich mir so überlege, wie viele falsche Kombinationen es gegeben hat», meinte Banks mit einem Blick zu Penny. «Sie und Steadman zum Beispiel, Sie und Ramsden oder Sie und Barker hier. Eine Zeitlang habe ich sogar eine homosexuelle Verbindung zwischen Steadman und Ramsden in Betracht gezogen, aber auf Emma Steadman bin ich nicht gekommen. Ihr unscheinbares, geradezu freudloses Aussehen hat mir völlig den Blick verstellt - wie den meisten anderen übrigens auch -, und es kam mir einfach nicht in den Sinn, in ihr irgendwelche Kräfte oder Leidenschaften zu vermuten. Ich habe nicht einmal den Versuch gemacht, mir etwas Derartiges vorzustellen, dabei hatte ich die ganze Zeit diese höchst gefährliche Mischung von heißer Leidenschaft und kalter Berechnung vor Augen.»
      «Und wie sind Sie schließlich auf sie gekommen?» erkundigte sich Barker. «Mir wäre das nie eingefallen, nicht in einer Million Jahren.»
      «Das wird daran liegen, daß Sie Bücher schreiben, während ich richtig arbeite», witzelte Banks.
      «Touche. Aber mal im Ernst - was war der Grund? Das würde mich wirklich interessieren.»
      «Überlegen Sie mal - ist Ihnen nie irgendwas aufgefallen an Emma Steadman?»
      Barker dachte einen Augenblick nach. «Nein. Nicht, daß ich wüßte», antwortete er. «Allerdings hab ich sie auch nicht sehr häufig gesehen. Und wenn, hab ich mich eigentlich immer ein bißchen unbehaglich gefühlt.»
      «Warum?»
      «Keine Ahnung. Es gibt einfach Frauen, bei denen so was passiert.»
      «Davon haben Sie mir aber nichts erzählt, als ich Sie nach ihr gefragt habe.»
      «Meine Güte, ich hab nie darüber nachgedacht, bis eben», meinte Barker. «Außerdem - was hätte es schon für einen Unterschied gemacht?»
      «Keinen, vermutlich», räumte Banks ein. «Aber komischerweise ist es mir genauso gegangen, wenn ich ihr begegnet bin. Ich hatte sogar eine Art Klaustrophobie, ein mulmiges Gefühl im Bauch oder so was, und ich habe mich immer zur Ordnung gerufen, weil man solchen Gefühlen nicht nachgeben sollte.»
      «Und was hat es bedeutet?» fragte Barker.
      «Das ist mir erst im nachhinein klargeworden», erklärte Banks, «insofern hat die späte Erkenntnis nicht viel genützt. Ich vermute, daß ich im Unterbewußtsein auf ihre starke sexuelle Ausstrahlung reagiert habe, während mir zugleich ihre äußere Erscheinung zuwider war. Ich konnte nicht akzeptieren, mich zu ihr hingezogen zu fühlen, und habe deshalb mit Abwehr und Widerwillen reagiert. Es mag töricht klingen, aber ich habe mich eben einfach von der Fassade täuschen lassen, statt genauer hinzuschauen, und die Wahrheit ist mir erst sehr spät aufgegangen. Zum einen durch eine Bemerkung von Darnley, die er irgendwann bei meinem Besuch in Leeds hatte fallenlassen und die mir mit aller Gewalt nicht mehr einfallen wollte. Eine ganz beiläufige Feststellung, eine winzige Kleinigkeit, die man leicht überhört.»
      «Und was war das?» wollte Penny wissen.
      «Er meinte, Emma wäre damals gewesen, was für mich in dem Moment eine völlig belanglose Bemerkung war. Dann war Sally plötzlich verschwunden, und ich überlegte mir, daß es einen Zusammenhang geben mußte mit dieser Steadman-Geschichte, aber ich wußte nicht, welchen. Ich wußte von Sallys Neigungen zum Theater, zur Schauspielerei, aber das hatte wenig mit Michael Ramsden zu tun und
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