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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume
Autoren: Josie Litton
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sich, und sie war doch landeinwärts gebracht worden, dann müsste er woanders nach ihr suchen. Oder sie war womöglich schon gefunden worden, und er wusste es nicht. Dann verdrängte er die Zweifel ebenso wie sein Wunschdenken. Die Disziplin, die ihm zur zweiten Natur geworden war, gebot ihm, sich auf die jetzige Situation zu konzentrieren. Für andere Überlegungen, falls sie überhaupt nötig waren, würde er später immer noch Zeit finden. Im Hafen wurden auf mehreren Handelsschiffen die Segel gesetzt, einige Fischer lösten die Vertäuung ihrer Boote. Bevor sie zu den Rudern griffen, richtete Alex seine Aufmerksamkeit auf die Schiffe, die immer noch außerhalb des Hafens ankerten. Die Kapitäne, die zu den Kais segeln wollten, würden die Flüt abwarten. Und wer eine Reise plante, würde jetzt, wo sich der Nebel gelichtet hatte, seine Vorbereitungen treffen.
    Eins der Schiffe wurde bereits klargemacht. Offenbar war die Besatzung flinker als die anderen oder der Kapitän so erfahren, dass er das Ende des gefährlichen Nebelwetters schneller vorausgesehen hatte. Allem Anschein nach ein Fischerboot - aber keine Netze an Deck... Durch sein Fernglas sah Alex einige Männer. Doch sie wandten ihm den Rücken zu, während sie die Segel setzten. Im Schatten einer offenen Tür, die unter Deck führte, stand jemand, der Befehle zu erteilen schien.
    »Verdammt, dreh dich um«, murmelte Alex und wartete - und wartete...
    Der Mann drehte sich um.
    Nur die eiserne Disziplin des Kriegers befähigte Alex, das Fernglas vorsichtig beiseite zu legen, ohne es zu zerbrechen. Die Ruder tauchten ins Wasser, und er legte sich in die
    Riemen. Kraftvoll spannten sich die Muskeln seiner Brust und seiner Oberarme an, von der rasenden Wut eines einzigen Gedankens beflügelt - er musste Deilos erreichen, bevor sich der Schurke an Joanna vergreifen konnte.
    Offenbar war die Tür von außen verriegelt. Deshalb ließ sie sich nicht öffnen. Eine andere Erklärung fand Joanna nicht. Normalerweise konnte man Kabinentüren von innen versperren. An dieser musste man eine Veränderung vorgenommen haben, damit die Gefangene nicht fliehen konnte. Also hatte Deilos wirksame Maßnahmen ergriffen. Seufzend wandte sie sich zum Bullauge. Beim Bau dieses Fischerboots hatte man keinen Wert auf Licht und Luft gelegt. So schlank sie auch war, sie würde es wohl kaum schaffen, sich durch die schmale Öffnung zu zwängen.
    Nun blieben nur noch die Wände, der Boden und die Decke übrig. Beklemmende Erschöpfung drohte sie zu lähmen, die Folge der schlaflosen Nacht und ihrer verzweifelten Anstrengungen. So gut sie es vermochte, schüttelte sie das Schwächegefühl ab, warf die dünne Matratze von der Koje, zerrte an einer Planke, die darunter zum Vorschein kam, und starrte die Wände an. Die bestanden aus glatten Brettern, eng aneinander gefügt, aber ohne Mörtel oder Gips, sodass die unvermeidlichen Ritzen dazwischen nicht gefüllt waren. Auf Reisen nach Norden, zu den Fischereizonen bei Island und Neufundland, musste eisiger Wind durch diese Lücken wehen. Sie holte tief Luft, löste die Planke aus der Koje und schob ein Ende zwischen zwei Bretter. Mit einem dumpfen, befriedigenden Geräusch blieb es stecken, doch es schabte nur ein paar Splitter aus dem Holz und erzielte keine nennenswerte Wirkung. Was würde sie für eine Axt, einen Hammer oder irgendetwas geben, mit dem sie sich einen Fluchtweg aus ihrem Gefängnis bah-nen könnte - schnell genug, um ihren Feinden zu entkommen ... Wenn sie die Wand mit der Planke bearbeitete, würde sie sich nicht nur vergeblich bemühen, sondern mit dem Lärm auch noch unerwünschte Aufmerksamkeit erregen.
    Oder sollte sie sich etwas anderes einfallen lassen? Deilos wollte sie als Köder benutzen, um Alex in den Tod zu locken. Daran zweifelte sie nicht. Und um das zu verhindern, war ihm kein Risiko zu groß.
    Entschlossen zog sie die Planke zwischen den Brettern hervor und hämmerte damit gegen die Tür, immer wieder. Der Krach gellte schmerzhaft in ihren Ohren, bis endlich -dem Himmel sei Dank - hastige Schritte im Korridor erklangen.
    Joanna sprang von der Tür weg und postierte sich daneben. Mit beiden Händen umklammerte sie die Latte und konzentrierte sich auf ihre einzige Chance - den einzigen Augenblick, wo...
    Ein Mann stieß die Tür auf und betrat die Kabine. Es war nicht Deilos, der Mann war etwas kleiner und stämmiger.
    Wütend fluchte er auf Akoranisch. Joanna holte tief Luft, schwang die Planke hoch und
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