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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume
Autoren: Josie Litton
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allen Lichts, aller Hoffnung... Sie würde sterben. Oh nein, bitte, nicht jetzt. Alex - Alex...
    Er stieß die Akoraner beiseite, die ihn zuerst attackierten, packte Deilos und stürzte mit ihm auf das schräge Deck. Mitleidlos hämmerte er den Kopf seines Feindes auf die Planken. Nicht einmal, als das Blut des Verräters über seine Hände rann, gab er sich zufrieden. Doch dann stürmten weitere Besatzungsmitglieder heran. Alex stand auf, hob den blutenden, keuchenden Schurken hoch und warf ihn den Männern entgegen. Erst jetzt merkte er, dass Joanna verschwunden war. Bevor er ins Wasser sprang, hielt er sekundenlang inne, um Atem zu schöpfen und einen Schrei auszustoßen.
    »Joanna!«
    »Joanna...«
    So sanft klang diese Stimme. So vertraut, ein Ruf aus Träumen.
    »Joanna...«
    Eine andere Stimme, tiefer, stärker, so liebevoll.
    »Tochter...« Über ihr... Die Stimmen schwebten über ihr, und sie musste sie erreichen. Wenn sie das schaffte, würde sie gerettet, geliebt, beschützt... Mit einer Kraft, die nur teilweise von ihr selbst stammte, schwamm sie den Stimmen entgegen, aus dem Dunkel ins Licht.
    Er würde sie finden oder sterben. Auf diese beiden schlichten Möglichkeiten reduzierte sich sein Leben. Wenn es sein musste, würde er hinabtauchen, bis seine Lungen barsten. Niemals würde er sie in einem nassen Grab allein lassen. Er hörte Geschrei, drehte sich um und sah das Fischerboot zur Backbordseite krängen. Immer schneller sank es hinab, und Deilos’ Männer verschwendeten keine Zeit. Sie verließen ihren Anführer und versuchten, sich selbst zu retten.
    Nach einem tiefen Atemzug wollte er hinuntertauchen. Da sah er aufgewirbelte Wellen - starrte hinüber - wagte kaum zu hoffen - zu glauben...
    »Joanna!«
    Wenn sie den Ruf auch hörte, ihr fehlte die Kraft, auch nur den Kopf zu heben. Höher und höher peitschte der auffrischende Wind die Wogen empor. Vage erkannte sie den drohenden Ausbruch eines Sturms, eines Sommergewitters, das den Kanal heraufzog - so wie jenes, das ihr vor so vielen Jahren die Eltern geraubt hatte, und seither in ihren Albträumen tobte.
    Diesmal kein böser Traum, sondern raue Wirklichkeit -Leben, das erkämpft und bewahrt werden musste - oder für immer verloren wäre... Neue Widerstandskraft stieg in ihr auf, erst zaghaft, dann drängend, von eiserner Willensstärke begleitet. Wenigstens würde sie sich nicht ohne Gegenwehr geschlagen geben.
    »Alex!« Über einen Wellenkamm hinweg schwamm er zu ihr, ein muskulöser Arm umschlang ihren Körper, und die breite Brust, an die sie ihre Wange presste, spendete ihr Trost.
    »Halt dich fest, Joanna!«, befahl er. »Ganz fest!«
    Sie gehorchte, während die Wellen anschwollen und der Wind immer lauter heulte. Bald begann die Entschlossenheit, die Joanna so tapfer genährt hatte, zu verebben. Obwohl ihr Herz so heftig protestierte - sie wusste, sie würden die Gefahr nicht überleben. Zumindest würden sie gemeinsam sterben.
    Oder vielleicht nicht. Hinter Alex’ Schulter sah sie etwas Dunkles, Glattes schaukelnd aus den grauen Wogen ragen, eine Planke, die sich vom sinkenden Schiff losgerissen hatte. Sie schrie auf, streckte einen Zeigefinger aus. Vor Erleichterung schluchzte sie, als das kapriziöse Meer sie beide zu der Planke schleuderte.
    Vom rasenden Sturm umtost, klammerten sie sich an das Holz und aneinander. Der Wind heulte, Wellen schlugen über ihnen zusammen, aber die schwache Hoffnung schwand nicht dahin. Erschöpft verlor Joanna mehrmals das Bewusstsein. Aber Alex blieb hellwach, und seine größere Kraft schützte sie beide. Er wusste, dass sie ostwärts getrieben wurden.
    Hin und wieder sah er Küstenstreifen, wenn sie über Wellenkämme glitten. Doch er entdeckte keine Menschenseele, die ebenfalls im Zentrum des Sturms gefangen wäre. Deilos’ Männer hatten zusammen mit ihrem Kommandanten den Tod in der Tiefe des Meeres gefunden, vom wilden Zorn der Natur verschlungen. Seither musste einige Zeit verstrichen sein - wie viel, ahnte er nicht einmal. Seine Gedanken irrten zwischen dem einfachen Versuch, am Leben zu bleiben, und der Sorge um Joanna hin und her.
    Später - eine Stunde oder mehrere Stunden - spürte er, wie der Wind abflaute, die Wellen gingen nicht mehr so hoch, und das Brett ließ sich leichter festhalten - schließlich fast mühelos.
    Langsam beruhigte sich das Meer. Heftige Windböen wehten immer noch heran, aber immer seltener, ohne die zerstörerische Gewalt des soeben überstandenen Unwetters. Nun
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