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Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes
Autoren: Carter Brown
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das entsetzliche
Gefühl, sie sei mitten in der Luft stehengeblieben und würde jeden Augenblick
schwerfällig in die Tiefen des Ozeans plumpsen, der sich uns mit rasender
Geschwindigkeit näherte.
    »Wir werden in zehn Minuten
landen«, verkündete meine verführerische Schönheitskönigin und schenkte mir ein
schiefes Lächeln.
    Plötzlich war sie wieder eine
mollige, leicht verfettete Blondine, und mir wurde klar, daß ihr Lächeln schief
war, weil die Zähne leicht vorstanden.
    »Bitte, schnallen Sie sich an«,
sagte sie mit künstlicher Freundlichkeit zu mir.
    »Sie machen wohl Witze«, fuhr
ich sie an. »Ich hab’ mich nicht losgeschnallt, seit wir vor zwei Wochen New
York verließen .«
    »Sie brauchen nichts zu
befürchten, Sir .« Sie schenkte mir ein weiteres
schiefes Lächeln.
    »Wirklich ?« fragte ich heiser. Ich deutete zum Fenster hinaus, wo eine drohende Felsenkette
die Sicht versperrte. »Wieso fliegen wir dann so verdammt tief ?«
    Ihr Lächeln wurde ein wenig
starr. »Wir fliegen nur an der Küste entlang, Sir .«
    »Wunderbar!« Ich starrte sie
an. »Würden Sie mir dann vielleicht einen Rettungsring zur Verfügung stellen?
Ich will ja nicht sagen, daß ich zum Piloten kein Vertrauen habe, aber sicher
ist sicher, meinen Sie nicht ?«
    »Ich muß mich um die anderen
Passagiere kümmern, entschuldigen Sie«, erklärte sie hastig, und ich blickte
desillusioniert dem wackelnden Hinterteil nach, als sie durch den Gang eilte.
    Endlich hob sich die Landebahn
aus der Bottany -Bay, und die Maschine hatte wieder
festen Boden unter den Rädern. Doch der letzte Schreck stand mir noch bevor.
Als die Maschine vor dem Flughafengebäude zum Stehen kam und die übrigen
Passagiere zum Ausgang hasteten, mußte ich hilflos sitzen bleiben. Etwa fünf
Minuten später hörte die mollige Blondine einen meiner schrillen Hilfeschreie
und rannte herbei.
    »Wir sind da, Sir«, sagte sie
vorsichtig. »Möchten Sie nicht aussteigen ?«
    »Ich weiß«, knirschte ich.
    »Nun—«, sie hob hilflos die
Schultern. »Wollen Sie nicht aussteigen ?«
    »Nichts wäre mir lieber«, versetzte
ich. »Aber ich kann nicht .«
    »Sie meinen, die australischen
Behörden werden Sie nicht hereinlassen ?«
    »Ich meine«, erklärte ich mit
der gelassenen Stimme eines Stoikers, »daß ich von der Hüfte abwärts gelähmt
bin .«
    Ihr fielen fast die Augen aus
dem Kopf. »Sind Sie sicher ?«
    »Und wie«, erwiderte ich
geduldig. »Dreimal habe ich versucht aufzustehen, und dreimal gelang es mir,
mich genau fünf Zentimeter von diesem Sitz zu heben, ehe ich wieder zurückfiel.
Ich glaube, daß meine Wirbelsäule gelitten hat — wahrscheinlich unter dem
Gewitter und dem Wodka Martini, den Sie mir zur gleichen Zeit servierten. Dem
mit der kandierten Kirsche drin.«
    »Ich trinke selbst nicht«,
gestand sie. »Und ich dachte, es sei ein Old- fashioned ,
oder weiß der Himmel, wie man so einen Cocktail mit Kirsche nennt .«
    Als sie sich über mich beugte,
weiteten sich ihre Augen plötzlich, und ihre Hand schoß zu meinem Solarplexus.
Ich schloß rasch die Augen, in der Annahme, sie sei plötzlich übergeschnappt.
Ich hörte ein leises metallisches Schnappen und danach blödes Gekicher.
    »Warum versuchen Sie’s jetzt
nicht mal, Sir ?« forderte mich die Stewardeß mit
unterdrücktem Lachen auf. »Jetzt habe ich Ihren Sicherheitsgurt aufgemacht .«
    Ich verschwand wie der Blitz
aus der Maschine, aber dennoch nicht rasch genug, um nicht über drei
Stewardessen zu stolpern, die sich in einem hysterischen Anfall vor Lachen
bogen und sich krampfhaft an den Sitzlehnen festhielten.
    Mein letzter Hoffnungsschimmer
auf Völkerverständigung erlosch, als ich vor der bürokratischen Schranke stand,
die mich und Australien trennte. Ich stellte mich am Ende der Schlange an und
schob mich schließlich an dem Arzt vorbei, der offensichtlich enttäuscht war,
daß er noch immer niemanden mit Pocken entdeckt hatte.
    Die letzte Station war der
Zoll, und ich durchlebte einen herzbeklemmenden Augenblick, als der Beamte
einen flüchtigen Blick in meinen Koffer warf. Die Australier haben etwas gegen
die Einführung von Waffen in ihr Land, deshalb hatte ich von vornherein keine
Zeit daran verschwendet, lange Erklärungen abzugeben, weshalb meine .38er
Special bei diesem Besuch unerläßlich war. Jetzt schwitzte ich Blut, der Beamte
könnte meinen Mantel hochheben, den ich über dem Arm trug, und das Gewicht der
Waffe fühlen. Aber er tat nichts dergleichen. Schließlich
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