Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
die
Hände aus. »Der alte Gilbert gehörte zu den Menschen, die über die Leute in
ihrer unmittelbaren Umgebung immer genau Bescheid wissen wollen .«
    »Gehen wir doch ein bißchen mehr
ins Detail, Pete«, schlug ich vor. »Wie wär’s, wenn Sie ein paar Namen nennen ?«
    »Klar .« Er war verletzt über meinen kühlen Ton. »Wir sind schließlich Partner, oder
nicht? Dieser Theaterschriftsteller, Ambrose Norman, den kennen Sie doch, oder?
Na, also von dem könnte man behaupten, daß er einen ausgefallenen Geschmack hat .« Wieder stand jenes vielsagende Grinsen auf seinem
Gesicht. »Mr. Gilbert wollte alles schwarz auf weiß haben — Zeit, Ort, die
Namen seiner Geliebten — , diesen ganzen Kram.
Außerdem mußte ich seinen Geschäftsführer, diesen Champlin, überprüfen. Ich
mußte feststellen, wieviel Geld er auf der Bank
liegen hatte, wieviel er im Monat ausgab und mit wem
er verkehrte. Als ich feststellte, daß er zwei Konten hatte, bei zwei
verschiedenen Banken, war Gilbert über die Nachricht so erfreut, daß er mir
eine fette Prämie zahlte .«
    »Genau der Typ von
Auftraggeber, der zu Ihnen paßt.«
    »Wir verstanden einander«,
erklärte Jennings selbstzufrieden. »Dann war da noch die Adams, seine
Sekretärin. Sie war verheiratet, aber es ging nicht gut, und sie verließ ihren
Mann. Die Scheidung hat sie nie eingereicht. Dann fand ich heraus, daß sie mit
einem Schauspieler zusammenlebte — er spielte die Hauptrolle in einem der
Erfolgsstücke am Broadway, das Gilbert finanziert
hatte. Er hatte niemals einen Vertrag für die Dauer der Aufführungen
unterschrieben und wollte abspringen. Damals mußte ich Gilbert einen kleinen
Dienst erweisen .«
    »Erzählen Sie«, forderte ich
ihn auf.
    »Ich machte den Ehemann der
Dame Adams ausfindig« — er lachte obszön — , »nahm ihn
und einen Fotoapparat spätabends mit in die Wohnung und überraschte die beiden.
Es gelang mir, ein paar gute Aufnahmen von ihnen zu machen, ehe sie sich das
Bettuch um den Körper wickeln konnte. Dann spuckte ich große Töne, was für
einen Skandal das geben würde, und schob ab. Der Schauspieler fühlte sich gar
nicht wohl in seiner Haut, er hatte nämlich in Westchester eine Ehefrau sitzen.
Am nächsten Tag unterschrieb er den Vertrag für die Spieldauer des Stückes, und
ich bekam wieder einmal eine Prämie. Mr. Adams erhielt eine Abschlagssumme, und
drei Monate später ließ er sich in aller Stille in Reno von der Adams scheiden .«
    »Und danach konnte sie ohne
Sorge wieder zu ihrem Schauspieler ziehen ?« fragte
ich.
    Jennings schüttelte traurig den
Kopf. »Er war ein ziemlich temperamentvoller Bursche. Nachdem wir an dem Abend
verschwunden waren, hat er sie ein bißchen geprügelt — nicht ernsthaft. Sie kam
mit einem blauen Auge und einer gebrochenen Rippe davon. Seitdem hat sie nichts
mehr von ihm gehört .«
    »Was sonst noch ?« erkundigte ich mich.
    »Über diesen Winkeladvokaten,
den Barth, habe ich niemals etwas in Erfahrung gebracht«, gestand er
enttäuscht. »Ich kann mir nicht vorstellen, welchen geheimen Lastern der
Bursche frönt .«
    »Und wie steht es mit Felix
Parker — dem langjährigen Freund und Verräter, wie Leila es formulierte ?«
    »Gilbert und er waren schon
ewig befreundet — besuchten zusammen das College und so weiter .« Er lachte leise. »Er war der einzige Mensch, von dem Gilbert
glaubte, er könnte ihm vertrauen, bis er erfuhr, daß Parker ein Verhältnis mit
seiner Tochter hatte .«
    »Mit Leila?«
    »Klar, mit wem denn sonst? So
wütend wie an dem Morgen, als ich es ihm erzählte, habe ich Gilbert nie zuvor
und nie danach erlebt. Als er sich schließlich etwas beruhigt hatte, meinte er,
ich sollte ihm noch einen kleinen Dienst erweisen .« Jennings’ Gesicht wurde plötzlich ernst, und seine Augen flackerten unruhig.
»Und das habe ich getan«, schloß er lahm.
    »Was haben Sie getan ?«
    »Ach, nichts Besonderes.«
    »Raus mit der Sprache!«
    Jennings zuckte mit den
Schultern. »Parker hat eine Schwester. Sie ist jünger als er und nicht
verheiratet. Lehrerin in New Jersey. Ich richtete es so ein, daß sie ein
Wochenende mit Gilbert auf Long Island verbrachte .«
    »Hatte sie denn nichts dagegen
einzuwenden ?«
    Jennings blickte angelegentlich
zur Decke. »Sie hatte gar keine Wahl. Später erklärte Gilbert Parker, jedesmal,
wenn er eine Nacht mit Leila verbrächte, würde seine Schwester eine Nacht mit
Gilbert verbringen. Da war Schluß mit der Liebe .«
    »Aber das mit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher